Julia's Sicht

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"Das war wunderbar", murmelt Ronja irgendwann und schläft auf meiner Schulter ein. Der junge Mann mit der Gitarre schmunzelt und fragt: "Wo wollt ihr eigentlich hin?" Ich zucke mit den Schultern und er streicht die grinsend durch die schwarzen Locken. Wie die Hobbits!, denke ich und unterdrücke einen Lacher. Er zieht eine Augenbraue hoch, steht auf und verschwindet im Wohnwagen.

Als hänge an jeder meiner Wimper ein Gewicht fallen nun auch meine Augen zu und ich falle in einem unruhigen Schlaf.

"Aufstehen Julia!", krakeelt Ronja an meinem Ohr und fängt an mich zu kitzeln. Lachend protestiere ich und irgendwann kugeln wir uns beide auf dem weichen Waldboden. Der Chef des Marktes übergibt und noch feierlich ein kleines klimperndes Säckchen. Fragend schaue ich ihn an und Ronja, die das ganze schon eher als ich begriffen hatte, redet auf ihn ein: "Nein, Nein das ist nicht nötig! Die Leute von gestern hatten uns auch Trinkgeld gegeben und wir habe uns ja auch förmlich eingeladen." "Sam", er deutet auf den Gitarrenhobbit, "Hat mir erzählt, dass ihr wegwollt und das Geld erleichtert euch bestimmt die Reise." Er zwinkert. Jetzt wollte auch ich eingreifen, aber Ronja hat gemerkt, dass jeglicher Protest zwecklos ist und bedankt sich schnell. Nun lächele ich auch und wir verabschieden uns von der Truppe. Schweren Herzens schauen wir den Wohnwagen hinterher und schauen uns an. "Und jetzt?", frage ich. Ronja schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn und grinst. "Das du aber auch immer einen Plan brauchst." Ich grinse zurück und Hand in Hand laufen wir nun in Richtung Wolfsburg.

"Schnell, Rein hier!", keucht Ronja und zieht mich durch eine Tür. Wir lassen uns auf die Sitze des Zuges fallen und atmen auf. "Wir brauchen eine Karte", sage ich überflüssigerweise. Ronja nickt und geht auf dem Ticketautomaten zu. "Verdammt!", flucht sie und winkt mich zu sich. "Was denn?" "Wohin wollen wir denn?" Ich zucke abermals mit den Schultern. "Wie wäre es mit Hannover?", schlage ich vor, "Von da aus können wir dann fast überall hin." Meine Freundin nickt und drückt auf ein paar Tasten, füttert den Münzautomaten und einen Wimpernschlag später spuckt uns der Automat die Tickets aus. Entspannt setzen wir uns nun auf die Sitze zurück und schauen der vorbeirauschenden Landschaft zu.

"Am besten machen wir uns jetzt gleich einen Plan, wo wir hinwollen." Ich nicke.
Letztendlich stiegen wir nun in den IC nach Kiel.

"Hier stinkt es", meckere ich. "Hast du eine andere Idee, wo wir uns verstecken wollen?", flüstert Ronja. Da die Karten für den IC viel zu überteuert waren, wir etwas Geld in ein spärliches Mittagessen gesteckt haben und noch Notgroschen in der Tasche haben wollten verstecken wir uns nun vor dem Kartenkontrolleur auf dem WC. Nun rappele ich mich auf und entkomme dem Waschbecken nur knapp. Ronja schließt die Tür auf und sofort werden wir von einer alten Dame überfallen. "Habt ihr sie noch alle, eine Dreiviertelstunde auf Toilette zu hocken? Ich will garnicht wissen was ihr zwei Gören da drinnen gemacht habt. Schaut euch doch mal die Schlange hier an!" Die Frau deutet auf die Menschen hinter sich. Ronja schaut sie verzweifelt an und murmelt: "J'y comprends que dalle" Total überrumpelt lässt uns das wütende Weib stehen und Ronja zieht mich mit, direkt in die Arme des Schaffners. "Na wo wollt ihr denn hin?", fragt der uns freundlich. Jetzt ergreife ich einmal die Initiative. "Wir wollen zu unseren Eltern. Diese warten sicherlich schon lange, da meiner Schwester schlecht geworden ist." Zur Bekräftigung nickt Ronja nur. Der Schaffner wirft ihr noch einen Mitleidigen Blick zu, lässt uns dann aber weiter. Im nächsten Augenblick setzen wir uns einfach zu einer Schulklasse, welche wohl Klassenfahrt hat. Zum Glück haben wir Ferien... Auch ein anderer Kartenkontrolleur beachtet uns nicht, da er wohl denken könnte, dass wir zur Klasse gehören oder wir schon kontrolliert wurden.
So geht die restliche Zugfahrt trotzdem sehr angespannt von statten, da mein Herz bis zu den Ohren klopft.

In Kiel steigen wir endlich aus und zwischen den ganzen Business Leuten mit Anzug, Aktentasche, MacBook und MIB Sonnenbrillen fühlen wir uns recht verloren.
An einer Säule schauen wir uns unschlüssig an. "Glaubst du Rocky, dass das ein gute Idee  war einfach abzuhauen?", frage ich ängstlich. Misstrauisch schaut Ronja mich an.
"Warum denn nicht?"
"Ich weiß nicht, so ganz allein, ohne alles..."
"Machst du jetzt etwa einen Rückzug?"
"Es ist halt nicht jeder so spontan und hat keine Ängste", erwidere ich bissig.
"Hey, ich habe auch Ängste! Aber es war ja klar, dass das hier im Totalchaos endet...", sagt Ronja leicht gequält.
Ich reiße die Augen auf. "Mir ist das gerade echt alles zu viel..."
"Warum, was soll das? Ich dachte, du genießt das hier genauso. Ich finde es toll und denke doch-"
"Nein! Ich kann jetzt nicht positiv denken! Ich kann gerade nur realistisch denken und mein Gefühl sagt mir, dass das hier alles nichts wird. Ich meine, allein in Kiel. Wir haben sie doch nicht mehr alle. Was haben wir uns nur dabei gedacht..."
"Weißt du was Julia, mach dir doch deinen eigenen Plan, wie du wieder zurück kommen willst. Ich ziehe das hier jetzt nämlich durch! Mit oder ohne dich. Mir ist es egal. Völlig egal Hier, da hast du dein 'ohne alles'!", sagt Ronja genervt, wirft mir den Rucksack vor die Füße und geht. Ich schlucke einmal schwer und lasse mich an der Mauer des Bahnhofes hinuntergleiten. "Was habe ich nur getan...", murmele ich verzweifelt und völlig aufgeschmissen. Mit meinen Händen vor dem Gesicht lasse ich die Reise Revue passieren und fange an zu schluchzen.und schläft auf meiner Schulter ein. Der junge Mann mit der Gitarre schmunzelt und fragt: "Wo wollt ihr eigentlich hin?" Ich zucke mit den Schultern und er streicht die grinsend durch die schwarzen Locken. Wie die Hobbits!, denke ich und unterdrücke einen Lacher. Er zieht eine Augenbraue hoch, steht auf und verschwindet im Wohnwagen.

Als hänge an jeder meiner Wimper ein Gewicht fallen nun auch meine Augen zu und ich falle in einem unruhigen Schlaf.

"Aufstehen Julia!", krakeelt Ronja an meinem Ohr und fängt an mich zu kitzeln. Lachend protestiere ich und irgendwann kugeln wir uns beide auf dem weichen Waldboden. Der Chef des Marktes übergibt und noch feierlich ein kleines klimperndes Säckchen. Fragend schaue ich ihn an und Ronja, die das ganze schon eher als ich begriffen hatte, redet auf ihn ein: "Nein, Nein das ist nicht nötig! Die Leute von gestern hatten uns auch Trinkgeld gegeben und wir habe uns ja auch förmlich eingeladen." "Sam", er deutet auf den Gitarrenhobbit, "Hat mir erzählt, dass ihr wegwollt und das Geld erleichtert euch bestimmt die Reise." Er zwinkert. Jetzt wollte auch ich eingreifen, aber Ronja hat gemerkt, dass jeglicher Protest zwecklos ist und bedankt sich schnell. Nun lächele ich auch und wir verabschieden uns von der Truppe. Schweren Herzens schauen wir den Wohnwagen hinterher und schauen uns an. "Und jetzt?", frage ich. Ronja schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn und grinst. "Das du aber auch immer einen Plan brauchst." Ich grinse zurück und Hand in Hand laufen wir nun in Richtung Wolfsburg.

"Schnell, Rein hier!", keucht Ronja und zieht mich durch eine Tür. Wir lassen uns auf die Sitze des Zuges fallen und atmen auf. "Wir brauchen eine Karte", sage ich überflüssigerweise. Ronja nickt und geht auf dem Ticketautomaten zu. "Verdammt!", flucht sie und winkt mich zu sich. "Was denn?" "Wohin wollen wir denn?" Ich zucke abermals mit den Schultern. "Wie wäre es mit Hannover?", schlage ich vor, "Von da aus können wir dann fast überall hin." Meine Freundin nickt und drückt auf ein paar Tasten, füttert den Münzautomaten und einen Wimpernschlag später spuckt uns der Automat die Tickets aus. Entspannt setzen wir uns nun auf die Sitze zurück und schauen der vorbeirauschenden Landschaft zu.

"Am besten machen wir uns jetzt gleich einen Plan, wo wir hinwollen." Ich nicke.
Letztendlich stiegen wir nun in den IC nach Kiel.

"Hier stinkt es", meckere ich. "Hast du eine andere Idee, wo wir uns verstecken wollen?", flüstert Ronja. Da die Karten für den IC viel zu überteuert waren, wir etwas Geld in ein spärliches Mittagessen gesteckt haben und noch Notgroschen in der Tasche haben wollten verstecken wir uns nun vor dem Kartenkontrolleur auf dem WC. Nun rappele ich mich auf und entkomme dem Waschbecken nur knapp. Ronja schließt die Tür auf und sofort werden wir von einer alten Dame überfallen. "Habt ihr sie noch alle, eine Dreiviertelstunde auf Toilette zu hocken? Ich will garnicht wissen was ihr zwei Gören da drinnen gemacht habt. Schaut euch doch mal die Schlange hier an!" Die Frau deutet auf die Menschen hinter sich. Ronja schaut sie verzweifelt an und murmelt: "J'y comprends que dalle" Total überrumpelt lässt uns das wütende Weib stehen und Ronja zieht mich mit, direkt in die Arme des Schaffners. "Na wo wollt ihr denn hin?", fragt der uns freundlich. Jetzt ergreife ich einmal die Initiative. "Wir wollen zu unseren Eltern. Diese warten sicherlich schon lange, da meiner Schwester schlecht geworden ist." Zur Bekräftigung nickt Ronja nur. Der Schaffner wirft ihr noch einen Mitleidigen Blick zu, lässt uns dann aber weiter. Im nächsten Augenblick setzen wir uns einfach zu einer Schulklasse, welche wohl Klassenfahrt hat. Zum Glück haben wir Ferien... Auch ein anderer Kartenkontrolleur beachtet uns nicht, da er wohl denken könnte, dass wir zur Klasse gehören oder wir schon kontrolliert wurden.
So geht die restliche Zugfahrt trotzdem sehr angespannt von statten, da mein Herz bis zu den Ohren klopft.

In Kiel steigen wir endlich aus und zwischen den ganzen Business Leuten mit Anzug, Aktentasche, MacBook und MIB Sonnenbrillen fühlen wir uns recht verloren.
An einer Säule schauen wir uns unschlüssig an. "Glaubst du Rocky, dass das ein gute Idee  war einfach abzuhauen?", frage ich ängstlich. Misstrauisch schaut Ronja mich an.
"Warum denn nicht?"
"Ich weiß nicht, so ganz allein, ohne alles..."
"Machst du jetzt etwa einen Rückzug?"
"Es ist halt nicht jeder so spontan und hat keine Ängste", erwidere ich bissig.
"Hey, ich habe auch Ängste! Aber es war ja klar, dass das hier im Totalchaos endet...", sagt Ronja leicht gequält.
Ich reiße die Augen auf. "Mir ist das gerade echt alles zu viel..."
"Warum, was soll das? Ich dachte, du genießt das hier genauso. Ich finde es toll und denke doch-"
"Nein! Ich kann jetzt nicht positiv denken! Ich kann gerade nur realistisch denken und mein Gefühl sagt mir, dass das hier alles nichts wird. Ich meine, allein in Kiel. Wir haben sie doch nicht mehr alle. Was haben wir uns nur dabei gedacht..."
"Weißt du was Julia, mach dir doch deinen eigenen Plan, wie du wieder zurück kommen willst. Ich ziehe das hier jetzt nämlich durch! Mit oder ohne dich. Mir ist es egal. Völlig egal Hier, da hast du dein 'ohne alles'!", sagt Ronja genervt, wirft mir den Rucksack vor die Füße und geht. Ich schlucke einmal schwer und lasse mich an der Mauer des Bahnhofes hinuntergleiten. "Was habe ich nur getan...", murmele ich verzweifelt und völlig aufgeschmissen. Mit meinen Händen vor dem Gesicht lasse ich die Reise Revue passieren und fange an zu schluchzen.

~Einfach weg~Where stories live. Discover now