Kapitel 8

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Liebes Tagebuch,
auch wenn die Verlobung zwischen mir und Lord Edward Vaughan noch nicht offiziell bekanntgegeben wurde, ließ Mutter bei den vergangenen Festtagen keine Möglichkeit aus, um mich mit dem werten Lord zu vergesellschaften.

Dass ich Edward als einen sterbenslangweiligen Zeitgenossen empfinde, ist für Mutter nicht von Bedeutung.
Es ist für niemanden so recht von Bedeutung.
Dass ich schon bald Lady Celia Vaughan werden würde, steht nämlich außer Frage, was mir bitterböse Bauchschmerzen bereitet.

Archibald ist der einzige, zu dem ich mich in dieser Zeit gesellen kann, ohne von meinen bevorstehenden Pflichten als Gemahlin des werten Lords zu hören.

Umso fröhlicher stimmte es mich natürlich, als die Festtage endlich vorüber waren und ich mich wieder heimlich raus schleichen konnte, um in den Stall zu Archibald zu gelangen.
Nach dem Fest ist nämlich vor dem Fest, denn nun muss Mutter die Feier anlässlich der Verlobungsverkündung vorbereiten und wird wieder weniger Zeit haben, um mich zu beobachten.

Archibald war, zu meiner Freude, ein fester Bestandteil unserer Angestellten geworden und übernimmt nun Aufgaben im ganzen Haus.
Am liebsten ist er bei den Pferden im Stall und da treffe ich ihn auch am liebsten an.
Es ist nicht so, dass ich ihn nicht im Haus begegne, denn das tue ich regelmäßig, da Vater Archibald gerne als seinen Assistenten in seine Arbeiten einbindet, allerdings können wir uns im Stall am nächsten sein.

Auch wenn Mutter beschäftigt ist, traue ich nicht jedem Dienstmädchen hier über den Weg. Aber am wenigsten traue ich Miss Margret - unsere Haushälterin.
Während Vater, meine Brüder und die meisten unseres Hauspersonals sich nicht darum scheren, mit wem ich wie meinen Tag verbringe, tut es Miss Margret allemal.

Jedes Mal, wenn wir in den letzten Wochen den gewohnten Klang ihrer hochhackigen Schuhe auf dem polierten Parkettboden im Gang hallen hörten, versteckte sich einer von uns beiden, nur damit die alte Hexe uns nicht im selben Raum erwischt.
Die stetige Angst von ihr erwischt zu werden, ließ mich und Archibald vorsichtiger werden, als wir sein müssten, denn auch wenn ich die Verbindung zwischen mir und Archibald nicht leugnen kann, tuen wir nichts verbotenes.

Und trotzdem mussten Archibald und ich uns letzte Woche für etwas verantworten, was nicht so gewesen war.

So langsam zog der Frühling ins Land, was mich dazu verführte, mich auf einen Ausritt mit Archibald einzulassen.
Ich hatte den bitterkalten Winter satt, weshalb ich mich von der Sonne nach draußen ziehen ließ, wo ich dann auch auf Archibald traf.

»Lady Celia«, begrüßte er mich mit einem Kopfnicken freundlich.
»Einen angenehmen Tag, Mister Archibald.« Ich lächelte, erfreut ihn zu sehen, glücklich zurück.
»Ist das Wetter nicht hervorragend?«
»Da stimme ich Ihnen zu, Archibald, das Wetter ist wirklich hervorragend.«
Ich war nicht aus dem Haus geschlichen, um auf einen belanglosen Plausch mit der interessantesten Person, die ich jemals kennenlernte, in der Parkanlage meines persönlichen Gefängnisses zu schlendern.

Zu meinem Glück hatte auch Archibald anderes im Sinn.
Als wir sicher waren, außer Hörweite von jedem zu sein, der uns gefährlich werden konnte, rückte ich mit dem raus, was mir schon lange unter den Fingern brannte.

»Du hast doch sicher nicht das kleine Stück Papier, in dem du mich gebeten hast, nach dem Mittag raus zukommen, von Clara auf mein Frühstückstablett schmuggeln lassen, nur um mit mir über das Wetter zu reden! Sag schon, Archi, was hast du vor?
Archibald lachte herzlich.
»Wir machen einen Ausritt, Celia! Das Wetter ist so herrlich und da dein Vater mir für heute freigegeben hat, dachte ich, dass es der perfekte Zeitpunkt wäre, um uns den Wind im schnellen Galopp um die Nase wehen zu lassen.«

A never ending love story Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz