Kapitel 15 ☑

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Kapitel 15: Ein Buch mit Folgen

Am Sonntag kehrte Maria ins Internat zurück. Als sie ins Zimmer kam, war Alexandra gerade dabei, ihren Koffer auszupacken.

»Hallo, Alexandra«, meinte sie. Diese drehte sich um und lächelte sie an: »Hey, Mia!«

Maria blickte irritiert drein: »Ich heiße Maria, nicht Mia.«

»Mia ist eine Kurzform von Maria.« Alexandra grinste. »Wir sind doch Freunde, da brauche ich doch einen Spitznamen.«

»Freunde?«, fragte Maria überrascht, die bisher niemanden ihren Freund hatte nennen können.

»Ja, natürlich.«

Als Maria in ihren Teil des Zimmers ging, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. 

»Das Lesen von Auren ist keine Magie«, begann sie und starrte zum Mond, der sich in der Dämmerung abzeichnete

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»Das Lesen von Auren ist keine Magie«, begann sie und starrte zum Mond, der sich in der Dämmerung abzeichnete. Sie fuhr sich mit ihrer Hand durch die Haare und ließ sie vergessen dort verweilen. »Wahre Magie ist die, die tief in unserem Herzen erzählt, von Wut, Trauer und Liebe geprägt, unberechenbar wie ein Herbststurm, der durch die Lande fegt und alles auf seinem Weg zerstört oder sanft wie die Sommerbrise, die zärtlich deinen Liebsten durch die Haare streift. Was ich dich lehren kann, ist nur ein Abklatsch dessen, was Magie bedeutet.«

Gestern abend war Gaia angekommen, mit verheulten Augen und Silbertränen auf den Wangen, weil sie sich mit Chaeston gestritten hatte, dem Gott Meanas, wie Maria wusste. Sie hatte die Göttin jedoch nicht über ihren Verbleib ausgefragt, sondern sie stumm getröstet, ohne Worte. Sie hatte sich neben die gesetzt und ihr einfach den Arm um die Schulter gelegt.

Gaia riss sie abrupt in die Gegenwart zurück, als sie Maria fragte, warum sie nicht aufpasse.

»Tut mir leid, ich war nur ...«

»Nur in Gedanken, schon klar. Aber das ist gut«, fuhr die Göttin fort, als Maria betreten dreinblickte, »Wenn man die Gedanken schweifen lässt, regt das die Fantasie an. Fantasie ist gut für die Magie.«

Gaia lächelte.

»Ein bisschen zumindest. Aber am wichtigsten sind die Emotionen. Denk an etwas, das dich glücklich, traurig oder wütend gemacht hat,oder was dir peinlich war.«

Das Malheur bei der Hochzeit. Nichts gab es, was ihr je peinlicher gewesen war. Und obwohl das ihre stärkste Emotion war, geschah nichts. Maria seufzte frustriert auf.

»Hey«, meinte Gaia, »Es macht nichts, dass es nicht gleich funktioniert. Eigentlich ist es unmöglich, echte Magie zu erzwingen. Man muss sie durch starke Gefühlsregung hervorrufen und erst dann kann man versuchen, sie zu kontrollieren.«

»Na gut.«

»Und Maria - ich habe dir neue Bücher mitgebracht. Über die magischen Welten.«

»Danke!«, rief Maria aus und wollte sie gerade an sich nehmen, da meinte Gaia: »Warte, ich bringe sie dir ins Zimmer, dann musst du sie nicht schleppen.«

In einem Schimmer von Magie verschwanden sie und Maria dachte: Ich will das auch können!

Als der Unterricht mit Gaia vorbei war, ging Maria auf ihr Zimmer und schnappte sich das oberste der Bücher

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Als der Unterricht mit Gaia vorbei war, ging Maria auf ihr Zimmer und schnappte sich das oberste der Bücher. Traditionen und Gebräuche Reylias stand darauf.

Neugierig blätterte sie darin. Das erste Kapitel handelte darüber, wie neue Könige gekrönt wurden.

Da in allen Mitgliedern des Königshauses das Blut der Äreviel fließt, ausgenommen die, die in die Monarchenfamilie eingeheiratet haben, sind die Monarchen unsterblich, dankten aber jeder nach einer Spanne von ein- bis dreitausend Jahren ab. Nachdem der ehemalige König Pear von seiner Tochter Liarëen ermordet wurde, sitzt diese nun auf dem Thron.

Dieser Absatz ließ Maria stutzen. Königin Liarëen war eine Königsmörderin?

Der normale Ablauf eines Monarchenwechsels ist jedoch friedlicher. Der derzeit agierende Regent wählt eines seiner Kinder als Nachfolger aus. Dann hält er vor dem Volk eine lange Abdankungsrede, und nach einem Monat wird sein Nachfolger gekrönt.

Jetzt wurden nur noch tausende von Einzelheiten erklärt, für Maria unwichtig. Ihr Blick wanderte zu den beiden Bildern, die mit feinen Pinselstrichen auf die Seiten gemalt worden waren. Das erste zeigte Karia,  mit weißblondem Haar, wasserblauen Augen und einer Haut, fast so weiß wie frisch gefallener Schnee und ebenso makellos. Liarëen auf dem anderen Bild hingegen war vergleichsweise dunkel, die Farbe ihrer und Marias Haut ähnelten sich. Die glanzlosen Haare besaßen eine Farbe, die der von Erde glich, und ihre stumpfen Augen waren vom Blau des tiefen Ozeans. Alles in allem wirkte sie, als hätte sie eine schwere Zeit hinter sich.

Vielleicht hatte es ja einen Grund, warum sie ihren Vater getötet hatte. Vielleicht ging die Monarchie zu der Zeit in Richtung einer Diktatur? Jetzt wurde Maria nur noch neugieriger.

Aber Moment mal! Königin Karia. Wurde dieses Internat etwa nach ihr benannt? Dann wäre das Ganze mehr miteinander verknüpft, als Maria gedacht hätte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass dieses Internat rein gar nichts mit der magischen Welt zu tun hatte.

Seltsam.

Am nächsten Morgen wartete Maria vor der Klasse auf Gaia

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Am nächsten Morgen wartete Maria vor der Klasse auf Gaia. Dann nahm sie sie beiseite und fragte: »Was hat dieses Internat mit der magischen Welt zu tun?«

»Gar nichts«, ewiderte Gaia verwirrt, »Wie kommst du denn darauf?«

»Eventuell weil dieses Internat den selben Namen trägt wie die erste Königin von Reylia? Und außerdem, was hat eine Göttin auf einer Schule für Menschen zu suchen?«

»Es liegt in meinem Interesse, dich zu schützen.«

»Schützen?«, fragte Maria laut, »Du meinst wohl eher kontrollieren!«

»Maria, sei nicht albern«, versuchte Gaia, sie zu beschwichtigen, doch die war wütend: »Ich bin nicht albern! Du – Du bist hier albern! Du enthältst mir hier Informationen, von denen es sicher nicht schlimm wäre, wenn ich sie wüsste! Ihr habt euch doch alle gegen mich verschworen!«

Aus Marias Augen sprühten wortwörtlich Funken, wütend rauschte sie ab.

»Wir haben Unterricht!«, rief Gaia ihr hinterher, doch Maria ignorierte sie.

Ihre Schritte führten sie zum Schlossportal. Sie knallte die Tür hinter sich zu und eilte in den nahen Wald. Dort erwartete sie schon Mejra mit den Worten: »Ich wusste, du wirst kommen!«

Quest Of An Äreviel 1: Die Legende Der KierlineWhere stories live. Discover now