Kapitel 15: Dad

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Kapitel 15

"Härter.", kommandierte der Coach.

Automatisch schlug Zayn härter auf den Boxsack. Zum Glück war es auch nur ein Boxsack. Wäre es ein Mensch wäre er wahrscheinlich schon tot. Nach 30 Minuten schnappte er sich seine Wasserflasche, tupfte mit seinem Handtuch die Schweißperlen auf seiner Stirn weg und fuhr fort. Nach unendlich vorkommenden Minuten stand er dann doch vor mir und küsste mich zärtlich auf die Wange. Er zog seine Boxhandschuhe aus, dann seinen Verband. Ich sah ihm bei jeder Bewegung zu. Plötzlich nahm er meine Hände. Ohne zu reagieren, ließ ich sie von ihm nehmen. Eine Wärme durchdrang wieder in meinen Körper. Er nahm die Boxhandschuhe und zog sie mir an. Verwirrt sah ich ihn an, doch er lächelte nur und zog mich zum Boxsack. Dann stellte er sich hinter den Sack und hielt ihn fest. Alle sahen uns an, sogar der Coach.

"Schlag zu." 

"Was?" 

"Schlag zu."

Immernoch verwirrt tat ich das, was Zayn verlangte.

"War das alles was du kannst?" 

"Was erwartest du von mir? Das ist das erste Mal, dass ich sowas mache."

Alle in der Halle lachten nun. Ich errötete leicht, versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen. Er stellte sich hinter mich und packte meine Unterarme. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich auf ihn schaute. Man, war Zayn groß.

Er lächelte mich nur an und sah wieder zum Boxsack. Er packte mich so, dass ich im nächsten Moment eine anscheinend kämpferische Stellung annahm.

"So musst du immer stehen. Ansonsten wirkst du ängstlich und nervös."

Ich nickte stumm und er fuhr fort. Er hielt meine Unterarme hoch und positionierte sie auf den Boxsack.

"Welche ist deine starke Hand?" 

"W-Weiss ich nicht."

Wieder lachten alle. Es war nicht böse gemeint, da ich mich mit allen ziemlich gut verstand.

"Hört auf zu lachen, man! Das ist das erste Mal bei ihr.", sagte Zayn.

Alle verstummten. Wow, er musste ziemlich anerkannt sein. Kaum vorstellbar bei einem Punk. Zayn drehte mich zu sich und hielt beide Hände hoch.

"Schlag zu." 

"Ich werde nicht auf dich zuschlagen, Zayn." 

"Schlag zu." 

"Nein." 

"Schlag zu verdammt!"

Ohne zu zögern schlug ich mit meiner linken Hand auf Zayn's rechte. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, meinen eigenen Freund zu schlagen, auch wenn es ihm nicht einmal weh tat.

"Nicht schlecht. Jetzt mit der rechten."

Ich wusste nicht was es war, oder wieso, aber in mir brodelte eine Wut. Eine Wut auf mich selbst? Oder auf meine Familie? Meine Freunde? Ich wusste es nicht. Doch dies sorgte dafür, dass ich mit voller Kraft auf Zayns linke Hand schlug. Ich ließ meine Hand wieder fallen und sah sie an. Überraschende Blicke tauschten sich aus, nachdem ich wieder hochsah. Sogar Zayn sah mich geschockt an. Teilweise war ich stolz, andererseits auch überrascht, was für eine Kraft aus mir kommen konnte.

"Gut. Sehr gut. Also ist deine starke Seite, die rechte.", gab Zayn von sich.

Wir stellten uns wieder an die vorherige Position und Zayn nahm erneut meine Unterarme in seine großen, weichen Hände. Er zeigte mir die Art und Weise, wie ich auf den Boxsack zu schlagen hatte. Nach einigen Malen begriff ich es schließlich und Zayn stand wieder hinter dem Sack und hielt ihn fest. Er gab mir das Zeichen und ich boxte los. Ich boxte immer wieder, doch anscheinend nützte es nicht.

It's so good being bad || z.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt