Kapitel 23

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„Sorry, aber ich glaube, ich werde mal ein bisschen Abstand zu dir halten", entgegnete Mia leise und klopfte mir grinsend auf die Schulter, bevor sie verschwand.

Na toll, dachte ich grimmig. Drei Fänger. Da war ich schon ganz anderen Feinden entkommen.

Als wir losliefen, blieb kein Zweifel: Die drei steuerten tatsächlich auf mich zu.

Das konnten sie haben.

Erst zockelte ich nach links, dann flitzte ich nach rechts, wo nur das Mädchen war, aber Daniel war schneller als ich und versperrte mir den Weg. Gerade noch rechtzeitig wich ich zurück. Langsam aber sicher wurde meine Situation miserabel. Ich pendelte nach rechts, nach links, musste jedoch schließlich einsehen, dass drei Fänger auf eine Person echt unfair waren. Nicht mehr viel, und ich würde an der Wand stehen, von der ich gekommen war.

Also warf ich mich auf den Boden, robbte an Daniel vorbei, sprang wieder auf die Füße und gab Gas.

Daniel fluchte und nahm die Verfolgung auf. Schon spürte ich, wie seine Hand mein T-Shirt streifte, mich aber nicht richtig zu fassen bekam. Die rettende Wand kam näher und näher, nur noch ein paar Meter ... aber in diesem Moment schlossen sich Daniels Arme um meine Hüfte.

Ich spürte, wie sich seine Muskeln unter seinem T-Shirt anspannten, als er abbremste, und keinen Meter von der Wand entfernt zum Stehen kam.

Zappelnd streckte ich die Arme aus, aber Daniel hob mich hoch, als wöge ich nichts, und trug mich einfach zurück in die Mitte des Raumes.

Sein großer starker Körper fühlte sich ein bisschen so an wie der von Micha, was mir natürlich nicht sonderlich half, um bei meinem Widerstand einen klaren Kopf zu bewahren.

Zum Glück stellte Daniel sich nicht allzu geschickt an, sodass ich kurz darauf auf dem Bauch und nicht auf dem Rücken lag, und zielstrebig auf die Wand zurobbte. Aber als der zweite Junge jedoch vor mich trat, wusste ich, dass der Kampf vorbei war.

Kurz darauf stand ich neben Daniel an der Wand und blickte meinen Klassenkameraden entgegen.

„Gut gekämpft, Lena", sagte Daniel leise. Erschrocken sah ich zu ihm auf. Ich war es nicht gewohnt, von Jungs aus der Schule angesprochen zu werden. Von einem wie Daniel erst recht nicht.

„Danke. Aber gegen dich hatte ich eh keine Chance", erwiderte ich das Kompliment. Aus Kampfsport wusste ich, wie man das Selbstbewusstsein von Kerlen aufpolieren konnte, und tatsächlich wurde Daniel bei meinen Worten beinahe einen Zentimeter größer.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Micha zu uns herübersah, und eine tiefe Zufriedenheit durchflutete mich.

„Los", sagte Daniel, und wir setzten uns in Bewegung.

Ich erwischte ein Mädchen nach dem anderen. Am Anfang erstaunte es mich, wie leicht sie sich schnappen und zu Boden bringen ließen. Manche konnte ich sanft ablegen wie eine Prinzessin, so hilflos waren sie. Aber mit jedem Mädchen wurde mir deutlicher, was für ein Unterschied zwischen ihnen und den meisten Mädchen aus Kampfsport bestand.

Mia war immer noch auf freiem Fuß, und auch dem ein oder anderen Kerl durch die Finger gegangen.

„Komm, schnappen wir uns Mia", sagte Daniel zu mir, als uns nur noch Mia und zwei Kerle, mit denen man es nicht so leicht aufnehmen konnte, gegenüberstanden.

Ich nickte. Wenn Daniel nicht gerade in der gegnerischen Mannschaft war, war er tatsächlich ganz nett.

„Lena, du Verräter!", beschimpfte Mia mich spielerisch, als ich ihr mit Daniel an meiner Seite den Weg versperrte.

KämpferherzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt