55 - Ende

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Dieser grausame Moment, in welchem du realisierst, dass du es geschafft hast. Du hast es geschafft. Du stirbst gleich.

Die Schmerzen waren unerträglich. Überall war Blut und ich schrie. Es tat so weh.
Meine Sicht wurde immer verschwommener. Ich versuchte, meine Sicht auf die Grashälme vor mir zu fixieren, doch ich schloss die Augen vor Schmerzen.
Das warme Blut, was überall war, beruhigte mich auf eine gewisse Art und Weise. Ich wusste, ich hatte nur noch Sekunden. Die kostbarsten Sekunden in meinem Leben. Schwach zog ich meine Beine etwas an und atmete tief ein. Eine einzige Träne rollte meine Wange hinunter. Wieso ist es nur so gekommen?

"Jonathan, siehst du mich, gleich bin ich da.", flüsterte ich.

Schlaf ein, für immer.
Für immer und ewig.
Und dann war es vorbei. Alles.

~♡~

Dieser grausame Anblick dieses toten Mädchens, was voller Blut im Wald lag. Ich konnte nicht hinsehen. Der Polizist neben mir versuchte mich zu beruhigen. Ein weiterer Polizeiwagen hielt neben dem Tatort auf dem Waldweg. Zwei Polizisten stiegen mit einem Jungen aus. Er war in Handschellen und sah nicht gut aus. Er wurde von den Polizisten zu dem Mädchen geführt. Der Junge fiel zu Boden. "Kathy!", schrie er. "Kathy was hast du getan!" Sie hieß Kathy. Die Polizisten standen regungslos neben ihm. Es kam so rüber, wie als hätten sie keine Gefühle. Emotionslose Puppen, die nur ihren Job taten.
Der Junge wurde wieder abgeführt. Anscheinend sollte er sie identifizieren. Ich stand immer noch unter Schock. Mein Hund zog nervös an seiner Leine. Er wollte hier weg.
"Also nochmal fürs Protokoll. Sie sind hier vorbeigekommen und haben die Leiche entdeckt. Sie waren mit ihrem Hund spazieren. Und dann haben sie sofort die Polizei gerufen." - "J..ja.", antwortete ich. "Dann brauche ich jetzt nur noch Ihre Personalien.", sagte die Polizistin und zückte ihren Block. Ich seufzte. "Ihr Name?" - "Lisa. Lisa Marlo."

Ich betrachtete die Leiche genauer. Dann klingelte mein Telefon. Ich zuckte zusammen.
Jonathan, stand auf dem Handy.
"Jonathan, hey.", sagte ich.
"Sie ist tot. Und du hast sie gefunden.", sagte er mit kalter Stimme. "Du kennst sie.", stellte ich fest. Er lachte. "Ja.", sagte er verträumt.
"Vor einigen Tagen bin ich abgetaucht, nachdem ich einen Autounfall hatte und im Krankenhaus lag. Der Arzt hat sie angelogen und in Sicherheit gebracht. Ich wusste, dass die Gang aufgelöst wird, deshalb musste ich für ein paar Tage abtauchen.", sagte er. "Und jetzt ist sie tot. Ich habe sie geliebt, Lisa." Was sollte ich sagen? "Bruderherz?", sagte ich leise. "Ja?", flüsterte Jonathan. Ich konnte hören, dass er weinte. "Wieso habe ich sie nie kennengelernt?", fragte ich ihn. "Sie war mein ein und alles. Ich wollte es langsam angehen lassen. Besonders in Richtung Familie.", sagte Jonathan. "Ich bin verloren ohne sie.", sagte er leise. Dann legte er auf.

Ich wusste, dass sein ganzes Leben gerade eben zerstört wurde.

~♡~
*Jonathan's Sicht*
(Zeitsprung 2 Monate)

Es waren die schlimmsten 2 Monate in meinem Leben. Und heute ist der große Tag. Ihre Beerdigung.
Ich kann ihren Namen nicht sagen, nichtmal mehr denken. Es ist grausam, schmerzhaft.
Mein schwarzer Anzug saß perfekt. Ich stieg in das Auto ein und ein Fahrer fuhr los.
Das Auto hielt vor einer weißen Kirche. Ich stieg aus und ging hinein. Sehr wenige Leute, darunter Kathys Mutter, saßen auf den Bänken vor dem Sarg. Ich setzte mich nach ganz hinten und betrachtete den Sarg mit leeren Augen. "Du hast wohl nie erwartet, dass du eine Beerdigung bekommst.", flüsterte ich. Die Tür der Kirche öffnete sich wieder. Leo und Thomas traten ein. Sie beachteten mich nicht und setzten sich verteilt nach vorne. "Es ist so viel geschehen, Kathy. Es hätte so viel passieren können. Mit dir. Mit uns. Es hätte ein wir gegeben, aber du bist nicht mehr da. Eine Hälfte fehlt mir. Eine Hälfte meines Herzens. Merkst du es? Meine Liebe zu dir wird nie aufhören. Sie wird so innig und stark sein wie früher. Ich würde gerne zu dir kommen, aber ich habe hier unten noch zu tun.
Vielleicht stehen Himmel und Erde zwischen uns, aber das hindert meine Liebe zu dir nicht.
Ich liebe dich. Vergiss das nie."
Damit stand ich auf und ging aus der Kirche raus.
Um mein Leben weiter zu leben.

The Badboy and the suicide girl Where stories live. Discover now