Aufruhr in Hogwarts

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Amelias Sicht:

Ich vergrub den Kopf in den Händen, doch es nützte alles nichts. Ich konnte nicht einfach beim Unterricht fehlen. Dafür war ich erst zu wenige Wochen an dieser Schule. Ich stöhnte auf, um zur Tür zu gehen. Der Weg zu den Klassenzimmern schien mir dieses mal noch viel länger als sonst. Zu lang. Und doch wollte ich meine Ankunft noch ein wenig herauszögern.

Aber ich sollte lieber nicht zu spät kommen, sonst würde ich nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Und die konnte ich mir im Moment nicht leisten. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn als ich vorsichtig die Tür aufstieß saßen schon alle auf ihren Plätzen.

Zum Glück hatte ich bei Professor McGonagall Unterricht. Sie unterrichtete Verwandlung und war für die Gryffindors zuständig, deswegen erwartete mich nur ein Stirnrunzeln und ein sorgenvoller Blick.

Alles wurde Still, als ich mir den Platz in der hintersten Ecke suchte. Auf diesem machte ich mich so klein wie möglich. Professor McGonagall wollte es mir anscheinend leicht machen, denn sie fuhr direkt fort etwas über die Verwandlung in große Tiere zu erzählen. Erleichtert atmete ich auf, als sich die meisten Schüler wieder dem Unterricht zuwandten.

langsam blickte ich mich um. Auf den Seiten der Slytherin bemerkte ich erhebliche Lücken, fast jeder zweite Platz war frei. Von ihnen fehlte jegliche Spur und auch einige Gryffindors waren nicht dabei.

Ich war noch nie diesen Kurs gewesen, deswegen wusste ich nicht, mit wem ich alles hatte. Ob Draco auch hier war? Ich hoffte nicht, denn ich wusste nicht, wie ich das ertragen sollte. Wie konnte ich generell die nächsten Stunden mit ihm überleben?

Außerdem stellte ich mir andauernd wieder die Frage, wie das ganze Spektakel heute morgen wohl ausgegangen war. Harry war nach ein paar Minuten nach unten geeilt mit den Worten, dass er seine Freunde nicht alleine lassen konnte.

Ich hoffte inständig, dass er nichts dummes getan hatte. Wer wohl für das ganze Theater verantwortlich gemacht werden würde? Ich zuckte bei dem Gedanken zusammen, dass ich in Frage kommen würde. Bei meinem Glück.

Als die Stunden vorbei waren, sah ich endlich meinen Bruder wieder. Er wartete vor der Tür auf mich. „Harry!", fiel ich ihm in die Arme. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich innerlich Angst um ihn gehabt hatte.

„Amelia, alles in Ordnung?", er runzelte seine Stirn, während er seine Brille wieder gerade rückte.

„Ja..ja, ich denke schon...", ich stockte und nach einiger Zeit machte ich den Mund wieder zu.

„Was?", fragte er besorgt und schob mich ein wenig von sich weg, um mich genauer zu betrachten. Ich hasste diesen Blick. Der, der sagte, das alles gerade absolut nicht in Ordnung war. Er betrachtete mich wie eine tickende Atombombe und manchmal fühlte ich mich auch wirklich so.

„Wie ist es gelaufen?", fragte ich leise und deutete mit dem Kinn extra noch in Richtung Speisesaal.

Harry raufte sich die Haare und blickte nach unten. Er schwieg lieber als mit mir zu reden.

„Harry!", bedrängte ich ihn. Ich musste es einfach wissen.

„Nun ja...", druckste er herum, „es hat einige Verhaftungen, wie es die Muggel nennen würden, gegeben, von denjenigen, die am meisten randaliert haben..."

„Randaliert?!", ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme ein Oktave höher sprang und ich entsetzt quiekte. Doch Harrys Miene wurde zu einem undurchdringlichen Strich. Er ging los, damit ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

Randaliert? Und dass alles wegen mir und Draco?, ein eiskalter Schauer überfuhr mich, während ich zu Harry aufschloss.

„Harry, was hat das zu bedeuten?", fragte ich ihn und prallte volle Wucht in ihn hinein. Verwundert rieb ich mir meine Nase und schaute hoch, als ich mich neben ihn stellte, um den Grund für den Stopp zu finden.

Das hätte ich lieber nicht getan, denn so sah ich genau in die dunkelgrauen Augen – seine dunkelgrauen Augen. In meinem Magen zog sich alles zusammen und eine Zeit lang konnte ich mich nicht von Dracos Blick losreißen. Er hielt mich gefangen wie ein Fisch im Netz.

Als es mir schließlich gelang sah ich sorgenvoll zu meinem Bruder, der voller Hass Draco anstarrte. Dieser hatte Harrys Blick mittlerweile auch bemerkt und starrte zurück.

Ängstlich tat ich einen Schritt vor meinen Bruder, doch ich war zu klein, als dass ich den Blickaustausch verhindern konnte. So stellte ich mich auf die Zehenspitzen. Ich wollte den Sprengstoff, der gleich gezündet werden würde, um jeden Preis verhindern. Unerwartet kam mir jemand zu Hilfe, von dem ich es nie erwartet hätte:

„Malfoy und Potter, wie amüsant!", züngelte es aus Snapes Mund. Augenblicklich wich ich einen Schritt zurück und Harry tat es mir gleich. „Soll ich sie beide direkt mitnehmen?", fragte er süßsanft.

„Nicht nötig!", bemerkte Draco aus zusammengebissenen Zähnen und stolzierte davon. Ich konnte nicht anders, als diesem sonderbaren Jungen hinterherzublicken.


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora