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"Warum sind wir nicht im Krankenhaus geblieben.", sagte ich kalt und kraftlos. "Kathy, wir können nicht jeden Tag im Krankenhaus pennen. Das geht nicht.", sagte Jay verzweifelt. Seufzend machte ich die Augen zu und versuchte an etwas schönes zu denken. Es funktionierte nicht.

"Kathy!", schrie Leo, als ich aus dem Auto stieg. Ich lächelte nur müde und ging an ihr vorbei.

Plötzlich wurde mir schlecht. "Kathy?", hörte ich Leo noch besorgt rufen, bevor ich auf den harten Betonboden aufprallte. "Kathy! Wach doch auf!", schrie Leo mich an. Ich öffnete die Augen. Wie lange war ich bewusstlos gewesen? "Kreislaufprobleme.", stellte Jay fest, der neben mir stand. Besorgt bückte Leo sich zu mir runter. Jay hob mich hoch und trug mich in meinen Raum. Er legte mich auf die Matratzen. "Ich will nicht noch jemanden aus meinem Leben verlieren.", sagte ich und schloss die Augen. Ich schlief ein.

~♡~♥~♡~♥~

"Kathy! Aufwachen! Wir müssen ins Krankenhaus!", brüllte Jay mich an. Erschrocken öffnete ich die Augen und setzte mich schnell hin. Jay saß neben mir und weinte. "Zieh dich an!", brüllte er, um nicht wie ein Häufchen Elend zu klingen. Blitzschnell stand ich auf. Ich hatte meine Klamotten von gestern noch an. "Was ist passiert?", fragte ich mit zittriger Stimme, als ich mir mit den Fingern durch die Haare fuhr, damit diese nicht allzu grausam aussahen. "Sie haben gesagt, es gibt Neuigkeiten!", schrie Jay. Entweder vor Freude oder vor Trauer. In dem Moment konnte ich das nicht wirklich einordnen. "Mehr nicht?", fragte ich und versuchte, mich selbst durch tiefes ein- und ausatmen zu beruhigen. Jay schüttelte den Kopf und riss die Tür auf. Dann rannte er raus und ich rannte hinterher. Er rannte zu seinem Auto, BMW 7, und stieg hastig ein. Ich tat dasselbe und ehe ich "FAHR SCHON!", schreien konnte, war Jay auch schon losgerast. Er beachtete die roten Ampeln nicht und fuhr als Notlösung auf den Fußgängerwegen. Ich hielt mir dabei die Augen zu. Er machte eine Vollbremsung vor dem Krankenhaus und stieg schnell aus. Ich auch. Wir rannten zu der Rezeption. "Wir würden gerne zu Jona..", fing Jay an, doch eine Krankenschwester, die auf uns zukam, ließ ihn nicht  ausreden. Es war die selbe, die mich damals, als ich im Krankenhaus war, betreut hatte. Die Frau, von der ich die Schlaftabletten nicht angenommen habe. "Zu Jonathan.", sagte sie und ein Lächeln umspielte ihre Blutroten Lippen. "Folgt mir.", sagte sie. Langsam folgten wir ihr. Wir gingen am Fahrstuhl, in den wir eigentlich hineingemusst hätten, vorbei, zu einer Tür, die eindeutig aus dem Krankenhaus herausführte. Sie öffnete die Tür. Ein leerer, kleiner Hinterhof. Nichts weiter. "Hier ist Jonathan bestimmt nicht.", sagte ich verärgert und wollte schon umdrehen, als Jay mich aufhielt. "Warte.", sagte er, den Blick starr auf den kleinen Hinterhof gerichtet. Die Krankenschwester ging lächelnd auf den Hof und Jay folgte ihr. Ich, wohl oder übel, auch. Sie schloss die Tür hinter uns und trat dann vor uns. "Überraschung!", schrie sie und hob die Arme. Locker 50 Polizisten kamen langsam um die Ecke, mit auf uns gerichteten Gewehren. "Scheiße!", brüllte Jay. "Scheiße, scheiße, scheiße!" Er rastete vollkommen aus. "Legen sie alle Waffen, die sie bei sich tragen, jetzt auf dem Boden ab!", schrie ein Polizist uns zu. Jay legte drei Waffen auf dem Boden ab. Vor lauter Schock starrte ich einen der Polizisten an. Er sah aus wie eine ältere Version von Mason. "Sie auch!", schrie einer der Polizisten und richtete sein Waffe auf mich. "Ich habe keine Waffen.", sagte ich mit zittriger Stimme. Jay wurden Handschellen angelegt. Als mir auch Handschellen angelegt wurden, sagte der Mann, der wie Mason aussah: "Lasst sie gehen. Ich kenne sie. Sie ist nicht gefährlich und hat auch nichts getan." Wer war er? Mir wurden die Handschellen wieder abgenommen und ich fing an zu weinen. Die Situation überforderte mich. Jay wurde abgeführt. "Jay!", schrie ich und brach zusammen. "Jay!", brüllte ich. Ich bekam keine Antwort. Jay war weg.

*Sicht der Krankenschwester*
Ich hatte ihren letzten Wunsch erfüllt. Den Wunsch meiner kleinen Schwester, diese Gang aufzulösen und Jonathan auszulöschen. Ann. Ich werde dich nie vergessen. Du bleibst immer in meinem Herzen.

Und das Häufchen Elend, was auf dem Boden kniete und weinte, tat mir einfach nur leid. Sie hätte sich nie auf Jonathan einlassen sollen. Ich kniete mich neben sie.
"Ich bin kein Mensch mit großen Gefühlen oder so. Aber ich kann verstehen, dass es dir grad mega scheiße gehen muss.", sagte ich. Sie heulte noch lauter und fing an, sich den Arm aufzukratzen. "Hey hör auf damit.", sagte ich in einem strengen Ton. Sie schüttelte bloß den Kopf. "Ich bin Anns grosse Schwester. Ich muss gegen Jonathan und die anderen arbeiten, weil ich dafür Geld bekomme. Viel Geld. Und es tut mir leid, dass ich deinen Freund der Polizei ausgeliefert habe.. aber es war mein Auftrag." Aufmerksam hob sie ihren Kopf. "Dein Auftrag? Das heißt, Ann lebt noch?", fragte sie mit einem Funken Hoffnung in der Stimme. "Nein. Ann lebt nicht mehr.", antwortete ich. Mit einem schlechten Gefühl im Magen stand ich auf. "Komm. Ich bring dich zu Jonathan.", sagte ich. Eins war klar: Ich tat das nicht aus Nettigkeit, sondern aus Mitleid.

*Kathy's Sicht*
Zittrig stand ich vor Jonathans Zimmertür. Langsam öffnete ich sie und sah jemanden, der nicht wie Jonathan aussah. "Ich.. lass dich dann mal mit ihm alleine.", sagte die Schwester von Ann und ging. Mit Tränen in den Augen und noch voller Schock, dass Jay verhaftet worden war, setzte ich mich neben Jonathan auf einen Stuhl. "J.. Jonathan.", versuchte ich anzufangen. "Jay wurde verhaftet. Und ich l..", ich konnte nicht weiterreden, denn aufeinmal fing etwas an zu piepen. Nach wenigen Sekunden kamen Ärzte und Krankenschwestern in den Raum gestürmt. "Verlassen Sie bitte den Raum.", forderte mich eine Krankenschwester auf. Ich wurde rausgedrängt und stand verloren vor der Tür. Anns Schwester lief an mir vorbei und blieb stehen. "Herzstillstand.", sagte sie. "Ich würde mir keine Hoffnungen machen." Damit ging sie weiter. Ich brach fast wieder zusammen, wie schon so oft in den letzten Tagen. Ich konnte mich gerade noch so auf einen Metallstuhl, der an der Wand befestigt war, schleppen und ließ mich auf den Stuhl fallen. Ich betrachtete den Boden und verzog mein Gesicht. Ich schluchzte und fing an zu weinen. "Mama.", flüsterte ich. "Mama. Mama. Ich brauch dich jetzt.", sagte ich mit leiser, brüchiger Stimme. Ich konnte nicht aufhören zu weinen.

Nach zwei Stunden stand ein Arzt vor mir. Ich versuchte mich zu beruhigen und wischte mir die Tränen von meinem Gesicht. Es war immer noch klitschnass. Hoffnungsvoll schaute ich zu dem Arzt hoch. Er schaute mich mit einem undurchdringlichen Pokerface an. "Ich habe Neuigkeiten.", sagte er mit ernster Stimme.

The Badboy and the suicide girl Where stories live. Discover now