Draco ~ Wie der Vater, so der Sohn

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Es tat weh.

An Amelia zu denken tat weh. Und deswegen versuchte ich nach ein paar Tagen völliger Isolierung, sie zu vergessen. Sie aus meinen Gedanken, meinem Kopf, zu löschen.

Und für einen geringen Zeitraum schien es sogar zu funktionieren...


Dracos Sicht:

„Frohe Weihnachten!", meine Mutter bedeutete mir mit einer stillen Geste, das Geschenk aufzumachen. Doch das Lächeln, das sie mir zuwarf, erreichte nicht ihre Augen.

Ich starrte auf das perfekt in rotes Geschenkpapier eingepackte Etwas hinab, das am Fuß unseres Kamins lag.

Natürlich war es hübsch. Aber wie alles hier wahrte es lediglich den äußeren Schein.

Mit gerunzelter Stirn hob ich es auf: „Ihr braucht mir nichts schenken!"

Ja, es stimmte. Selbst die Malfoys feierten Weihnachten. Doch es war noch lange nicht Gang und Gebe, dass ich etwas geschenkt bekam.

Mein Vater beugte sich in seinem mit Fell überzogenen Sessel weiter nach vorne: „Jetzt mach schon auf!"

Er schien fast ein wenig gespannt auf meine Reaktion. Wie ein ungeduldiges Kind sah er mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.

Lucius Malfoy, mein Vater, hatte es vor wenigen Minuten geschafft, mich erstmals zu begrüßen. Nach exakt fünf Tagen und 21 Stunden hatte sein Wagen endlich den Weg nach Wiltshire gefunden.

Ich spürte die Blicke der anderen Familienmitglieder wie einen dicken Umhang, dessen Gewicht mit jeder Sekunde schwerer wurde und mich nach unten zog.

Alle waren sie da. Die Lestranges, die Blacks, die Greengrasses. Aber nicht, um ein fröhliches Familienfest zu feiern, wie es vielleicht von außen wirken mochte.

Nein. Um allen zu zeigen, wie sehr ich doch ein Slytherin war und nie etwas anderes. Wie sehr ich doch insgeheim Lord Voldemord unterstützte, auch, wenn dieser gar nicht mehr am Leben war.

Doch ich war Draco Malfoy und ließ mir NIE meine Gefühle anmerken.

Deswegen schluckte ich den Speichel hinunter, der sich vor Anspannung in meinem Mund angesammelt hatte, und widmete mich wieder meinem Geschenk.

Der Illusion wegen zwang ich mich zu einem Lächeln, als ich den fliegenden Besen erblickte. Eines, was ich mir von meiner Mutter abgeguckt hatte.

„Das ist ein Nimbus 2001! Das beste und neuste Modell im Markt. Die Top-Teams der Liga setzten darauf!", erklärte mir mein Vater stolz über seine Einkauf.

Manch andere Gäste stießen ein erfreutes „Oh" aus, als ich ihn aus den letzten Resten des Papiers zerrte.

Mein Vater hätte seinen Willen nicht deutlicher ausdrücken können. Natürlich sah ich den unsichtbaren Wink, der hinter dem Geschenk steckte, als stünde es auf dem Besen selbst.

Ich sollte wieder in die Quidditchmannschaft. Ich sollte spielen. Und normal weitermachen, als wäre nichts gewesen.

„Ich werde die ganze Mannschaft mit dem Modell ausstatten", redete mein Vater mit lauter Stimme weiter, damit alle ihn hören konnten, „natürlich nur die Slyhterin!"

Er lachte erheitert auf und die anderen folgten seinem Beispiel. Warum sollten wir den anderen Teams auch etwas abgeben? Macht kam nicht durch Güte.

„Du wirst in den Ferien üben, mehr als alles andere. Und nach den Winterferien wirst du wieder im Team sein!", flüsterte er mir mit eindringlicher Miene zu.

Das Grinsen verschwand genau so schnell aus seinem Gesicht, wie es erschienen war.

Ich versuchte, meinen Zorn hinunter zu schlucken. Ich war bereits am Anfang dieses Schuljahres im Team gewesen, doch nach dem Überfall auf mich und den ganzen Turbulenzen ausgestiegen.

Meinem Vater schien das so gar nicht zu schmecken.

Als ich dem Blick meiner Mutter begegnete, warnend und warm zugleich, wendete ich mich wieder meinem Vater zu.

„Danke", flüsterte ich willig und setzte mich zu den anderen an die lange Tafel.

Nun hieß es freundlich lächeln und vorsichtig reden. Denn ein falsches Wort und ich konnte meine Neuaufnahme in die Gesellschaft vergessen.

***

Es war später Abend und alle Gäste längst in ihren Zimmern, als mein Vater ohne anzuklopfen in meinen Raum spazierte.

Seine Schritte waren lang und zielgerichtet und seine Stiefel erzeugten ein lautes 'Klack' auf meinem Holzboden.

Ich hatte auf meinem Bett sitzend aus dem Fenster in die dunkle Nacht gestarrt, als ich mich nun überrascht zu ihm umdrehte.

Still verfolgte ich seine Bewegungen, bis er sich auf meinem Schreibtischstuhl nieder gelassen hatte.

Wärme durchströmte mich, während ich die unerhoffte Aufmerksamkeit von ihm in mich aufsaugte. Er hatte tatsächlich noch Zeit gefunden, alleine mit mir zu sein.

„Wir müssen reden!", er versuchte, seiner gewohnten Stimmlage die Schärfe zu nehmen.

Ich nickte ihm vorsichtig zu: „Was gibt es?"

„Deine Mutter hat mir alles erzählt", mein Vater nahm einen Stift in die Hand und drehte ihn gedankenverloren zwischen Daumen und Zeigefinger. Dabei war sein Verstand hellwach.

„Und nicht nur sie. Ich habe andere Quellen aus Hogwarts, die mir berichten, was vor sich geht."

Snape, durchzuckte es mich.

Der Blick meines Vater musterte mich und ich erkannte plötzlich, mit wem ich WIRKLICH redete.

Lucius Malfoy war schon immer hart gewesen. Seine strengen Richtlinien machten mir meine Kindheit nicht einfacher.

Aber er liebte mich.

Da war ich mir sicher. Auch, wenn er es nicht immer zeigen konnte, HOFFTE mein Inneres, dass da doch etwas war. Etwas Liebe.

Und wegen seines Geldes hatte er überall seine Finger im Spiel. Er war überall und doch wieder nicht. Denn wenn auf einmal Fragen gestellt wurden, war er nicht mehr da.

Doch seine nächsten Worte überraschten mich, denn ich hätte nie erwartet, sie aus seinem Mund zu hören.

„Und ich bin sehr stolz darauf, wie ihr die Situation gehändelt habt. Vielleicht schlägst du ja doch nach mir."


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Halli hallo, nachdem ihr nun Lucius Malfoy kennen gelernt habt, bin ich gespannt, was ihr von ihm haltet :) LG Jackaroo


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora