Julia

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Schnell streifen wir uns die schlammigen Schuhe über und gehen (stampfen passt es wohl eher besser) über den weichen Waldboden. "Höre ich da Wasser?", ruft meine Freundin plötzlich und rennt mitten in den Wald hinein. "Warte!", schreie ich ihr hinterher und bleibe wie angewurzelt stehen. Keine Antwort. 'Na super', denke ich mir und stolpere hinterher. "Ronja?" Immer noch keine Antwort. "Merlin Rocky, wo bist du?", schreie ich noch lauter und ein paar Spatzen fliegen erschreckt aus einem Baum. "Hier! Wo bleibst du, Juli?", höre ich es gedämpft. Sofort renne ich in irgendeine Richtung und suche den Wald nach ihr ab. Ronja war schon immer diejenige von uns beiden, die mehr Orientierungssinn hat. Hinter einem Gebüsch taucht sie auf, mit den Beinen knietief im Wasser und Schuhe putzend. "Endlich, ich dachte schon, du kommst garnicht mehr, aber dein guter Sinn für die Orientierung hat dich wohl doch hierher geführt.", sagt sie frech und wendet sich wieder ihren Schuhen zu. 'Natürlich schafft sie es, ihre Schuhe mit Blättern sauber zu bekommen' "Na warte!", grinse ich und stürze mich samt Klamotten auf sie. Kurz danach bereue ich es auch schon wieder. "Brrrr, ich das kalt.", klappere ich. "Tja, das hast du davon, mich in einem Teich umzuwerfen...Halt, ist das ein Frosch?" Sofort quieke ich los und stürme aus dem Tümpel, wobei Ronja sofort in einen Lachflash verfällt. "Du Doofe!", meine ich gespielt schmollend und setze mich mit verschränkten Armen an einen Baum. "Wie recht du doch hast, Juli Moony.", sagt sie ernst und wringt ihr Top aus. Ich hasse es, wenn sie mich 'Juli Moony' nennt! Und das weiß sie genau, also Juli ist ja okay, Moony auch, aber beides zusammen, grrrr. Nachdem sie fertig ist, setzt sie sich zu mir und schaut nach oben: "Hm, ca. 18 Uhr, wir müssten uns bald mal einen Schlafplatz suchen." Ich überprüfe ihre Aussage sofort, indem ich auf meine Armbanduhr gucke und nicke dann. 'Auch für diese Gabe beneide ich sie. Einfach nach oben gucken und kurze Zeit später, kann sie einem sagen, wie spät es ist.' Ronja rafft ihre Sachen zusammen und geht um den See. "Kommst du?", fragt sie und dreht sich um. Ich nicke, springe auf und stapfe ihr hinterher. Hinter einer Biegung legt sie ihre Sachen mitten auf den Boden einer Lichtung. "Perfekt?", grinst sie. "Perfekt!", antworte ich und grinse zurück. "Ich besorge uns etwas zu essen und du machst den Schlafplatz bereit.", schlägt meine Freundin vor und ich nicke wieder, woraufhin sie zwischen den Bäumen verschwindet.

Nach ca. einer Stunde liegen unter einem Baum eine Decke und davor eine noch unbenutzte Feuerstelle. Das Holz habe ich von einem morschen Baum aufgetrieben und die Decke nahmen wir von zu Hause mit. Da Rocky noch nicht wieder da ist, lege ich mich auf die Decke und schon kurze Zeit später fallen mir die Augen zu.

"Wach auf Kleine. Na los, es gibt Essen.", holt es mich aus meinen Träumen. "Was? Wie? Wie spät ist es?", frage ich total verwirrt und schaue Ronja an. Sie greift sich meinen Arm und schaut auf die Uhr. "Spät genug, also komm, das Feuer ist auch schon an. "Was hast du besorgt und-", fange ich an, "ich habe 1 h geschlafen?!" "Äpfel.", grinst sie und geht garnicht auf meinen zweiten Teil des Satzes ein. "Wo hast du die denn aufgetrieben?", sage ich noch total verschlafen. "Hier in der Nähe ist eine Apfelplantage und als du noch geschlafen hast, habe ich mir mal erlaubt, dein Taschenmesser, zu schnappen und uns Stöcke zu schnitzen. Also, wie wäre es mit Bratapfel?" Ich schmunzele über den Tatendrang meiner Gefährtin und spieße mir einen Apfel auf.

"Ganz schön krass oder? Ich meine, wir beide allein im Wald.", fängt sie eine Konversation an.
"Ich finde es toll. Und ganz ohne Technik und Co. So auf wir ganz auf und allein gestellt und es vermisst uns doch sowieso niemand."
"Hast recht. Das ist irgendwie wie bei Tribute von Panem in der Arena.", überlegt sie.
"Nein, wir sind aus einem viel schöneren Grund hier und müssen uns nicht an Bäume festschnallen und vor Jägerwespen flüchten.", lache ich.
Sie lächelt zurück und dann ist es still, weil wir beide mit Essen beschäftig sind. Man hört nur noch den rauschenden Wind, das knisternde Feuer, abendliches Vogelgezwitscher und unser Schmatzen.

Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen...

~Einfach weg~Donde viven las historias. Descúbrelo ahora