Kapitel 6 ☑☑

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Kapitel 6: Das Besorgen von Schulsachen und was es mit sich bringt

Am nächsten Morgen erwachte Maria früher, als sie eigentlich müsste. Der Unterricht begann um acht, doch war sie schon um drei Uhr auf den Beinen und schaltete die Schreibtischlampe an, um ein bisschen zu lesen. Sie hätte theoretisch ihren eBook-Reader benutzen können, doch sie nutzte ihn nur auf Reisen, wenn es nützlich war, nicht so viele Bücher mit sich herumzuschleppen. Maria hatte es am liebsten, wenn die Seiten unter ihren Fingern raschelten.

Als sie sich gerade das Buch griff, fiel ihr ein Zettel auf, der als zweites Lesezeichen zwischen den Seiten steckte. Die Schülerin zog ihn heraus und erkannte die fein säuberliche Handschrift Aylins:

Liebe Maria,

die Kontaktlinsen brauchst du nicht mehr. Gib auf dich acht.

In Liebe,

Aylin

Keine Kontaktlinsen mehr? Maria runzelte die Stirn. Und Aylin hatte sie nicht Mary genannt, sondern Maria. Irgendwas ging hier gewaltig schief.

Sie griff ihr Buch und versuchte, sich zu konzentrieren, doch die Buchstaben tanzten und verbargen ihren Sinn. Und schließlich stand dort: Wage es oder verliere.

Marias Augen weiteten sich, und sie klappte das Buch mit einem Knall zu, bevor sie sich über die Bettkante beugte und es ans hintere Ende an der Wand schubste – unter dem Bett. Dieses Buch hatte schon zwei seltsame Dinge gezeigt – Maria hatte sich an Schuppen, die eigentlich nur auf dem Buchdeckel gezeichnet waren, geschnitten und nun das.

Wage es oder verliere.

Die Worte hallten in ihrem Kopf nach. Sie sprachen in einer melodischen Stimme, die wie Wasser beruhigend auf Maria einplätscherten. Doch die Nachricht war zu bedrohlich um zu dieser Stimme zu passen. Und wessen Stimme war das? Sie musste einem Mann gehören.

Maria seufzte, legte sich wieder hin und zog die Decke an ihr Kinn, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Und als er es schließlich doch tat, war er unruhig.

Ein Licht. Ein helles Licht am Ende eines schwarzen Tunnels. Engelsgesang. Dann eine Stimme: »Sie ist noch nicht bereit ... Nicht bereit ... Wage es oder verliere!«

Die Landschaft wandelte sich. Sanfte Hügel, weite Wälder und am Horizont ein Schloss aus Marmor. Sie schwebte über dem Boden, selbstvergessen, immer weiter empor, bis sie die Erde hinter sich ließ und aus dem Weltraum sah, dass es gar nicht die Erde war, sondern eine Welt, die ihr ungleich vertrauter war.

 Sie schwebte über dem Boden, selbstvergessen, immer weiter empor, bis sie die Erde hinter sich ließ und aus dem Weltraum sah, dass es gar nicht die Erde war, sondern eine Welt, die ihr ungleich vertrauter war

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»Maria!«, rief Alexandra und spähte mit einem Auge auf den Wecker auf dem Nachttisch ihrer Mitbewohnerin, »Maria, du hast verschlafen!«

Das Mädchen blinzelte, fuhr hoch und starrte auf den Wecker. Dann sprang es aus dem Bett und hastete durch ihr Zimmer. Alexandra lächelte und legte ihr die Schlüssel auf den Nachttisch: »Oceana hat vergessen, dir deine Schlüssel zu geben, der kleine ist für deinen Spind und der große für dieses Zimmer her. Du kannst von Glück sagen, dass ich gestern Abend vergessen habe, abzuschließen!«

Quest Of An Äreviel 1: Die Legende Der KierlineWhere stories live. Discover now