Kapitel 5

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Acoustic Fingerstyle Cover von Rihanna "Stay" made by JustinBrownGuitar

>>Das ist es! Ich werde das Video einfach löschen, wenn Ju aus dem Zimmer verschwindet.<<

,,Jodie, es ist schon spät. Ich werde schlafen gehen.",  teilte Ju mir mit.

,,Okay, gute Nacht.", lächelte ich.

,,Nacht.", erwiderte er.

Als er das Zimmer verließ, blieb er noch kurz in der Tür stehen und lächelte mich an. Dabei fiel er vor Müdigkeit fast um. Ich lächelte zurück. Auf einmal durchfuhr mich so ein Gefühl der Wärme. Meine Bauch kribbelte. War ich etwa in ihn verliebt? In den Jungen, dem ich mein Leben zu verdanken habe, in den Jungen, der mir so viel geholfen hat und immer noch half, in den Jungen, den ich nicht einmal richtig kenne?

>>Will ich das Video wirklich löschen? Ich mag ihn sehr und will ihm die viele Arbeit nicht versauen. Andererseits beabsichtige ich mein Leben noch zu behalten und mein Leben ist ja wohl wichtiger als so ein Video.<<

Mit einem kurzen Blick zur Tür versicherte ich mich, dass Ju weg war, was er auch war. Ich setzte mich an seinen Schreibtisch und machte den Rechner an. Auf dem Monitor waren viele Ordner zu sehen. Beim durchforsten der Ordner fand ich schließlich das fertige Video.

>>Wie würde Ju wohl reagieren, wenn er das erfährt? Er wird bestimmt sauer sein. Ich werde ihm nicht sagen können warum, das weiß ich.<

So Leid es mir tat, wenn ich leben wollte, musste das Video weg. Ich bewegte den Zeiger der Maus auf das Video, rechter Mausklick und es öffnete sich ein Fenster. Kurz zögerte ich, letztendlich löschte ich das Video.

Als hätte er es gewusst, kam in genau diesem Moment Julien rein.

,,Sorry. Ich habe etwas vergessen.", nachdem er das gesagt hatte, merkte er, dass ich an seinem Computer war.

,,Was machst du da?", wollte er wissen.

,,Ich...", im Ausreden ausdenken war ich nicht die beste.

,,Du was?", er schaute auf den Bildschirm und sah, was ich gemacht hatte. ,,Nein, du hast jetzt nicht ehrlich, oder? Da stecken Stunden Arbeit drin und du löschst es einfach? Warum?"

Ich wollte ihn nicht enttäuschen, wo er mir doch so viel geholfen hat. Also entschied ich, dass es soweit war, ihm wenigstens einen Teil der Geschichte zu erzählen. 

,,Ein Stalker..", ich brach in Tränen aus. Mir wurde klar, dass ich es nicht konnte. Ich wurde wieder in den Arm genommen. Wärme.

,,Sorry, ich muss raus, fresh air.", meinte ich und eilte zur Tür, wo ich meine Jacke und Schuhe nahm. Als ich auf der Straße war, rannte ich einfach in irgendeine Richtung, immer geradeaus. Andere Menschen egal. Hindernisse egal. Alles egal. Diese Erlebnisse der Letzten Wochen zerrissen mich innerlich. Am Tiefpunkt meines Lebens, wo alles sein Ende nehmen sollte, wurde ich aufgefangen. Aber die Erlebnisse konnte ich nicht vergessen. Es war hart, zu wissen, dass er mich mein Leben lang beobachtete, um auf diesen einen Moment zu warten, wo ich seins wäre. Ich jedoch zerstörte seine Pläne und er sorgte für Vergeltung, als er mein Leben zerstörte. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen, doch es geht nicht. Ich kann nicht einmal vergessen. Sollte ich überhaupt die Zeit mit meiner Familie hinter mir lassen und von neu starten? Dies war sicher die falsche Lösung. Ich schaute mich um. Große Rasenflächen und Bäume waren zu sehen, wahrscheinlich war ich in einem Park. Als ich eine Bank sah, setzte ich mich auf diese. Ich hatte das Gefühl, das mit jedem bisschen Wind mein Kopf freier wurde.

Es setzte sich jemand neben mich. Erst erkannte ich nicht, wer es war, doch dann fing er an zu reden.

,,Du bist doch das Mädchen, was mich umgefahren hat, oder?"

,,Ja. Sorry nochmal. Hast du Handy wieder?", erkundigte ich mich.

,,Jo,es ist in den Gulli gefallen. Ich hatte Glück, dass da noch Reinigungspersonal kam, die haben es mir dann wieder gegeben.", erwiderte er.

,,Na dann ist ja alles wieder gut.", ich lächelte ihn an.

,,Ja. Was machst du hier eigentlich so alleine?", er war neugierig.

,,Ich brauchte fresh air. Ist kompliziert im Moment."

,,Oh. Ich drehe gerade mit ein paar Freunden, dabei kümmere ich mich um die Kamera. Willst du mitkommen?"

,,Wenn ich nicht muss vor die Kamera gerne. Ich bin übrigens Jodie.", stellte ich mich vor.

,,Okay. Ich bin Jan.", stellte auch er sich vor.

Dieser Jan zeigte mir, wo er und seine Freunde drehten und wir gingen dorthin.

,,Das ist Andre und das ist Cengiz. Jungs, das ist Jodie", er zeigte erst auf einen rothaarigen Jungen mit Sturmfrisur und danach auf einen mit Glatze und Bart.

,,Hi!", begrüßte ich die anderen beiden. Diese grüßten zurück. Danach machten sie mit ihrem Video weiter. In den Pausen, die sie machten, erklärte mir Jan immer wieder etwas. Nach ein bis zwei Stunden hatte ich einen mit Informationen vollgestopften Kopf und einen Knurrenden Magen. Zu meinem Glück waren die Jungs gerade fertig und Jan meinte ich könne noch mit zu denen und bei ihnen essen. Gemeinsam gingen wir zu deren Auto. Jan machte mir die Tür auf und ich stieg ein. Während der Fahrt klingelte Andres Handy.

,,Yo, was los?", begrüßte Andre den Anrufer.

,,Wie? Warte mal, wir kommen später vorbei und reden dann darüber.", meinte er nach einer kurzen Redepause.

,,Wer war das?", interessierte sich Cengiz.

,,Ju, er hat einem Mädchen geholfen, dann ist sie abgehauen. Er scheint sie zu mögen, denn er macht sich echt Sorgen.", erklärte Andre.

>>Irgendwie ja süß, dass Ju sich Sorgen macht. Ich kann auch nicht verschweigen, dass ich ihn mag, mehr als nur mögen. Sollte ich den Jungs sagen, dass ich dieses Mädchen bin, früher oder später würden sie es ohnehin herausfinden.<<

,,Jungs,", ich entschied mich es ihnen zu sagen, also fuhr ich fort, ,,das Mädchen, was Ju sucht, bin ich." Nachdem ich dies sagte hielt das Auto an und alle Insassen schauten mich erstaunt an. Ich verstand nicht, warum sie dies taten. Cengiz wendete mit dem Auto und wir fuhren in die anderen Richtung. Erst nach einiger Zeit erkannte ich, dass wir auf dem Weg zu Ju waren. Einerseits war ich den Jungs ja dankbar, andererseits tat mir das mit dem Video immer noch Leid und ich wusste nicht, wie ich mich bei Ju entschuldigen sollte. Wenn man vom Teufel spricht, oder an ihn denkt, wir standen nun vor seiner Haustür.

Die drei Jungs rannten sofort zu der Wohnungstür, ich folgte ihnen langsam. Andre, Jan und Cengiz warteten vor der Tür auf mich, bevor sie anschellten. Ein ziemlich zerstört aussehender Julien machte uns die Tür auf. Erst begrüßte er Jan und Cengiz, danach erblickte er mich und vergaß Andre sofort. Wir rannten uns in die Arme, wie in diesen Schnulzen, wenn der Held seine Freundin wiederfindet. Lange verharrten wir in dieser Position und es tat einfach nur gut.

,,Das mit dem Video tut mir so Leid.", nuschelte ich in seine Schulter.

,,Hey.", sagte er sanft, während er sich ebenso sanft aus der Umarmung löste, ,,deine Situation macht das verständlich. Außerdem könnte ich dir nie böse sein. Dazu habe ich dich schon zu fest ins Herz geschlossen. Ich glaube.. Ich mag dich.. also mehr als nur mögen, falls du verstehst, was ich meine. Ich glaube, dass ich dich liebe."


Lost (Julien Bam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt