Kapitel 18

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Seitdem ich Ally von meiner Wahrheit erzählt habe, ist eine Menge geschehen.
Jede freie Sekunde, die Ally im Laufe ihres hektischen Tages aufbringen konnte, nutzte sie, um mir Nachrichten zu schicken, in denen sie mich die willkürlichsten Dinge fragte, die ihr über den Tag so eingefallen waren.

Manchmal waren ihre Fragen so banal, sodass ich nicht einmal eine gute Antwort darauf hatte.
Manchmal waren ihre Fragen aber auch hart und trafen mich sehr.
Ihre Neugier war wirklich nicht zu stoppen und seitdem sie fest von dem überzeugt war, was ich ihr über das Leben erzählt habe, konnte sie nicht anders, als auszusprechen, was ihr in ihrem hübschen Kopf schwirrte.

Typisch mein Mädchen, dachte ich dann immer nur, denn ich kannte es nicht anders von ihr.
Schon seit Anbeginn der Zeit war sie stets neugierig gewesen und auf der Suche nach Antworten konnte ihr Wissensdurst selten gestillt werden. Wenn sie eine neue Erkenntnis erlangte, folgte schon gleich das nächste Rätsel, was gelöst werden musste.

Ach wie ich es immer vermisst habe, wenn sie nicht mehr um mich rum war.
Umso mehr schätzte ich nun also die Zeit, die ich mit ihr in ihrem neuen Leben hatte und beantwortete noch die seltsamsten Fragen mit Freude.

Als Ally mir von dem Plan erzählte, den weiten Weg nach Texas zu der Hochzeit mit dem Auto zu fahren, war ich gleicherweise überrascht, wie erfreut.
Ich hatte nach all dem Trubel schon ganz vergessen, dass sie mich als ihre Begleitung mitnehmen wollte. Umso glücklicher war ich natürlich, dass sie es eben nicht hat! Sie hat es nicht vergessen, weil es für sie ernst war und nicht nur dahin geredet.

Der Tag unserer langen Reise war nun also endlich gekommen und ich konnte mir niemand besseren vorstellen, der auf einer über 30 Stunden anhaltenden Autofahrt mein Copilot war, als Ally.

Vor allem hielten mich ihre wirklich amüsanten Fragen über das Leben auf Trab.
Gerade als wir an einem komisch aussehenden Mann mit langen braunen Haaren und einem gleich aussehenden Bart, der ein langes weißes Bettlaken als Kleidung trug und ein großes hölzernes Kreuz über seine Schulter schleppte, vorbei fuhren, jauchzte sie auf einmal erfreut auf.

»Jesus!«, rief sie aus und schaute mich erwartungsvoll an. »Kanntest du Jesus?!«
Ich überlegte kurz, wie ich das erklären sollte, nickte dann aber wahrheitsgemäß den Kopf und sagte: »Tatsächlich kannte ich Jesus.«
Urplötzlich wurden ihre Augen ganz groß.
»Du verarscht mich doch! Ich dachte, du glaubst an keinen Gott.«

Ich nahm meine Augen nur einen kurzen Moment von der Straße, um sie mit meinen hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgenen Augen zu mustern. So aufgeregt, wie sie gerade war, hatte ich sie noch nie zuvor gesehen.

»Tue ich auch nicht«, antwortete ich wieder wahrheitsgemäß und zuckte die Schultern.
»Dann ist das, was in der Bibel steht alles nur gelogen? Alles nur eine Geschichte?«
»Nein, so würde ich das nicht behaupten. Es wurden nur ein paar Dinge nicht erwähnt, dafür aber ein paar andere dazu gedichtet, um mehr Logik in das Ganze zu bringen.«
»Logik?« Sie zog mal wieder verwirrt die Augenbrauen zusammen.
»Naja, was glaubst du, wie Jesus wieder auferstehen konnte?«
Ihr ging sofort ein Licht auf und ihre fragende Miene verzog sich zu einem siegreichen Lächeln.

»Er war noch nicht fertig mit dem, was er gerade tat!«
Ich nickte. »Du hast es erfasst! Er konnte wie durch ein Wunder auferstehen, weil er nie wirklich gestorben ist.«
»Und was ist mit dem Rest, was in den heiligen Büchern Gottes niedergeschrieben ist? Was ist wahr und was nur gelogen?«
Ich zuckte erneut mit den Schultern.
»Ich kann es dir nicht sagen. Ich war nicht dabei, als die Bibel, die Tora oder der Koran entstand. Ich weiß nur, dass ich Jesus kannte und das ist die einzige Wahrheit, die ich dir in dieser Hinsicht bieten kann. Ich bin leider nicht allwissend.«
»Bist du nicht? Also kannst du mir nicht die Lottozahlen der nächsten Monate verraten und mich stinkreich machen?«
Wir lachten beide auf.
»Ich bin doch kein Zeitreisender! Ich bin meiner Zeit niemals voraus, außer wenn sich die Gesellschaft zurück entwickelt«, sagte ich etwas empört darüber, wie Ally es wagen konnte, die Unsterblichkeit mit so etwas fiktivem und unmöglichem wie Zeitreisen gleichzusetzen.

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