Das geheime Training

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Es vergingen einige Wochen in denen ich außerhalb des regulären Unterrichts mit Terra, Ahila und Selene meine Magischen Fähigkeiten, das lesen und meine Orientierung verbesserte. Kiran, Delwin und Rune verbrachten ihre freie Zeit hingegen damit mir in der Bibliothek mit ihrem Besserwisser Getue auf die Nerven zu gehen, aber das war immer noch besser als von Lumia und ihren Lakaien schikaniert zu werden. Langsam hatte ich mich an meinen neuen Alltag gewöhnt. Statt morgens zitternd vor Kälte in einem löchrigen Müll Haus, wachte ich nun in einem warmen Bett auf das von richtigen Wänden umgeben war. Statt schmutziger alter Lumpen trug ich richtige Kleidung mit dessen zahlreichen Gürteln ich Tag für Tag besser klar kam. Ich musste nicht den ganzen Tag durch den Markt des Arbeiterviertels schleichen um etwas zu essen zu stehlen, sondern musste nur in den Speisesaal gehen um mir etwas zu holen. Mein altes Leben verschwand immer mehr in den Hintergrund, dennoch vergaß ich keinen einzigen Tag den ich in dieser Zeit überlebt hatte, doch dorthin zurück konnte ich nicht mehr, selbst wenn ich es wollte. Ich wusste nicht mal ob von dem Armenviertel... meinem zu Hause, überhaupt noch etwas übrig war.

Nachdenklich saß ich im Dryaden-Garten und betrachtete die Halskette in meinen Händen. Ich dachte sehr oft an Evander. Ich hoffte das es ihm gut ging, dass er noch lebte und ich hoffte ihn eines Tages wieder zu sehen, doch so wie gerade alles lief, schien dieser Wunsch niemals in Erfüllung zu gehen.
"Warum so ein trauriges Gesicht Liebes?" ich schreckte auf, so wie jedes Mal, wenn Delwin ohne jede Vorwarnung neben mir auftauchte. Mit überkreuzten Beinen lehnte er sich auf der Steinbank zurück und roch an einer tief Roten Rose.
"Ich hoffe für dich das du diese Rose nicht aus diesem Garten hast" lenkte ich ab und konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Er hielt inne und sah mich an.
"Ich bin doch nicht Lebensmüde" skeptisch musterte ich ihn.
"Seid ihr nicht unsterblich?"
"Nicht völlig und da die Dryade in einem Baum lebt, wird sie sicher wissen wie man einen Vampir tötet" antwortete er knapp, was mich aber neugierig werden ließ.
"Und wie tötet man einen Vampir?" fragte ich und Delwin sah mich perplex an.
"Hör mal, wenn du mich nicht magst kannst du es auch einfach sagen" protestierte er. Ich wedelte abwehrend mit den Händen.
"Nein, nein... so meine ich das nicht. Aber mal angenommen ich begegne so einem Vampir wie sie im Armenviertel leben. Was mache ich dann?" Er dachte nach und kreiste die Rose dabei mit seiner Hand.
"Oh... Natürlich" fing er mit seiner tiefen Stimme an.
"Die Menschen denken bestimmt heute noch das man uns allein mit einem Stück Holz umbringen kann. Aber wir sind so Mächtige Wesen dafür das uns ein einfacher Bleistift töten könnte"
"Also... nehme ich mal an das Holz euch nicht tötet?" genervt schnaubte er und betrachtete die Rose in seiner Hand.
"Nicht ganz... es betäubt uns. Ich wüsste nur zu gerne was sich diese Hexe dabei gedacht hat. Bestimmt stand sie mit ihrer Warzigen Nase vor ihrem knorrigen Spiegel und dachte: Ich erschaffe ein mächtiges Blutsaugendes Wesen das niemals sterben kann. Doch die Menschen müssen sich ja trotzdem verteidigen können... hm... lass mich mal überlegen. Ja richtig! Holz!" murmelte er und wurde gegen Ende immer lauter. Etwas eingeschüchtert versuchte ich einzuschätzen wie weit ich mit meinen Fragen noch gehen konnte.
"Das scheint ein sehr heikles Thema für dich zu sein oder?"
"Natürlich ist es das!... Ich arbeite in einer Akademie in der ein Haufen skeptische Studenten mit potentiellen Mordwaffen herumlaufen!" gegen dieses Argument konnte ich nun wirklich nichts mehr sagen.
"Aber ich dachte Holz betäubt euch nur" versuchte ich es dann doch noch mal.
"Ach liebes, wenn du wüsstest wie viele betäubte Vampire in der Menschenwelt unter der Erde liegen, weil Menschen nicht bis zwei zählen können... von den Menschen würde nichts mehr übrigbleiben" er hielt inne bevor er weitersprach. Als würde er noch mal darüber nachdenken ob er mir wirklich erklären sollte wie man Vampire tötete.
"Aber..., wenn du uns wirklich töten willst und ich hoffe das ich nicht dazu gehöre... dann... müssen die Köpfe rollen" fassungslos sah ich ihn an.
"Ich muss was tun!?"
"Wenn du einen Vampir töten willst musst du ihn enthaupten. Nur das tötet ihn vollständig. Aber nun bitte ein anderes Thema"
"Ja... da wäre ich auch dafür" stimmte ich zu, doch das endete mehr in einem Moment des unangenehmen Schweigens.
"Nun zu dir Liebes. Warum siehst du so traurig aus?" fragte er und ich blickte wieder auf die Kette.
"Ich habe an jemanden gedacht der wie ein Vater für mich war... ich wüsste gerne ob er noch lebt" klärte ich ihn auf.
"Ich verstehe. Rektorin Fenja hat mir bereits von Evander und der Kette erzählt"
"Das dachte ich mir schon" sagte ich betrübt und legte mir die Kette wieder um den Hals, wo ich sie dann unter meiner Kleidung versteckte.
"Evander hat richtig gehandelt Azura. Hätte er dir die Kette schon früher gegeben, hätten dich die Kriegerfeen erwischt und König Amos hätte dich schon lange hingerichtet" versuchte Delwin ihn zu verteidigen.
"Ja das kann schon sein... das ändert trotzdem nichts daran das er mich all die Jahre angelogen hat und das ich mich nicht verteidigen kann" maulte ich und wich seinem Blick aus.
"Das ist der Grund warum ich eigentlich hier bin... und ich glaube es einfach nicht das ich den Boten für diesen undankbaren Bängel spiele" murmelte er genervt, was mich wieder dazu brachte zu ihm zu sehen. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter.
"Kiran wartet auf der Wiese zwischen Akademie und Trainingsplatz auf dich"
"Warum das denn?"
"Für dein extra Training" antwortete er, dann stand er auf und stellte sich vor mich.
"Er ist der beste Kämpfer in diesem Jahrgang, was die Tatsache das er nicht in die Armee will für einige nur noch schlimmer macht. Aber dafür kannst du jetzt was von ihm lernen" erklärte er, dann verneigte er sich leicht vor mir und reichte mir die Rose. Unsicher griff ich nach ihr.
"Mein Job wäre dann fürs erste erledigt. Man sieht sich" dann verschwand er mit einem zwinkern. Einen kurzen Augenblick saß ich noch verwirrt mit der Rose in der Hand da und versuchte das Ganze zu verstehen, dann stand ich auf und ging zu der Wiese wo Kiran schon ungeduldig auf mich wartete.

Kiran stand mit dem Rücken zu mir und an den verschränkten Armen und der angespannten Körperhaltung erkannte ich schnell das er hier schon eine Weile auf mich wartete.
"Das hat ja lange gedauert dafür das Delwin dir nur schnell etwas ausrichten sollte" knurrte er noch bevor er sich zu mir umdrehte.
"Er... hat etwas um den heißen Brei herum geredet" gab ich zu und Kiran drehte sich mit seinem üblichen genervten Blick zu mir um. Sein Blick blieb an der Rose in meiner Hand hängen und ich sah wie sich seine Augen noch schmäler zusammenzogen.
"Läuft da etwas was zwischen dir und deinem Vampir-Wächter?" fragte er etwas angewidert und mit zusammengebissenen Zähnen. Geschockt folgte ich seinem Blick und verteidigte mich gleich.
"Was!?... Nein! Das ist... eine längere Geschichte" er schien mir nicht so wirklich zu glauben und drehte sich wieder von mir weg.
"Fangen wir an" sagte er dann fast schon bedrohlich und ich schluckte schwer bevor ich meine Sachen auf die Seite legte und ihm folgte.

Wir blieben auf einer kleinen Lichtung stehen die sichlinks neben dem Trainingsplatz zwischen zahlreichen Bäumen und Sträuchernbefand.
"Das... sieht schön aus" versuchte ich eine Unterhaltung mit Kiran zuführen der offensichtlich noch immer schlecht gelaunt war.
"Wir sind nicht wegen der schönen Aussicht hier, sondern um dich auf den Ernstfallvorzubereiten" er musterte mich.
"Ich glaube es einfach nicht das ich das mache" murmelte er so leisedas ich es gerade noch so hören konnte. Jetzt verschränkte ich die Arme und sahihn beleidigt an. Das kümmerte ihn jedoch nicht und er fing an wie ein strengerLehrmeister um mich herum zu laufen.
Bilde dir nicht zu viel auf deine Rolle ein zu Spinner!
"Es gibt unterschiedliche Kämpfer. Die die zu viel nachdenken und denrichtigen Zeitpunkt verpassen und es gibt die, die es schaffen im richtigenMoment die Taktik des Gegners zu erkennen und einen Gegenangriff zu starten.Und dann gibt es noch dich. Du denkst überhaupt nicht nach"
"Hey!" protestierte ich gleich. Ich konnte es einfach nicht glaubenwie fies er war.
"Du hast vielleicht einen guten rechten haken. Aber du schlägst zu bevordu darüber nachgedacht hast was für eine Konsequenz darauffolgen könnte"erklärte er und auch wenn mir sein Ton nicht gefiel, hatte er mit seinerAussage recht.
"Und wie kann ich das besser machen?"
"Ganz einfach. Benutze dein Hirn, denn dafür ist es da"
"Warum bist du heute so ekelhaft!?" fuhr ich ihn an. Er verdrehte dieAugen.
"Weil ich weit aus besseres zu tun habe als einer unfähigen Schattenfeedas Kämpfen beizubringen!" schimpfte er genervt.
"Wie einer anderen unfähigen Schattenfee in eine Bibliothek zu folgen zuder du keinen Zutritt bekommst?" konterte ich und sein Blick verändertesich zu einem fiesen grinsen.
"Zum Beispiel" dieses süffisante grinsen machte mich rasend und ichstürmte ich auf ihn zu und offenbar reichte es Kiran nicht mir einfach nurauszuweichen. Nein. Er stellte mir ein Bein so das ich mit dem Kopf voran mitdem Erdboden Bekanntschaft machte.
"Noch offensichtlicher konntest du deine Körpersprache nicht sprechenlassen" stellte er klar während ich mich wieder aufraffte und den Staubvon meiner Kleidung klopfte.
"Du bist so ein Arsch!" maulte ich und hörte nur das bittere lachenvon Kiran hinter mir.
"Los versuch es noch mal"
Das tat ich. Zehnmal und jedes Mal landete ich wieder im Dreck.
"Wie lange soll das denn noch gehen?" fragte ich völlig außer Atem.
"So lange wie es dauert deine Körpersprache zu verstecken. Wenn du eseinmal schaffst mich zu treffen hören wir auf"
Das schaffe ich doch nie! Erschöpft stemmte ich meine Arme gegenmeine Oberschenkel und versuchte mir einen Plan zu überlegen.
"Was ist los Azura? Hast du den Plan das Portal zu finden etwa schonaufgegeben?" provozierte er mich. Und er schaffte es. Mit diesem Satzentfesselte sich in mir eine Wut die ich nicht mehr kontrollieren konnte unddiese Wut wandelte sich in pure Energie um. Ruckartig drehte ich mich zu ihm umund rannte mit der geballten Faust auf ihn zu. Es funktionierte, denn offenbarhatte ich mich so ruckartig gedreht das Kiran nicht schnell genug ausweichenkonnte bevor meine Faust seine Magengrube traf. Doch Kiran blieb nicht stehen,sondern wurde gegen den Baum geschleudert der einige Meter hinter ihm stand.Geschockt starrte ich auf meine Hand, da mir diese enorme Kraft etwasübertrieben vorkam und ich sah noch wie die hauch dünne Kristallschichtverschwand die sich über der Haut meiner Faust gebildet hatte.
"Verdammt! Kiran! Geht es dir gut?" schrie ich gleich, doch ich bekamkeine Antwort. Als sich der Staub um ihn langsam lichtete sah ich wie er sichauf den Boden krümmte, aber nicht wegen meinem Schlag. Er war von einerFeuerroten Aura umgeben, etwas was ich schon oft bei verärgerten Kriegerfeengesehen hatte kurz bevor sie die Kontrolle verloren. Die Tatsache das Kiranschon vorher schlecht drauf war ließ meine Hoffnung das er sich wieder in den Griffbekam drastisch sinken.
"Oh nein... bitte nicht" sagte ich mit zitternder Stimme und gingdabei ein paar Schritte zurück. Kiran raffte sich wieder auf, doch die RoteAura blieb. Ich wusste das er versucht hatte dagegen anzukämpfen, aber die Wutin seinem inneren war weitaus höher als die die gerade in mir übergekocht war.Als er mich ansah leuchteten seine Augen in einem noch helleren Rot und imnächsten Moment rannte er los. Wie festgefroren stand ich da und sah in die glühendenAugen von Kiran der gerade den Kampf gegen seine Wut verloren hatte und nununkontrolliert auf mich zu rannte...


Schattenelement - Krieg der FeenWhere stories live. Discover now