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Ich wollte schlafen, doch ich konnte nicht. Ich musste die ganze Zeit meinen Arm anschauen. Er war voller Narben, die mein altes Leben wiederspiegeln. Ich strich über sie. Plötzlich ging die Tür auf und ich erschrack ein bisschen. Ich lag mit dem Rücken zur Tür und konnte nicht erkennen, wer gerade reinkam. Ich nahm an, dass es Jonathan war. Aber es war Leo. Sie kam auf mich zu und blieb vor den Matratzen stehen. Ich setzte mich hin und schaute sie an. "Da ich dich nicht aufhalten kann mit Jonathan ein neues Leben anzufangen, wollte ich mich noch verabschieden.", sagte sie und lächelte. Es war ein leeres, bedeutungsloses Lächeln.

*Leo's Sicht*
Ich lächelte. Ich fühlte mich so leer wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte Hunger. Ich wollte etwas essen. Doch ich konnte nicht. Ich brauchte Kathys Hilfe, ich konnte nicht alleine gesund werden. Aber ich war Kathys Freundin und musste sie gehen lassen. Sonst wäre ich eine echt schlechte Freundin. "Ich werde dich vermissen.", sagte meine emotionslose Stimme. Eigentlich sollten mir jetzt Tränen herunterkullern, doch sie kamen nicht. Mein Lächeln verschwand. Und in diesem Moment merkte ich, dass mein Leben keinen Sinn mehr hatte.

Kathy stand auf und umarmte mich. "Ich dich auch.", sagte sie. "Du schaffst das schon. Du wirst den Kampf gegen Ana gewinnen.", sagte sie. Nein. Werde ich nicht. Denn wenn du gehst, wer bleibt mir denn dann noch, außer Ana?

*Kathy's Sicht*
Leo hatte sich verabschiedet und war gegangen. Ich legte mich wieder hin und war mir meiner Lage bewusst. Morgen würde ich ein komplett neues Leben anfangen, mit Jonathan. Ohne Leo. Ohne Thomas. Ohne meine Mum. Wollte ich das überhaupt? Ich musste.

Ich wurde mitten in der Nacht von Jonathan geweckt. "Komm Kathy wir fahren." Noch total verschlafen schleifte ich meinen Koffer durch das ganze Gebäude und trat an die frische Luft. Ich atmete sie tief ein und genoss den stillen, wunderbaren Moment. "Kathy? Komm, zum Auto.", unterbrach Jonathan den Moment. Augenrollend ging ich zum Auto. Jonathan packte die Koffer ein und ich setzte mich ins Auto. Nach fünf Minuten stieg Jonathan auch ein. Ich würde Thomas nie wieder sehen. Und Leo. Die gestern doch so verloren aussah. Wie egoistisch bin ich eigentlich? Ich lasse sie hier einfach zurück, wie als würde sie mir nichts bedeuten. Ich bin doch grausam. Wie als könnte Jonathan Gedanken lesen, versuchte er mich zu beruhigen. "Mach dir keine Sorgen, wir kommen an den Wochenenden und in den Ferien hierher, ich muss hier ja auch noch einige Sachen erledigen." Ich nickte nur. Ich fange mit Jonathan ein neues Leben an, der mich vielleicht mehrmals betrogen hat? Das ist doch absurd. Ich kann Jonathan doch gar nicht vertrauen. "Wegen gestern..", fing Jonathan an. "Also ich hab echt nicht mit Lisa geschlafen. Ehrlich. Also doch. Aber bevor ich dich kannte.", sagte er und biss sich auf seine Unterlippe. "Aha.", sagte ich nur und schaute aus dem Fenster. "Bitte Kathy. Glaub mir.", bettelte er. Ich schaute ihn an. "Okay. Das war deine letzte Chance.", sagte ich ernst. "Meine letzte? Aber ich hab doch gar nichts gemacht!" - "Genau, deine letzte Chance.", sagte ich. Ich machte das Radio an. Nach einiger Zeit legte Jonathan seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich legte meine Hand auf seine und drückte sie. So verweilten wir ein paar Stunden.

Ich hatte anscheinend den Rest der Fahrt geschlafen, denn als ich aufwachte, stand das Auto vor einem Haus mit einem kleinem Garten. Ich war alleine im Auto. Ich rieb mir die Augen und stieg nach einigen Minuten aus. Mit jedem Schritt fühlte ich mich unwohler, ein neues Leben anzufangen ist irgendwo befreiend aber auch belastend. Warum muss man überhaupt ein neues Leben anfangen? Eigentlich nur, wenn man in seinem alten Leben zu viel Scheiße gebaut hat. Hatte ich wirklich so viel Mist gebaut dass ich ein neues Leben anfangen musste? Eigentlich nicht. Aber Jonathan vielleicht. Ich ging auf die Haustür zu, die offen stand. "Jonathan?", rief ich leise. "Hallo?" - "Kathy ich bin in der Küche!", rief Jonathan. Ich ging in das Haus. "Ich fühl mich echt nicht wohl.", sagte ich, als ich in die Küche trat. "Ach, das wird schon.", sagte Jonathan und ging aus der Küche raus. Ich schaute ihm hinterher. Als ich ihn nicht mehr sah, fühlte ich mich hilflos. Ich beschloss, auszupacken. Also ging ich ans Auto und holte meinen Koffer heraus. Jonathan kam und half mir ihn hochzutragen. Wir hatten ein gemeinsames Schlafzimmer, was wunderschön war. Er zeigte mir noch den Rest des Hauses und es war überwältigend. Ich war baff, in so einem wunderschönem Haus wohnen zu dürfen.
Ich packte meine Sachen aus und kochte danach etwas für Jonathan und mich. Danach hatte ich das Bedürfnis, die Gegend erkunden zu wollen. Also zog ich kurzerhand meine Schuhe und Jacke an und ging raus. Leider ohne Jonathan bescheid zu sagen, der gerade unter der Dusche stand. Es war eine schöne Wohngegend. Es waren nur schöne Häuser und überall konnte man den Wohlstand den dort lebenden Menschen erkennen. Doch ein Haus fiel mir besonders auf. Es stand zwischen zwei Luxusvillen. Es war klein, alt und in einem schlechten Zustand. Es war eine Wäscheleine aufgespannt, auf der Klamotten zum trocknen hingen. Ich fühlte mich zu dem Haus hingezogen. Es war ein Einzelgänger und stach aus der Menge an Luxushäusern heraus. Ich lief weiter und entdeckte bald ein Haus, wo eine Party stieg. Ich ging an dem Haus vorbei und kam jedoch nicht drumherum, angesprochen zu werden. "Baby, feier doch mit uns!", schrie er zu mir rüber. Ich ignorierte ihn. "Schade.", sagte der selbe Kerl nocheinmal. Warte. Ich blieb stehen und schaute mir den Typen genauer an. Das konnte nicht sein. Nein, das durfte nicht sein. Was macht Lukas in L.A.?
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In meinem Leben läuft grad so vieles schief und ich wünsche mich am liebsten weit weit weg von meiner Mutter und ihrem Neuen, der mir das Leben zur Hölle macht, aber was soll man machen, da ist dann wohl nur noch Ana, die einem bleibt.

The Badboy and the suicide girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt