Kapitel 3

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Aufgeregt inszenierte ich alles in meiner Wohnung so, sodass Ally keinen Verdacht schöpfen konnte. Fotos verschwanden von der Wand und wurden durch Aufnahmen von der Natur der ganzen Welt, welche ich auf meiner langen Reise machte, ausgetauscht, während Zeichnungen und Gemälde ganz in ihren üblichen Verstecken verschwanden.
Auch die Dekoelemente aus längst vergangener Zeit, die zu unangenehmen Fragen kommen könnten, auf dessen ich keine plausible Antwort hätte, verschwanden zusammen mit dem ganzen anderen Zeug.

Meine größten Besitztümer, die Sachen, die mich noch immer am meisten an das erinnern, was ich schon alles verloren habe, verweilten wie immer in dem Karton unter meinem Bett - sicher aufbewahrt vor Augenpaaren, die es nicht verstehen würden.
Ich warf einen letzten Blick hinein und lächelte zufrieden.
»Oh, mein Mädchen«, sagte ich nostalgisch, als ich ihr Gesicht auf einem der Fotos sah, welches ich gerade zurück in den Karton legte.

Es klingelte an der Tür und kündigte so Allys erscheinen an. In der Eile verschloss ich den Karton wieder und schob ihn zurück unters Bett, wo er sicher aufgehoben war.

Ein letzter Blick in den Wandspiegel in meinem Flur lässt mich schmunzeln. In all dem Stress hatte ich vergessen, einen Abstecher ins Bad zu machen, um mich ansehnlich zu machen. Aber nun war es zu spät.
Ich öffnete also aufgeregt die Tür und lächelte charmant in der Hoffnung, dass mein erschöpfter Anblick, Ally nicht auffallen würde.

»Hallo, Charlie!«, begrüßte sie mich breit lächelnd. »Ich hab uns was mitgebracht.« Sie wedelte mit einer Brotbox vor meinen Augen und sofort wusste ich, was sie beinhaltet.
»Hallo, Ally, schön, dass du gekommen bist!«
Ich trat zur Seite, um Ally in meine Wohnung zu lassen, und ließ hinter ihr die Tür ins Schloss fallen.
»Dann wollen wir mal«, meinte ich und geleitete sie ins Wohnzimmer.

Nachdem sie sich auf mein Sofa gesetzt hat, ging ich nochmal in die Küche, um Teller und Besteck für die Schokoladentorte, die Ally mitgebracht hat, zu holen.

Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, hatte Ally schon durch die auf dem Wohnzimmertisch bereitgelegten Aufnahmen gestöbert.
»Das sind unglaublich schöne Aufnahmen von der Natur! Und die hast du wirklich alle selber geschossen?«
Ich nickte. »Auf meiner Weltreise hatte ich die Gelegenheit, das ein oder andere schöne Bildchen zu knipsen.«
»Das ist aber eine Untertreibung! Die sind alle wunderschön und wirklich gut.«
Ich bedankte mich bei ihr und setzte mich neben sie. Augenblicklich stieg mir der süße Duft ihres Parfüms in die Nase, weshalb ich nicht anders konnte, als zu lächeln.

»Hast du schon mal überlegt auch eine Karriere als Fotograf anzustreben?«
»Ach Quatsch! So gut bin ich dann auch wieder nicht.« Entschieden schüttelte ich den Kopf.
»Oh doch, Charlie! Du bist unglaublich talentiert und das sag ich nicht nur einfach so! Es fällt mir schwer zuzugeben, aber...« Verlegen lachte sie. »Du bist so viel besser als ich!«
Wieder schüttelte ich entschieden den Kopf und winkte ab. »Personen zu fotografieren ist doch so viel schwerer als öde Landschaften. Ally, du bist so viel besser als ich!«
»Das ist nicht wahr!« Liebevoll richtete sie sich auf und nahm eines meiner Bilder in die Hand. »Schau mal hier. Die Art und Weise wie du die afrikanische Savanne beim Machtspiel zwischen Tag und Nacht eingefangen hast, bereitet mir eine Gänsehaut.« Sie zog ihren Ärmel ein Stück hoch, um mir zu zeigen, dass sie das ernst meinte und nicht nur so sagte.

»Oder dies hier.« Sie griff nach einer Aufnahme aus der Südsee. »Wie du die Schönheit dieser pinken Blume vor den Weiten des Ozeans darstellst, ist atemberaubend schön.« Sie schloss für einen Moment ihre wunderschönen Augen und streckte die Nase empor. »Charlie, es ist so, als wenn ich selber da wäre. Ich rieche den Duft der Blüten, höre das Meer rauschen und die warme Sonne, die auf meiner Haut kitzelt - es ist wunderschön.«

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