Kapitel 6

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Habe ich da richtig gehört? Ju liebt mich. Das kann nicht sein. Nicht, dass ich ihn nicht mögen würde, aber das geht mir einfach zu schnell.

,,Ju...", ich wusste echt nicht, wie ich es ihm beibringen sollte, ,,ich mag dich auch, wirklich, aber das geht mir alles zu schnell. Meine Familie wurde vor weniger als einem Monat umgebracht, ich bin geflüchtet und wollte nur noch sterben. Du hast mir geholfen und dafür bin ich dir sehr dankbar, aber das geht mir alles zu schnell. Ich könnte nicht leugnen, dass da etwas ist. Ich kenne dich nicht einmal richtig. Lass mir bitte noch Zeit."

Es fiel mir schwer Ju so abzuweisen, denn ich wusste, dass ich ihn auch mag, aber ich kenne ihn noch nicht gut genug.

,,Es ist okay.", meinte Ju. Sein Gesichtsausdruck verriet etwas anderes. Niedergeschlagen ging er in die Wohnung.

,,Kommt erstmal rein.", meinte Vince. Da fiel mir auf, dass wir uns noch im Flur befanden. Gemeinsam gingen wir in ein Zimmer mit Couch. Ju war wahrscheinlich in seinem Zimmer.

,,Ihr habt Jodie also gefunden.", versuchte Vince ein Gespräch aufzubauen.

,,Ja.", antwortete Andre. Der Versuch ein Gespräch zu starten scheiterte. Daraufhin wurde es still. Ich nutzte die Stille zum Nachdenken. Nachdem entschied ich mich zu Ju zu gehen, um noch einmal mit ihm zu reden. Als ich aufstand, merkte ich, wie die fragenden Blicke der anderen auf mir ruhten. Ich ging durch den Flur zu Jus Zimmertür und klopfte an.
,,Ist grad' schlecht!", schrie er aus seinem Zimmer. Erst wollte ich respektieren, dass er nicht gestört werden wollte, doch dann entschied ich trotzdem mit ihm zu reden. Also öffnete ich langsam die Tür.
,,Ich sagte es ist grad' schlecht!", machte der Mann mir genervt deutlich.

,,Ju, ich bins.", flüsterte ich. Er schaute mich an, dabei sah ich, wie fertig er war.
,,Was willst du? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich verstehen kann.", meinte er.
,,Ich wollte sichergehen, dass es dir gut geht. Außerdem ist die Stimmung bei den anderen echt bedrückend.", ich lächelte leicht.
,,Achso. Willst du mir erzählen, was passiert ist? Du kannst mir vertrauen und ich bin für dich da, egal, was ist.", erklärte er. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihm wirklich vertrauen kann. Ich atmete einmal tief ein und begann daraufhin zu erzählen.

,,Vor ein paar Monaten habe ich einen Brief bekommen, in diesem stand, dass mich jemand beobachtet. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, denn ich habe damit gerechnet, dass dies nur ein schlechter Scherz war, aber ein paar Wochen später kam ein Packet für mich an. Ich öffnete es und da war ein Zettel drin. Diesen hob ich aus dem Packet und was dort drunter war, war schockierend. Es waren viele Würmer, sehr viele Würmer. Schockiert ließ ich das Packet fallen und las den Zettel. 'Bald werde ich dich holen.' Dabei realisierte ich, dass diese und die Nachricht davor kein Scherz waren. Ich holte meine Eltern, die sofort die Polizei riefen. Die haben aber nichts gemacht. Ich gab immer mehr auf meine Umgebung acht, wurde schon fast paranoid, jeden verdammten Tag wurde es schlimmer. Dann ein weiterer Brief, in ihm stand, dass er mich am nächsten Tag holen würde und wenn ich nicht da wäre er alle meine Freunde und meine Familie töte. Am nächsten Tag bin ich wie immer in die Schule gegangen und um meine Freunde zu schützen fing ich Streit mit ihnen an. Von da an hatte ich keine Freunde mehr. Nach der Schule bin ich nach Hause gegangen, der Tag war, wie jeder andere. Nur in meiner Familie war so eine seltsame Atmosphäre. Am Abend ging ich schlafen. Als ich am Morgen aufwachte, wollte ich meine Eltern wecken, doch diese lagen blutverschmiert auf ihrem Bett, ich rannte voller Panik zu meinem Bruder, er war auch voller Blut, genauso, wie meine Schwester. Ich rannte aus dem Haus, rannte und rannte bis ich einen Flughafen sah, da sah ich meine Chance. Schnell kaufte ich mir ein Ticket für den nächsten Flug, nach wohin auch immer. So landete ich nach einem langen Flug hier. Auf einmal wurde mir klar, was ich alles verloren hatte, deswegen wollte ich einfach nicht mehr. Den Rest kennst du ja.", während ich das erklärte, hörte Ju mir aufmerksam zu.
,,Oh. Das ist hart. Wenn irgendwas ist, oder du Hilfe brauchst..", fing er an.
,,..dann gehe ich zu Joon.", beendete ich seinen Satz. Natürlich war das nicht ernst gemeint, aber Ju schien das nicht zu verstehen. ,,Das war Spaß. Ich weiß, dass du dich meintest.", lachte ich.
Ju war einfach so ein guter Zuhörer und er machte mir immer wieder bewusst, dass ich ihm vertrauen konnte, was ich auch tat. Nicht einmal wegen dem Video war er mir böse. Er musste mich wirklich mögen, aber wie konnte er mich so schnell kennenlernen? Und dann noch wissen, dass ich die richtige war?
Ju und ich saßen eine lange Zeit nach diesem Gespräch auf seinem Bett. Es wurde dunkel, ich wurde müde, weswegen ich gähnte.
,,Oh, du bist müde. Ich werde dann mal auf die Couch verschwinden und dort schlafen.", sagte Ju.
,,Ju.. bleibst du bitte hier?", bat ich ihn. Er schaute mich überrascht an und nickte darauf.

Ich zog mich um und legte mich ins Bett, zur Wand gedreht. Es dauerte nicht lange, da war Ju schon neben mir und legte einen Arm um mich. Mit diesem Gefühl der Geborgenheit, was er mir gab, schlief ich ein.











Lost (Julien Bam FF)Where stories live. Discover now