Julia

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Wer weiß, wo Rocky da jetzt gekingelt hat. Ich bin ja schonmal froh, dass sie nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen ist. "Wir kaufen nichts!", muffelt eine ältere Dame. Mit ihren großen Augen schaut Ronja mich an und ich ergreife das Wort: "Ähm, wir wollen auch nichts verkaufen. Aber uns ist sehr kalt und wir laufen schon mehrere Tage draußen rum und da wollten wir fragen ob-" Weiter kam ich nicht, weil die Dame nun ihre alte Holztür öffnet und uns aus dem Regen zieht. Erst jetzt fallen mir ihre blauen Haare, die großen grünen, stark geschminkten Augen und ihre Bücherohrringe auf. Das ist also Ronjas Fang...

Im Haus hängen viele Knoblauchstränge und sowieso total viele Kräuterbündel. Außerdem gibt es kein Licht, nur sehr viele Kerzen, diese einen ungewöhnlichen Duft von Nelke und Getreide verströmen. Außerdem ist alles in Holz gehalten. Auch die, ähm Frau, mustert uns. "Ihr tropft mir ja alles voll, aber ich habe schon auf euch gewartet." Ich werfe Ronja einen ängstlich verwirrten Blick zu und sie platzt heraus: "Wer sind sie?" "Ich habe viele Namen, manche bezeichnen mich als Hexe oder Verrückt", sie lacht, "Was natürlich totaler Quatsch ist. Andere bezeichen mich nur als mysteriös oder Alt. Aber für euch bin ich Jenna." Darüber muss ich schmunzeln und merke, wie meine Füße in meinen Schuhen schwimmen. Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, holt sie Handtücher, setzt irgendeinen interessant riechenden Kräuertee auf und schickt uns mit einem Nicken in den Nebenraum. Hier stehen noch mehr Kerzen, manche auf dem Boden oder hängen an Seilen an der Decke, und es gibt keine Stühle. An den Wänden stehen Deckenhohe Bücherregale mit sehr alten Büchern und Kissen sind vor ihnen verteilt. Schüchtern setzen wir uns auf die Kissen und lauchen dem nun gekommenden Gewitter, bis Jenna wieder da ist. "Was meinten sie mit, ich habe auf euch gewartet?", traue ich mich zu fragen. Währenddessen nippt meine Freudin mutig an ihrem Tee. "Ich habe euch kommen sehen", sagt sie geheimnisvoll. Es wunderte mich sowieso schon, warum sie uns einfach aufgenommen hat und nicht weiter fragte. Genau das werden wir wohl auch machen müssen, einfach nichts nachfragen und alles so hinnehmen, weil sonst noch mehr Fragen aufkommen. "Ich bin übrigens Ronja und das ist Julia." "Ich weiß", erwiedert sie. Ich habe es gewusst, mit der stimmt was nicht. Rocky scheint ja mittlerweile aufgetaut zu sein und versprüht fröhliche Energie. Jenna setzt sich auf ein Kissen in die Mitte des Raumes und schließt die Augen. Ihre Arme hebt sie in die Luft und murmelt: "Domum purgat a malis anima mea!"  * Okay, jetzt wird es gruselig...

Nach diesem, kann ich sagen Ritual, steht Jenna auf und tut so, als sei nichts gewesen. "Was war das?", fragt Ronja argwöhnisch. "Das, mein liebes Kind, war ein Verschwörung gegen böse Seelen. Ich weiß nicht, ob ihr ein Pakt mit dem Teufel hattet und hab eso alle bösen Geister aus dem Haus vertrieben." "Jetzt fühle ich mich aber sicher.", murmele ich ironisch und bekomme darauf einen Tritt auf den Fuß. "Was haben sie eigentlich für viele schöne Bücher hier?", frage ich und stelle mich vor das große, hölzerne Regal. "Sieh sie dir doch ruhig an." Ronja wurde sofot hellhörig und schmökert nun mit mir durch die Wälzer. Immer darauf bedacht nichts kaputt zu machen atme ich den Duft der Bücher ein. Es sind viele Kräuterbücher und so abergläubisches Kram. Trotzdem total spannend. "Ich stelle euch etwas Brot und Tee auf den Dachboden und wenn ihr die Treppe hochgeht, gleich rechts befindet sich das Badezimmer. Wir bedanken uns freundlich und gehen hoch. "Echt krass, dass es hier sogar fließend Wasser gibt.", witzele ich. "Mensch Juli, sei doch nicht so negativ. Also ich finde es toll hier!", grinst Ronja und dreht sich einmal um ihre eigene Achse. Der Dachboden ist anscheinend Jennas Kissenvorrat, denn der ganze Boden ist damit ausgelegt. Ronja wirft sich sofort auf diese und fängt an etwas zu singen. Ich lege mich zu ihr und starre aus dem Fenster. Irgendwann wechselt der Gesang zu gleichmäßiges Atmen und auch ich versuche einzuschafen.

Dicke Tropfen klopfen an das Fenster und setze mich aufs Fensterbrett. 'Wo sind wir hier bloß gelandet?'Ich lege meinen Kopf an die Scheibe und starre hinaus auf die Lichter der Stadt. Keine 10 minuten später trifft mich ein Kissen am Kopf und Rocky steht grinsend in der Dunkelheit. (Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass sie grinst) "He!", rufe ich und werfe das Kissen dahin, wo ich sie vermute. So entsteht noch eine nächtliche Kissenschlacht auf dem Dachboden einer abergläubischen Kräuterdame.

*In Kooperation mit Google Übersetzer, denn da war ich mit meinem Latein auch am Ende ;). Entschldigt deshalb die Fehler im Satz. Das heißt soviel wie"Reinigt mein Haus von bösen Seelen"

~Einfach weg~Where stories live. Discover now