Kapitel 1

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Jodie Pov:

Gerade bin ich in 'Cologne' angekommen. Nach meiner Ankunft bin ich sofort irgendwo hingelaufen. Bis ich an dieser Brücke ankam. Viele Schlösser verzierten diese, weshalb das so war, wusste ich nicht, ehrlich gesagt war es mir auch  egal.

Nun stand ich hier und starrte auf das Wasser. Ich hatte kein Zuhause mehr, keine Freunde, oder überhaupt Menschen, die ich kannte. Ich war völlig auf mich allein gestellt. Vor ein paar Stunden war ich noch zu Hause in Quantico und jetzt? In Deutschland sein und kein Deutsch können, eine große Herausforderung. Aber hier konnte er mich nicht finden, oder doch? Dieser Mann hatte meine ganze Familie auf dem Gewissen und somit auch mein Leben, welches er komplett zerstört hat. Siebzehn Jahre und schon alles vorbei. Ich stand vor diesem berühmt berüchtigten Loch, kompletter Absturz oder stark bleiben? Hatte ich denn überhaupt noch einen Grund da nicht hineinzufallen? Auf einmal merkte ich, wie eine Träne meine Wange runterlief und eine zweite, dann die dritte. Ich weinte und meine Tränen fielen in den reißenden Fluss. Mein Körper verselbstständigte sich und wollte ihnen hinterher. Mein Kopf jedoch blieb stark. Aber irgendwann, nach einem langem hin und her, gab auch er auf. Es hatte einfach keinen Sinn mehr.

Mit zitternden Beinen stieg ich über das Geländer. Nun stand ich auf der anderen Seite, weit nach vorne gebeugt, das einzige, was mich hielt, waren meine Hände. Wenn ich mich entschiede loszulassen, wäre es vorbei. Ich wäre endlich frei.

Von weitem hörte ich Rollen, wie von einem Skateboard. Es waren mehr als eins, das konnte ich hören. Ich fühlte mich bestätigt, als ich mehrere männliche Stimmen schreien hörte, was sie sagten, konnte ich nicht verstehen. Sie kamen mit ihren Boards immer näher. Es war mir egal. Bevor mich jemand aufhalten konnte ließ ich los.

Ich machte mich bereit, mein Bewusstsein zu verlieren und endlich zu sterben. Meine Augen waren geschlossen. Der Fall war anders, als ich dachte.

Da fiel mir auf, dass ich nicht von der Brücke runter war. An meinen Armen hielten mich jeweils zwei starke Hände fest. Verdammt! Warum kamen sie gerade jetzt? Ich nahm wahr, dass ich über das Geländer gezogen wurde und ließ es passieren, denn ich hatte sowieso keine Chance mehr zu springen. Außerdem waren diese Männer zu dritt und ziemlich stark. Nun konnte ich sicher erkennen, dass es drei Männer waren. Zwei von denen hielten mich fest, sodass ich nicht mehr weg konnte. Der andere schaute mich mit seinen braunen Augen an. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. Er hatte Schwarze, etwas längere Haare und eine Cap auf.

,,Warum?", sagte er, ich verstand nicht.

,,Hallo? Was ist los mit dir?", fing er wieder an. Wieder verstand ich nicht. Was sagte er? Völlig über fordert schaute ich ihn an.

Er startete einen dritten Anlauf: ,,Do you understand me now? (Verstehst du mich jetzt?)" Er hatte meinen Blick richtig gedeutet. Stumm nickend schaute ich runter in den Rhein.

,,No, don't do that! (Nein, tu das nicht!)", sagte er streng. War er mein Vater oder was? Nein! Mein Vater war tot und dieser fremde Typ hatte mir nichts zu sagen. Ich versuchte mich von den anderen beiden loszureißen, was ich irgendwann auch schaffte. Endlich konnte ich dieser Situation entfliehen. Ohne nachzudenken startete ich einen zweiten Versuch. Diesmal machte ich es schneller, doch schaffte es wieder nicht, denn der, mit dem ich geredet hatte reagierte schnell und riss mich zu Boden. Man! Können diese Typen sich nicht einfach verpissen und mich machen lassen? Wissen die, was ich durchgemacht habe? Nein, woher sollten sie?

,,No, if I am here, you won't do that! (Nein, wenn ich hier bin, wirst du es nicht tun!)", sagte er. Leider hatte er Recht. Ich gab auf.

Der Junge stand auf und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und er half mir hoch, meine Hand hielt er danach noch fest.

,,I cannot leave you alone here. I know what you are going to do, so I take you with me. And don't say no! (Ich kann dich hier nicht alleine lassen. Ich weiß, was du tun wirst, also werde ich dich mit mir mitnehmen. Und sag nicht nein!)", meinte er. Da ich nichts zu verlieren hatte und sowieso nicht anders konnte, ging ich stumm mit.

,,I am Julien but you can say Ju, this is Joon and this is Vincent, just say Vince. (Ich bin Julien, aber du kannst Ju sagen, das ist Joon und das ist Vincent, sag einfach Vince.)", erklärte er, während er nacheinander auf seine Freunde zeigte. Ich nickte nur.

,,Who are you and why are you here? (Wer bist du und warum bist du hier?)", wollte er wissen.

,,I don't want to talk about this. (Ich will nicht darüber reden.)", erklärte ich. Es war einfach zu früh für mich, ich war noch nicht bereit.

,,It's okay! (Es ist okay!)", meinte er, bevor das Gespräch verstummte. Wir liefen nicht lange, vielleicht eine viertel Stunde, als wir an einem Haus ankamen, welches anscheinend seins war, denn er kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Haustür auf. Mit einer Handbewegung deutete er mich reinzugehen, was ich auch tat. Es scheint vielleicht komisch, dass ich einfach so mit einer Fremden Person mitgehe, aber ich hatte einfach nichts mehr zu verlieren, in einem Leben, wo ich bereits alles verloren hatte.



Lost (Julien Bam FF)Where stories live. Discover now