Julia

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Am nächsten Morgen bin ich müder als sonst. Langsam rekele ich mich und sehe das Zimmer erstmal nur durch meine zusammengekniffenen Augen sehr verschwommen. Ronja schläft noch und ich setze mich wieder vors Fenster und lasse sie somit noch etwas schlafen. Die Wolke. Ziehen vorbei und ich kann diese immer stundenlang beobachten. Die Sonne knallt zum Fenster rein und auch Ronja ist jetzt wach geworden. Mit ihrer schon morgens fröhlichen Art holt sie mich aus meinen Gedanken. Zusammen gehen wir die steile Treppe hinunter und unten sitzen schon Jenna und ihre Tochter Manuela. Für uns ist wieder der interessant riechende Kräutertee und Haferschleim bereitgestellt. Ich mache mir noch ein wenig Zimt drüber und Ronja schnippelt sich einen Apfel dazu. Jenna und Manuela unterhalten sich über den neuesten Klatsch und Tratsch im Dorf, bei welchem wir aber nicht mitreden können, weil wir keine Frau Meyer vom Fleischer kennen. Trotzdem sind manche Geschichte lustig mitanzuhören. "Wann wollt ihr eigentlich los?", fragt Manuela an uns gerichtet. "Ähm" Ronja und ich starren uns an und es sieht so aus, als ob sie versuche, mit mir über irgendwelche Gedankenströme Kontakt aufzunehmen. "Wie wäre es mit nach dem Frühstück?", schlägt sie nun einfach vor. Anscheinend lag eine Leitung schief, denn sie ist nicht bis zu meinem Kopf vorgedrungen. Ich nicke zustimmend. Schnell essen wir noch den Rest Hafer auf, bevor Ronja vor mir wieder die Treppe hochsteigt, um Sachen zu packen. Viel ist es ja auch nicht, sodass wir wenige Minuten später wieder fix und fertig vor der Haustür stehen. "Wartet noch einen Moment!", ruft Manuela uns zu und verschwindet im Nachbarraum. Jenna drückt uns noch ein selbstgebackenes Brot und ein Bündel Zwiebeln in die Hand. Ronja verstaut schon alles im Rucksack. Manuela kommt mit einer kleinen Tüte aus dem Raum. "Hier, für euch", sagt sie und lächelt. In der Tüte befindet sich eine Packung Streichhölzer, etwas Draht, Kerzen und ein kleines Heftchen mit Survivel Tipps. Wie lieb von ihr! Ronja strahlt die beiden an und Jenna umarmt uns beide. Gleichzeitig bringen wir ein Danke hervor und auch Manuela umarmt uns. "Kommt bald mal wieder. Vielleicht ja auf dem Rückweg, ruft sie uns zu und Jenna zwinkert. "Klar doch!", antworten wir. Dann öffne ich das Gartentor und wir laufen die Straße entlang.

"Schau mal, Gänseblümchen!", quickt Rocky ganz aufgeregt und wirft sich auf eine Wiese. Ich schmunzele über ihre Reaktion und setze mich dazu. "Hat Manuela uns nicht Draht mitgegeben?", fragt sie. "Ja, ähm...", sage ich und fange an, im Rucksack zu wühlen. Triumphierend halte ich die kleine Kordel mit dem aufgewickelten Draht in die Luft. "Hier ist er, aber wozu-" Ronja hat mir den Draht schon aus der Hand genommen und sie pflückt erstmal zwei Gänseblümchen. "Nein Ronja, Nein! Wir können den doch zu viel nützlicheres gebrauchen", versuche ich es ihr auszureden. "Und wozu?", fragt sie und schaut dabei von der Wiese nicht hoch. "Zum Beispiel für...", meine ich und überleg lange. Endlich guckt sie mich lachend an. "Siehste! Außerdem sind Gänseblümchenkränze nützlich!"  Am besten frag ich jetzt nicht wozu, denn wenn ich einmal anfange zu diskutieren, werde ich sehr nervig. Also rappele ich mich auf und pflücke auch paar Pflanzen. Ronja hat schon einen Kranz fertig, als ich ihr meine Hand voll bringe. Mit flinken Fingern bindet sie auch noch einen zweiten und aus den übrigen Blumen noch weitere kleine. "Soo, fertig!", ruft sie aus und setzt mir eineN Kranz auf. Lächelnd begutachte ich, wie sie mit den kleinen Kränzen meinen Rucksack schmückt. "Und wir haben sogar noch Draht über. Also Juli, da haste dich wieder aufgeregt für nichts!" Lachend setze ich mich auf und nicke.

Mit Gänseblümchen auf dem Kopf und am Rucksack laufen wir nun über eine riesengroße Blumenwiese.

~Einfach weg~Where stories live. Discover now