Gespräche im Unterbewusstsein

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Amelias Sicht:

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut los zu heulen. Es war alles einfach so schrecklich peinlich. Es schien mir, als hätte ich wirklich gar kein Vorwissen über das Fach Zaubertränke und wenn ich es offen zugab, war es ja auch so.

Dazu kam, dass meine Gedanken Karussell fuhren. Ich wusste einfach nicht, wie ich Draco begegnen sollte, da wir uns nach 'der Nacht' zum ersten mal wieder sahen. Es schien ihm besser zu gehen, deutlich besser.

Wir beide hatten uns beim ersten Augenkontakt still darauf geeinigt, die Sache erst einmal ruhen zu lassen. Wussten wir doch beide nicht, was besser war.

Nach einer peinlichen Stille räusperte er sich endlich und meinte geflissentlich: „Gut, dann versuchen wir mal deinen Lücken auf die Spur zu gehen. Fangen wir mit etwas Einfachem an..."

Ich hatte erleichtert genickt und mich gerade hingesetzt. Zum Glück wusste ich noch einiges von unserer ersten Stunde. Doch je weiter wir die Sache vertieften, desto schwieriger wurde es.

Und schließlich schlug ich mir die Hände vor den Kopf und hätte am liebsten laut meinen Frust herausgeschrien. Ich kam mir einfach so hilflos vor. Wenigstens versuchte Draco mir zu helfen, obwohl er dabei oft abgelenkt war.

Er schien über irgendetwas nachzudenken.

Und dann passierte es. Ganz plötzlich, ohne jede Vorwarnung, durchzuckte mich ein fieser, nerviger Schmerz. Ich verzog unwillkürlich das Gesicht.

Nicht jetzt!, schoss es mir durch den Kopf. Sofort fiel mein Blick auf meine Hand, besser gesagt auf meine Narbe.

Ich wusste, dass von ihr der Schmerz ausging. Doch noch war es auszuhalten. Keinesfalls wollte ich vor Draco Schwäche zeigen, auch wenn ich seine schon gesehen hatte. Ich wollte nicht, dass erneut etwas zwischen uns stand. Das ging einfach nicht, es war zu persönlich...

„Amelia?", sein fragender und leicht besorgte Unterton ließ mich aufhorchen. Sah ich wirklich SO schlimm aus? Ich wollte sagen, dass alles okay war, doch aus meinem Mund kam etwas anderes:

„Ich...ich weiß auch nicht was los ist..."

Mein Blick fiel wieder auf meine Hand. Natürlich wusste ich was los war.

Dieser Schmerz, den ich schon seit Jahren vergessen hatte, tief vergraben in meinem Gedächtnis, war auf einmal wieder aufgetaucht. Als wäre er nie weg gewesen.

Doch stattdessen kam er viel stärker wieder zurück. Ich merkte bereits, wie er an meinen Kräften zerrte. Scheiße, nicht jetzt, nicht hier, nicht vor ihm!

Nachdem Harry letzte Tage genau den gleichen Schmerz verspürt hatte, ja, da hatte ich gehofft. Das es für mich ein für alle mal vorbei ist. Denn ich hatte nichts gespürt.

Ich wusste, dass dieser Gedanke Egoistisch war, aber ich konnte nicht anders. In unserer Kindheit hatten wir beide diese Schmerzen öfters gehabt und mit jeden mal wurden sie schlimmer.

Doch nie hatten wir sie gleichzeitig gehabt. Warum, wussten wir selber nicht.

Der Schmerz holte mich in die Gegenwart zurück und ich keuchte erschrocken auf.

Und wieder tat mein Mund etwas Unerwartetes. Es schien gerade so, als wolle mein Geist Draco mitteilen, wie schrecklich es mir ging, als er ihm meine Schmerzen beschrieb. Doch ich wusste, dass Draco nichts tun konnte. Dagegen gab es kein Heilmittel, würde es auch nie geben.

„Gar nichts", murmelte ich wie von Sinnen. Denn da hatte mich die Welle der Ohnmacht bereits gepackt und vom Stuhl gehoben.


***

Unförmige Bewegungen weckten mich, mein Körper schaukelte hin und her und mein Kopf schlug unentwegt gegen etwas hartes. Was?, wollte ich fragen, doch dieses mal hielt mein Mund die Klappe und selbst meine Augen konnte ich nicht aufschlagen. Stattdessen drang ein schmerzerfülltes Stöhnen, tief aus meinem kämpfenden Herzen, an die Oberfläche.

„Wir sind gleich da, die Krankenschwester kann dir bestimmt helfen!", versuchte eine besorgte Stimme mich zu beruhigen. Doch es brachte nichts, der Schmerz hörte nicht auf in mich einzudringen und hörte nicht auf mich zu quälen.

Plötzlich stoppten die Bewegungen. „Was machst du da?", eine wütende Stimme schrie mich an.

Obwohl, nein, sie schrie nicht mich an, sondern Draco, denn ich glaubte sehr wohl, dass dieser mich gerade trug. Oder war es doch mein Bruder? Warum konnte ich bloß die Augen nicht öffnen? Mist.

„Siehst du denn nicht, was mit ihr ist?", hörte ich eine andere Stimme nun leise und erschrocken einwenden. Sie kam von etwas weiter weg und klang wie eine Mädchenstimme.

„WAS HAST DU GETAN?", brüllte die erste Stimme und ich hörte einen entsetzen Unterton heraus.

Auf einmal wurde mein Körper wieder bewegt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Was war bloß los? Am liebsten würde ich alle beruhigen, mir geht es gut, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Doch so war es nicht und ich wusste auch, dass ich das nicht konnte.

Stattdessen musste ich mit anhören, wie die Stimme, die mir am nächsten war, schrie: „Ihr seid doch alle total bescheuert, denkt zuerst an eure Fehde und dann an eure Geschwister. Ihr seid doch alle..."

Ich hörte schnelle Schritte, wütende Schritte und einen Knall. Dann verlor ich wieder das Bewusstsein...


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora