𝐋𝐨𝐫𝐞𝐧𝐳𝐨 - 𝐅𝐨𝐫𝐞𝐯𝐞𝐫 𝐦𝐢𝐧𝐞

16

Der Blick auf meinen Laptop, das unaufhaltsame Voranschreiten der Uhr auf 17 Uhr - meine Schicht endet in einer halben Stunde. Ein langer, erschöpfender Tag mit endlosen Meetings, in denen ich mich durch Zahlen tanzen und Preise sowie Firmenanteile verhandeln musste. Doch selbst in diesem Meer aus Geschäften und Verhandlungen gibt es einen beharrlichen Gedanken, der immer wieder auftaucht, meine Aurelia.

Die großen Fenster meines luxuriösen Büros lassen das warme Abendlicht hereinströmen, tauchen den Raum in ein goldenes Leuchten. Zwischen den glänzenden Möbeln und dem Trubel der Geschäftswelt kaufte ich heute einen neuen Club in der Londoner Innenstadt. Ein Ort, der nun zu hundert Prozent mir gehört und den ich, wie könnte es anders sein, nach Aurelia benannt habe.

Die Erschöpfung des Tages legt sich wie Blei auf meine Schultern und die drängende Notwendigkeit, meine Besessenheit in den Griff zu bekommen, macht sich bemerkbar. In genau zwei Wochen steht die große Neueröffnung bevor. Der Club wird renoviert, verschönert und vergrößert.

Ich frage mich, ob Aurelia Interesse hat, diesen besonderen Moment mit mir zu teilen. Doch ich zögere, ihren Raum zu respektieren und sie nicht zu drängen.

Hoffentlich werden wir uns vertragen und dann kann ich ihr eine kleine Freude machen. Mit dem Club der an sie gerichtet ist und das ich mehr Zeit mit ihr wieder verbringen kann.

Mein Laptop wird zur Oase, in der ich nicht nur Geschäftliches, sondern auch Gedanken und Gefühle bearbeite. Ich lege den Kopf zurück, lasse meine Hand durch meine leicht zerzausten Haare gleiten und atme tief durch. Die Stille wird abrupt durchbrochen, als mein Handy aufleuchtet.

Ihr Name auf dem Display lässt mein Herz schneller schlagen. Nach einer langen Woche hat sich endlich meine süße Dahlie gemeldet.

Auch wenn ich sie nicht belästigen wollte mit meinen vielen Nachrichten. Bin ich überglücklich, dass sie sich nach den letzten Tagen ohne jeglichen Kontakt endlich gemeldet hat.

Ihre Worte lesen sich wie ein zarter Liebesbrief:

Aurelia: Lorenzo, es tut mir leid. Ich habe lange gebraucht, um zu antworten. Doch ich brauchte Zeit, das Geschehene zu verarbeiten und zu verstehen. Aber in den letzten Tagen hat sich mein Zustand verbessert, und ich glaube, ich bin bereit, mit dir zu sprechen. Wenn du Zeit hast, könntest du heute vorbeikommen?

Ein einziges Ja schreit in meinem Kopf. In der vergangenen Woche hat sich auch meine Gesundheit verbessert, aber die Angst, dass unsere Freundschaft ruiniert sein könnte oder dass es eine Chance gibt, alles zu klären, steigt ins Unermessliche.

Schnell beginne ich, eine Antwort zu verfassen. Vor dem Abschicken lese ich sie mehrmals durch, um sicherzustellen, dass sie genauso perfekt ist wie das wunderschöne Mädchen, das ich so sehr liebe und verehre.

Lorenzo: Hey Aurelia, es freut mich zu hören, dass es dir besser geht. In einer halben Stunde kann ich bei dir sein. Bis bald, la mia bella dalia (meine wunderschöne Dahlie).

Nach dem Abschicken verschwindet das Handy in meiner Hosentasche. Ich stehe auf, gehe zum Kleiderständer, wo meine Jacke hängt. Auch wenn ich eigentlich noch zwanzig Minuten arbeiten müsste, ist Aurelia meine einzige Priorität.

Niente si avvicina a lei e niente è così importante per me come lei. Non potrei mai immaginare di amare qualcuno più della mia ragazza.

(Nichts kommt an sie heran und nichts ist mir so wichtig wie sie. Ich konnte mir niemals vorstellen jemanden mehr zu lieben wie mein Mädchen.)

Als ich die Bürotür hinter mir schließe, hebt meine Sekretärin den Kopf und lächelt mich mit dunklen Augen an. Die Versuche, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, steigern sich von Tag zu Tag. Ihre Annäherungsversuche sind wie ein ständiger Begleiter, den ich am liebsten abschütteln würde.