Draco ~ Nichts wie es war

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Dracos Sicht:

Etwas war anders. Mein Vater war anders.

Als ich so an diesen einen Weihnachtsabend mit ihm gesprochen hatte war mir das aufgefallen. Er strahlte eine Unruhe aus, die nicht normal war. Nein, etwas – und ich würde noch heraus finden was – stimmte nicht.

Und besonders fiel mir sein besonderes Interesse an Hogwarts auf. Er fragte mich regelrecht aus: was mit den anderen Slyhterin war, mit Brook (warum er den kannte, keine Ahnung) und auch über die Potters. Und ganz besonders schien es ihm Amelia angetan zu haben.

„Du hattest doch etwas mir ihr, da weißt du bestimmt auch manche Geheimnisse von ihr, habe ich Recht?", hatte er mich mit silbernen Augen angeschaut ohne eine Miene zu verziehen.

Er sprach es an, als würde es nichts bedeuten. Als wäre es nur ein weiterer, unbedeutender Fleck in meinem Leben, dem er mal wieder nicht teilhaben wollte.

Doch ich zuckte bei seinen Worten zusammen. Ich wollte sie nie wieder sehen. Sie nie wieder hören. Sie mich nie wieder verführen lassen.

Und doch... ein Teil von mir wünschte sich sehnlichst, es wäre anders gelaufen. Das wir noch immer zusammen halten würden. Aber so war es nicht.

„Ich weiß keine Geheimnisse", murmelte ich leicht trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Denk nach!", forderte mein Vater mit kalter Miene und rückte seinen Stuhl ein wenig näher an mich heran.

War er mit ihr zusammen oder ich? Was sollte das hier bitte? Ich war doch nicht auf einem blöden Verhör!

Aber um Lucius nicht noch mehr zu verärgern dachte ich über sie nach. Das, was ich eigentlich nie wieder machen wollte. Ich kramte in meinen bereits gelöschten Erinnerungen nach irgendetwas, dass ihn zufrieden stellen würde.

Plötzlich fiel mir etwas auf: „Ihre Hand! Sie hat eine Narbe auf der linken Hand und ab und zu ist ihr aus irgendeinem Grund schlecht geworden oder sie hatte Blackouts und Ohnmachtsanfälle. Einfach so, von einer Sekunde auf die andere."

Mein Vater nickte, als wüsste er das alles schon. Oder als würde es nur seine Informationen passend ergänzen.

„Das, was ich dir jetzt sage, darfst du niemanden sagen, hörst du?!", die Stimme des blondhaarigen Mannes war Ernst. Überrascht beugte ich mich vor. Diese Vertrautheit kannte ich von ihm gar nicht.

„Niemand darf es wissen, hast du verstanden? NIEMAND!"

Ich nickte ihm schnell zu, begierig darauf zu erfahren, was er mir sagen wollte. Was er für ein Geheimnis hütete.

„ER wird wiederkommen."

Die Worte waren so flüchtig wie der Wind, doch so verhängnisvoll wie ein Tornado. Sie fegten über mich hinweg und ließen mich völlig alleine und erschüttert zurück.

Ich konnte nicht mehr atmen, vergaß zu sprechen oder mich zu bewegen. Konnte nur noch an diese drei Wörter denken, die mich verängstigten. Mich SCHAUERN ließen.

Er wird wiederkommen, hallten sie in meinen Kopf und nahmen ein fast fanatisches Echo an. Wie grausam das Schicksal doch sein konnte. Wie Ironisch.

Ich konnte mich einfach nicht freuen. Stattdessen wich ich dem siegessicheren Blick meines Vaters aus und starrte die graue Steinwand an.

Das durfte einfach nicht wahr sein. Konnte nicht wahr sein.

„Das geht nicht", flüsterte ich und verschluckte mich fast an meinen eigenen Worten. Ungläublig blickte ich erneut hoch. Obwohl er es nicht zeigen wollte sah ich in den Augen meines Vater außer diesem Hochgefühl auch noch etwas anderes. Angst.

Sie hatten sich damals, NACH dem großen Knall, nach der Vernichtung Voldemords, von ihm abgewandt und beteuert, zu allem nur gezwungen worden zu sein. Und jetzt sollte er wieder kommen?

Er würde unsere Familie erneut für seine Zwecke missbrauchen und nach seinen Willen tanzen lassen wie ein grausamer Puppenspieler.

Und ich werde auch eine Puppe sein, durchzuckte es mich ängstlich.

„Es wird und es muss. IHM gehört das Recht, die Zauberwelt an sich zu reißen. Nur ihm alleine, hörst du?"

Er musste es sagen. Ich wollte einfach nicht glauben, dass mein Vater das aus freier Überzeugung aus sagte.

„ER war grausam!"

Ich konnte nicht anders. Die Worte waren schon aus meinem Mund, bevor ich sie auch nur gedacht hatte.

Schallend empfing ich die Strafe. Meine linke Wange glühte wie ein Hochofen, als mein Vater die glatte Hand langsam zu meinem Kinn hinunter streichen ließ und es mit festen Griff umklammerte. Dabei strich sein Daumen fast entschuldigend über meine andere Wange, wie, um seinen Schlag zu entschuldigen.

„Sag das nie wieder!"

Ich kämpfte nicht gegen seinen Griff an, sondern schluckte meinen Stolz hinunter und zwang mich zu einem Nicken. Erst dann ließ er mich los.

„Gut. Jetzt weißt du es. Die Familie Malfoy hat vieles wieder gut zu machen, und auch du wirst deinen Soll zahlen, Sohn!"

Mit diesen Worten stand er ruckartig auf und verließ mit schnellen Schritten den Raum.

Und später, als der Vorfall bereits Stunden vorbei war, spürte ich den Schlag immer noch wie eine drohende Vorwarnung.

Denn nichts würde mehr so sein wie es war, wenn ER erst hier war.


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWhere stories live. Discover now