Kapitel 11

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Als ich meine Augen öffnete, fand ich mich auf dem Boden zwischen Luftschlangen, Plastikbechern und Bierflaschen wieder. Ich schaute mich um. Anscheinend war ich nicht die einzige, die hier eingeschlafen ist, denn um mich herum lagen noch viele andere. Mein Schädel brummte. Ich habe gestern wohl noch ordentlich mitgefeiert.

Nach weiterem Umschauen erblickte ich Julien auf dem Boden. Er lag dort und schien zu schlafen. Obwohl es sehr merkwürdig aussah, entschied ich mich keinen hier zu wecken und eine kleine Rundfahrt mit dem Longboard zu machen. Also schnappte ich mir meine Sachen und das Board und ging raus. Während der Fahrt blies der Wind durch meine Haare. Ich wurde immer besser im Fahren, also konnte ich auch immer schneller fahren, was sehr gut war, denn durch das schnelle Fahren fühlte ich mich, als würde ich fliegen.

Nachdem ich ein Paar mal um den Häuserblock gefahren, eher gerast bin, ging ich wieder ins Studio. Auch die anderen waren nun wach. Als mein Freund mich sah, umarmte er mich.

,,Wo warst du?", wollte er wissen.

,,Dir auch einen guten Morgen.", meinte ich ironisch, ,,Ich bin ein paar mal um den Häuserblock gefahren."

,,Achso. War eine tolle Party gestern, danke. Wollen wir wieder zurück?", fragte er. Ich nickte. Ju schnappte sich sein Longboard, während ich immer noch eins in der Hand hatte und wir machten uns auf den Weg zurück.

,,Wow, du bist ja viel besser geworden.", staunte Ju.

,,Bei einem so guten Lehrer kein Wunder.", schleimte ich. Ich hatte das Gefühl, dass Julien eine anderen Route fuhr, als wir hergekommen sind, was sich bestätigte als wir auf einmal in der Stadt waren.

,,Was machen wir hier?", ich war neugierig.

,,Lass dich überraschen.", entgegnete Julien. Was er wohl hier wollte? Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten und meinem Freund hinterherzufahren. Nach nicht allzu langer Zeit hielten wir vor einem Shop, der Telekom hieß. In diesem waren viele Handys und Zubehör für diese.

,,Weißt du, ich dachte, du solltest immer erreichbar sein und erreichen können, wegen.. du weißt schon.", erklärte er, bevor er diesen Shop betrat. Wollte er mir etwa ein Smartphone kaufen? Meine Vermutung bestätigte sich, als er zu einem Schalter ging und sich nach einem gutem und günstigem Vertrag mit Smartphone erkundigte. Von dem was der Verkäufer erzählte, verstand ich nicht viel, nicht wegen der Sprache, sondern weil er viele Fachbegriffe benutzte. Eine halbe Stunde später hielt ich mein eigenes Handy mit Internet-, SmS-, und Anrufflatrate in der Hand. Sofort bedankte ich mich bei Ju. Obwohl er meinte, dass es kein Problem sei, hatte ich ein schlechtes Gewissen ihm so viel Geld zu kosten.

Nach diesem Kauf fuhren wir zu Jus, Vinces, und Joons Wohnung, die mittlerweile auch meine war, zurück. Dort angekommen speicherte Julien seine und die Nummern der anderen beiden in mein Smartphone ein. Außerdem richtete er mir noch WhatsApp ein und installierte ein paar Apps, wo er meinte, sie würden mir Spaß machen.

,,Kannst du eigentlich singen?", fragte Julien mich. Ich zuckte mit den Schultern. Als ich klein war, war ich zwar in einem Chor, aber das war schon Jahre her. Mein Freund nahm meine Hand und zog mich zu Vince ins Zimmer. Dieser war dort am Musik mixen.

,,Vince, mach mal die Melodie von 'Fly me to the moon' an. Kennst du das, Jodie?", er schaute mich fragend an. Und wie ich das kannte. Dieses Lied war eines meiner Lieblingslieder.

,,Ja, das ist eines meiner Lieblingslieder.", meinte ich. Vince hatte inzwischen die Musik angemacht. Julien ging zu einem Mikrophon in diesem Zimmer und begann zu singen. Dann hörte er auf einmal auf.

,,Na mach schon." ermutigte er mich. Ich fing an zu singen. In diesem Moment kamen Erinnerungen hoch.

Ich hatte eine Aufführung mit meinem Chor, da war ich gerade mal sieben Jahre alt. Es war eine große Halle und ich hatte echt schlimmes Lampenfieber. Die Chorleiterin ermutigte mich jedoch zum mitsingen. Wir stellten uns auf der Bühne auf. Dann kam eine kurze durchsage und der Vorhang ging auf. Lichter leuchteten auf uns. Alle waren still und warteten darauf, dass wir anfingen. Ich durchsuchte das Publikum, bis ich meine Eltern erblickte. Das sie im Publikum waren gab mir den Mut den ich noch brauchte um mein Solo sicher zu singen. Und ich hatte es geschafft. Nach diesem Auftritt traf ich meine Eltern hinter der Bühne. Wie nach jedem Auftritt sagten sie mir, wie stolz sie auf mich waren. Leider war das mein letzter Auftritt, denn ein paar Wochen später mussten wir umziehen und in der neuen Stadt gab es keinen Chor.

Bei dieser Erinnerung kamen mir die Tränen, doch ich sang weiter. Es hatte sich so gut angefühlt wieder, nach so langer Zeit, zu singen. Ich hatte das Gefühl, meine Eltern würden mir zuhören, wie damals an meinem letzten Auftritt.

Dann war das Lied zu Ende. Mein Gesicht war nass von Tränen.

,,Wow, das war wunderschön.", sagte Julien. Er hatte Tränen in den Augen.

,,Ja, ich habe sogar Gänsehaut.", stimmte Vince ihm zu. Ich lächelte und umarmte meinen Freund. Ein paar meiner Tränen kullerten auf sein T-Shirt.

,,Alles okay?", fragte jener, wessen Shirt mittlerweile einen Wasserfleck hatte.

,,Ja, nur eine Erinnerung an früher.", erklärte ich.

,,Ich habe damals in einem Chor gesungen, da war ich sieben. Ich stand auf der Bühne und hatte Lampenfieber. Die Chorleiterin ermutigte mich zum singen und auch die Tatsache, dass meine Eltern im Publikum saßen gab mir Mut. Leider war das das letzte mal, das ich gesungen habe, denn wir mussten in eine andere Stadt ziehen in der gab es leider keinen Chor.", erzählte ich.


Lost (Julien Bam FF)Where stories live. Discover now