Eine Magische Begegnung

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Unsicher sah ich zu den anderen, sie waren gerade in ein Gespräch vertieft. Ich schluckte bevor ich die Zeilen las die Professor Erion uns geschrieben hatte.

„Die Zeit ist knapp und ich weiß das ihr von der Sphinx erfahren habt wo ihr die Hydra finden könnt. Lasst euch aber gesagt sein das sie nicht gewillt sein wird euch zu sagen wo sich die Chimäre befindet. Doch in Helios gibt es noch ein allwissendes Wesen welches euch helfen kann sofern ihr es finden könnt. Es ist eure einzige Chance die Chimäre schnell zu finden. Ihr müsst ihn finden. Den Greif.
Viel Glück und beeilt euch!"

Meine Hände fingen zu zittern an und ich konnte nicht aufhören den Brief mit aufgerissenen Augen anzustarren. Nun merkten auch die anderen das etwas nicht stimmte.
„Azura was hast du?" fragte Terra gleich. Ich sah zu ihr und reichte ihr nur Wortlos den Zettel.
„Ein Greif? Ich wusste nicht das noch welche existieren. Ich dachte sie sind wie die Drachen ausgestorben" überlegte Kiran und ich nickte, da auch ich schon davon gehört hatte. Drachen und Greife waren sehr intelligente und Weise Fabelwesen die erst auf der Magielosen Ebene und dann auch auf der Lichtebene gejagt wurden. Die Menschen jagten sie aus Angst und die Feen, weil sie ihre Magie und Kraft für sich selbst nutzen wollten. Diese wunderschönen Wesen hatten einfach keine Chance und ihre Geschichte hat es sogar bis ins Armenviertel geschafft.
„Selbst wenn wir den Greif finden sollten, wird er bestimmt nicht gut auf Feen zu sprechen sein" stellte Selene berechtigt fest.
„Ja das mag sein und ich glaube das ihm auch egal sein wird ob eine Licht- oder eine Schattenfee vor ihm steht" fügte Kiran noch hinzu.
„Eine andere Wahl haben wir nicht. Die Hydra wird uns niemals sagen wo die Chimäre ist und wir haben keine Zeit mehr um uns etwas anderes zu überlegen" warf ich ein als ich meine Stimme wiederfand. Kurz herrschte Stille, jeder überlegte ob es eine gute Idee war nach dem Greif zu suchen, doch wir kamen zu dem Schluss das wir Professor Erion einfach vertrauen mussten, wenn er glaubte, dass es eine gute Idee war, dann mussten wir dem nachgehen.

Am Abend saßen alle um das Lagerfeuer herum und unterhielten sich, während ich mit dem Leitfaden in eine Decke gekuschelt im Unterschlupf saß und mir das Kapitel über das Qilin durchlas so wie ich es Ahila versprochen hatte. Nachdem ich über ihre Vorhersagenden Fähigkeiten las blickte ich zu den anderen auf. Sie lachten und aßen das was Delwin und Rune für uns gejagt hatten. Ich wurde nachdenklich und hatte das Bedürfnis mich irgendwo alleine zurückzuziehen und nachzudenken. Also klappte ich das Buch zu und schlich mich leise davon.

Ich entfernte mich nicht weit vom Lager, ich ging nur Flussaufwärts bis ich an dem Wasserfall ankam der wie ein Drachenkopf aussah. Es war traurig das diese Stattlichen Wesen nicht mehr existierten, denn ich hätte gerne gesehen wie sie durch die Wolken fliegen und bloße Ehrfurcht mit ihrer Anwesenheit auslösten. Gedankenverloren setzte ich mich auf den Boden und beobachtete das Wasser wie es in die tiefe in den kleinen See stürzte und mit der Strömung davon transportiert wurde. Ich sah Koi-Karpfen die sich gegen die Strömung in Richtung Wasserfall Kämpften. In Gedanken ging ich die ganzen Geschehnisse noch einmal durch. Die Rätsel der Sphinx, König Amos, die Rektorin und der Kampf gegen die Kriegerfeen.
„Was machst du hier?" ich zuckte zusammen und drehte mich Reflexartig in die Richtung aus der die Stimme kam. Es war Kiran der sich besorgt gegen einen Baum lehnte und mich beobachtete.
„Kiran? Ich... wusste nicht das jemand gesehen hat das ich gegangen bin" stammelte ich verunsichert und sah wieder zum Wasserfall. Leise hörte ich wie er näher auf mich zu kam.
„Ist alles in Ordnung?" fragte er und ich bemerkte das er nun direkt neben mir stand.
„Ja... ich... wollte nur ein bisschen alleine sein und nachdenken" gab ich leise zu.
„Verstehe... ich wollte dich nicht stören" er drehte sich weg und wollte wieder gehen, doch ich sprang wie automatisch auf und sah ihm nach.
„Warte" sagte ich und wusste nicht was ich weitersagen sollte als er sich zu mir umdrehte und mich fragend ansah. Mir war diese Aktion so peinlich das ich mich wegdrehte, damit er mein Peinlich berührtes Gesicht nicht sah.
„Nein... vergiss es" murmelte ich und hatte einfach keine Ahnung was plötzlich mit mir los war. Kiran lachte leise und kam wieder zu mir.
„Sag schon. Was ist los?" fragte er sanft.
„Ich weiß auch nicht... es war einfach viel los... zu viel" gab ich zu und wie aus dem nichts bahnten sich die Tränen in meine Augen. Ich wollte nicht schon wieder vor Kiran weinen, aber die ganzen Ereignisse waren in dem Moment einfach zu viel für mich und die Tränen überrollten mich so plötzlich das ich nichts dagegen tun konnte. Dann spürte ich plötzlich Kirans Hand auf meiner Wange. Mit verweinten Augen sah ich ihn an und war wie schon zuvor von seinen Feuerroten Augen gefesselt.
„Hey. Warum weinst du?" fragte er besorgt. Ich schniefte bevor ich ihm antwortete.
„Ich weiß auch nicht... es ist als würde dieser ganze Druck und der Stress den wir in den letzten Stunden hatten so schnell abfallen... und das ist gerade einfach zu viel für mich" gab ich ehrlich zu, da ich auch wusste das Kiran nichts außer der Wahrheit zulassen würde. Mit einem Ruck zog er mich in eine feste Umarmung, als wüsste er das mir das, das letzte mal bereits geholfen hatte mich zu beruhigen.
„Es wird alles Gut Azura" flüsterte er mir zu.
„Woher weißt du das?" ich spürte wie er leicht auflachte.
„Ich weiß es einfach" antwortete er dann und drückte mich sanft von sich weg ohne meine Schultern dabei loszulassen. Einige Minuten sahen wir uns nur an. Der Wind pfiff zwischen uns hindurch und zerzauste meine Haare ein wenig. Da war noch etwas anderes irgendetwas zwischen uns, ich konnte es nur nicht benennen. Ich wusste nur das ich mich in seiner nähe sicher und geborgen fühlte. In seinen Augen sah ich das er gegen irgendwas ankämpfte, es war ein schöner und gleichzeitig eigenartiger Moment und mit dem was Kiran als nächstes tat, hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Er küsste meine Stirn und hielt dann kurz inne.
„Ich passe auf sich auf Azura. Gute Nacht" hauchte er, dann ging er wieder zurück zum Lager. Ich stand einfach nur da, konnte mich nicht mehr bewegen. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und meine Haut kribbelte an meinem gesamten Körper.
Was war das? Was hatte das zu bedeuten? Auch wenn mich das ganze ziemlich überforderte, lenkte mich das von den Geschehnissen des Tages und meiner Angst ab. Ein rascheln im Gebüsch riss mich aus meiner starre und ich sah wie sich einige Meter von mir ein paar Äste bewegten.
Hat mich jemand beobachtet? Doch im nächsten Moment hörte ich die ersten Donner des Unwetters in der ferne und schrieb es den Wind zu der immer stärker wurde. Mir wurde kalt und auch ich ging wieder zum Lager zurück.

Als vor kälte die Arme reibend im Lager ankam, brannte zum Glück das Lagerfeuer noch und ich konnte mich am Feuer wieder aufwärmen. Kurz sah ich zum Unterschlupf und musste lächeln als ich sah das Rune sich in seiner Wolfsgestallt zusammengerollt hatte und Terra und Ahila sich eng an ihn gekuschelt hatten um nicht zu frieren. Auch Selene schlief bereits etwas abseits von den dreien. Kiran saß angelehnt an einem der Felsen und Blätterte durch ein Buch das ich nicht kannte. Es erinnerte mich an den Tag als wir uns das erste Mal in der Bibliothek begegnet waren. Kiran sah zu mir und mich bemerkte, dass ich ihn zu lange angestarrt hatte. Schnell sah ich wieder ins Feuer, doch im Augenwinkel sah ich ein letztes Mal zu Kiran und sah wie er lächelte, etwas das ich nur sehr selten bei ihm sah. Den einzigen den ich im Unterschlupf nicht finden konnte, war Delwin. Ich machte mir aber keine sorgen und vermutete das er den Wachdienst übernahm und sich lediglich in der Gegend umsah. Müde rieb ich mir die Augen. Die Müdigkeit überwältigte mich so schnell, dass ich zu müde war um zum Unterschlupf zu laufen. Ich vergaß das drohende Gewitter und legte mich neben das brennende Lagerfeuer. Es dauerte nicht lange, dann kam jemand und hob mich von dem kalten Boden auf, ich war aber zu erschöpft um meine Augen zu öffnen um nachzusehen wer es war. Sobald ich wieder auf den Boden gelegt wurde der allerdings mit Blättern, Zweigen und Decken ausgepolstert war, wurde ich zugedeckt. Von der Person die sich dann neben mich setzte wurde eine warme Aura ausgestrahlt die mich aufwärmte. Spätestens da wusste ich das Kiran mich in den Unterschlupf getragen hatte und ich schlief mit einem Lächeln ein.

Feucht warmer Atem der mir ins Gesicht gepustet wurde weckte mich auf. Der Boden war nass und das Feuer erloschen. Offenbar hatte ich das gesamte Unwetter verschlafen, doch das war nicht das merkwürdigste. Der Warme Atem kam von einer Pechschwarzen Pferdeschnauze die sich direkt vor meinem Gesicht befand und mich anschnaufte. Als mein Blick weiter nach oben glitt konnte ich nicht glauben was ich sah. Nervös griff ich hinter mich und rüttelte an dem ersten Bein das ich zu fassen bekam. Es war Kiran der hinter mir sitzend mit dem Buch auf dem Schoß eingeschlafen war.
„Was ist los?" fragte er verwirrt und verschlafen. Ich stand noch so unter Schock das ich nichts sagen konnte, sondern nur mit dem Finger auf das gewaltige Einhorn zeigen konnte das direkt vor unserem Unterschlupf stand. Das lange, graue und gedrehte Horn auf seiner Stirn ragte einige Zentimeter in den Unterschlupf hinein. Weder ich, noch Kiran trauten sich, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Das Einhorn stand einfach nur da und starrte mich regungslos an.
„Was mache ich dann jetzt?" flüsterte ich.
„Ich weiß es nicht. Einhörner sind zwar friedlich und sanftmütig, können aber auch sehr gefährlich werden" antwortete er ebenfalls flüsternd. Mit erhobenen Händen setzte ich mich auf um ihm zu zeigen das ich ihm nichts Böses wollte. Mich irritierte das Schwarze Fell, da ich mir Einhörner immer Schneeweiß vorgestellt hatte. Kaum saß ich im Schneidersitz vor ihm, legte es ich plötzlich hin, dabei schnellte sein Horn nah an meinem Kopf vorbei. Mein Herz blieb kurz stehen und ich merkte auch die Anspannung von Kiran hinter mir. Was als nächstes passierte raubte mir den Atem. Das Einhorn legte seinen Kopf auf meinem Schoß ab und schloss die Augen. Mit noch immer erhobenen Händen sah ich das Wesen an, dann hörte ich wie die anderen aufwachten und sich streckten. Kaum sahen auch sie das Einhorn, verstummten sie und regten sich nicht mehr.
„Was passiert hier?" fragte Selene ganz leise.
„Ich weiß es nicht" antwortete ich nur und versuchte nicht zu viel zu Atmen um es nicht zu verärgern.
„Einhörner werden von Reinheit und Unschuld angezogen, aber ich dachte das ist nur bei Menschen der Fall. Ich habe noch nie gehört das ein Einhorn dieses Verhalten bei einer Fee zeigte" stellte Terra fasziniert fest. Ahila stieß sie in den Arm.
„Kannst du endlich aufhören Bücher über Menschen zu lesen!?"
„Ich finde sie nun mal interessant" verteidigte sich Terra und rieb sich dabei den Arm.
„Leute!... was mache ich denn jetzt?" ging ich verzweifelt dazwischen.
„Es hat keine Bösen Absichten... denke ich..." stellte Rune eine Vermutung auf nachdem er sich zurückverwandelt hatte. Ich schluckte und legte meine Hand auf seine Mähne. Das Einhorn schnaubte entspannt und auch ich entspannte mich endlich. Zwischen den Bäumen gegenüber von unserem Unterschlupf tauchte Delwin endlich wieder auf. Verdutzt blieb er stehen und starrte wie alle anderen das Einhorn an.
„Man kann euch aber auch nie mal alleine lassen" protestierte er gleich und ich merkte ihm an das er sich nicht näher an das Majestätische Tier heranwagte. Ich hingegen streichelte das Einhorn verträumt und dachte nach.
Erst die Qilins und jetzt ein Einhorn? Was hatte das alles nur zu bedeuten?...

Schattenelement - Krieg der FeenWhere stories live. Discover now