Epilog

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Die Kinder hatten der Geschichte mit tiefer Ehrfurcht gelauscht. An vielen Stellen hatte sich Rayna an ihren Papa geklammert oder war der Mutter, die ihnen das Abendbrot als Häppchen ins Wohnzimmer gebracht hatte, auf den Schoß gesprungen.

Auch an Elim war die Geschichte nicht spurlos vorbei gegangen. „Ist das alles wirklich so passiert?", fragte er mit kindlicher Neugier. „Ist die Stadt, in der wir leben wirklich Nightvale? Und habt ihr uns aufgenommen, weil wir aus dem Untergrund stammen?"

„Das sind viele wichtige Fragen für einen Abend", sagte die Mutter sanft und strich dem Jungen liebevoll über seinen Kopf. „Für heute ist es bereits zu spät. Lass uns morgen darüber reden, okay?"

„Aber wie ist es denn jetzt weitergegangen?", wollte Rayna wissen. „Haben Thalia und die Shadows die Neons besiegt? Und was wurde aus Elsie? Und Sander? Hat er Eli geholfen?" Aufgeregt hüpfte sie auf dem Sofa auf und ab.

„Ein anderes Mal, okay?", meinte nun der Vater. „Vielleicht erzähle ich euch morgen den zweiten Teil. Und jetzt sagt Mama ‚Gute Nacht!'"

Der Junge nickte ergeben und krabbelte dann auf den Schoß seiner Mutter. Eigentlich, dachte er, dass er dafür schon zu alt wäre. Doch die wärmenden Arme seiner Mama fühlten sich viel zu gut um seinen Körper an, als dass es falsch sein konnte. Liebevoll gab die Frau ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn.

„Wir lieben euch", flüsterte sie bestimmt. „Und nun ab ins Bett!"

Als Julien die Tür hinter den schlafenden Kindern geschlossen hatte, ging er auf seine Frau zu, die auch nach all den Jahren und mit den Narben immer noch die schönste Frau war, die er je getroffen hatte. Liebevoll zog er sie in eine feste Umarmung.

„Ich liebe dich, Aria! Und ich liebe diese Kinder. Lass uns dafür sorgen, dass wir ihnen die bestmögliche Zukunft bieten, die wir können."

„Für nichts anderes würde ich jederzeit wieder kämpfen", gab seine Frau zurück und sah ihn von unten herauf an. „Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit war das Wichtigste, dass wir je im Leben getan haben!"

„Meinst du, wir können den beiden morgen den Rest der Geschichte erzählen?", fragte Julien ernst.

„Wir müssen es, Liebster. Wie sonst können Sie diese Welt, in der sie leben zu schätzen wissen? Wie sollten Sie sonst wissen, warum auch sie für diese Welt weiterhin kämpfen müssen? Sie sollten diese Welt nicht als selbstverständlich nehmen. Und weiter daran arbeiten, dass sie dieser schöne Ort bleibt, den wir uns aufgebaut haben.

Denn unsere Welt ging zugrunde,
doch eine neue, ihre Welt entstand!"

Julien nickte. Seine Frau hatte immer die richtigen Worte parat. „Ich wünschte, jemand hätte uns damals so sehr geliebt, dass uns diese Welt erspart worden wäre."

Aria lächelte milde und gab ihrem Mann einen Kuss. „Was gewesen ist, können wir nicht mehr ungeschehen machen. Aber wir können jetzt dafür kämpfen, dass es nicht noch einmal geschieht. Wir sind verantwortlich für die Zukunft unserer Kinder! Und wir können diese Welt besser machen. Wir müssen es nur wollen!"

„Wir müssen es nur wollen", wiederholte Julien nachdenklich.

„Nur wollen!", nickte Aria. Und Julien wusste, dass sie recht hatte.

Sie hatte immer recht!


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Neonlight Shadows (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt