Kapitel 40: I killed him!

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Kapitel 40

"Elena? Elena, sag was, bitte."

Immer wieder hörte ich diese Stimme, konnte sie aber niemandem identifizieren. Sie war mir sehr bekannt, aber in dem Moment ziemlich fremd. Ich spürte nichts, meine Augen waren geschlossen und für einen kurzen Moment realisierte ich, was ich grade benachrichtigt bekommen habe.

Mein Ex-Freund und gleichzeitig der Typ, der vorhatte mich zu vergewaltigen, ist tot. Er hatte Selbstmord begannen. Sollte ich nicht irgendwie froh sein? Nein, dann wäre ich herzlos.

Ich wusste nicht, wie lange ich da schon ohne jegliche Reaktion stand, aber sofort wurde ich aus meiner Traumwelt geweckt, als mich zwei starke Hände an den Schultern hielten und mich wachrüttelten.

"Elena! Komm zu dir!"

"S-Scott... i-ist t-t-tot?", fragte ich und hoffte, dass alles nur ein schlechter Scherz war.

"Leider ja. Er hat sich in seiner Zelle umgebracht.", hörte ich die Stimme meines Vaters sagen.

Immernoch geschockt und unsicher, was ich tun sollte, machte ich mich auf den Weg zu einem freien Stuhl.

"W-Woher wisst ihr das?"

Ohne meine Frage zu beantworten reichte mir mein Vater die Zeitung, die er noch vor zwei Sekunden in der Hand hielt. Mit zittrigen Händen nahm ich das Stück Papier in die Hand und las den Artikel durch.

"London. Ein 18-jähriger Junge, der grade erst zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren wegen Konsums illegaler Drogen und Versuch einer Vergewaltigung verurteilt wurde, nahm sich gestern Nacht das Leben. Den Zeugen nach hieß der junge Mann Scott Rubery.

'Das Gefängnis war ein starker Druck für ihn. Er hat sich verklemmt, mit niemandem ein Wort gewechselt geschweige denn angesehen. Er war ein Einzelgänger und hatte eine Zelle für sich ganz allein. Er tat mir leid.', berichtete uns ein anderer Strafgefangener.

Die Ursache für seine Suizidtat bleibt ungenau, doch an der Wand seiner Zelle war mit Nagelkratzern dieser Satz undeutlich zu erkennen:

'Für das Mädchen, dass sich trotz der Geschehnisse um mich gesorgt hat. Ich liebe dich, Elena.'

Seine Beerdigung findet morgen um 8 am statt."

Immer wieder las ich mir die Zeilen durch. Ich war sein Mörder. Ich allein.

Ich hätte die Anzeige zurück ziehen können, er hätte fliehen können, doch ich tat es nicht. Ich allein war Schuld an seinem Tod.

"Elena, du bist nicht Schuld daran.", sagte mein Bruder, als hätte er meine Gedanken gelesen.

Meine Lippen trennten sich kurz, kamen aber sofort wieder zusammen. Ich blieb sprachlos. Was sollte ich denn auch sagen? Mein Herz schlug schnell, Panik breitete sich in mir aus. Würde ich nie glücklich werden? Konnte mein Leben denn nicht ganz normal sein?

'Nein, seitdem Zayn in deinem Leben ist, geht das nicht.', gab meine innere Stimme zu.

Einerseits hatte sie Recht, andererseits war das totaler Schwachsinn. Scott wäre dennoch in meinem Leben, auch, wenn Zayn nicht da wäre. Wäre Zayn nicht aufgetaucht, hätte ich meine Jungfräulichkeit durch eine Vergewaltigung verloren und wäre zu 100 Prozent psychisch am Ende. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich wieder über Zayn nachdachte. Gab es je eine Minute in meinem Leben, in der ich nicht an ihn nach gedacht hatte? Nein. Mein Leben drehte sich nur um meinen Punk.

"Ich bin Schuld, Schuld an allem. Er hat sich wegen mir umgebracht.", flüsterte ich, wusste aber, dass es jeder im Raum gehört hatte.

"Schatz, du bist nicht Schuld. Du kannst nichts dafür. Er war schon immer.. nicht richtig am denken.", sagte meine Mum und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht weg.

It's so good being bad || z.m.حيث تعيش القصص. اكتشف الآن