Kapitel 14

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Thomas POV

Keiner von uns hatte noch mal Dylans Apartment verlassen wollen, allerdings hatte Ava dann doch noch mal angezeigt, dass sie eine Gassirunde begrüßen würde. Also nutzten wir die Gelegenheit, um uns gleich vom Chinesen an der Ecke etwas zu essen zu holen. Da meine Kleidung noch in der Waschmaschine war, trug ich eine von Dylans Hosen und auch eines seiner T-Shirts.
Während der ganzen Zeit draußen hielt Dylan meine Hand, nur um unser Essen zu bezahlen, ließ er sie kurz los.
Mir war klar was ungefähr in Dylans Kopf vorging. Er musste Fragen über Fragen haben und zu viel Angst vor meiner Reaktion, um sie zu formulieren. Ehrlich gesagt war ich dankbar dafür. Eine Antwort wäre mir nicht eingefallen, ich wollte Dylan nicht anlügen, aber darüber reden konnte ich auch nicht.
Es war immer das gleiche mit Chris. Ich wusste gar nicht mehr wie ich damals an Chris geraten war, aber es war auch nicht immer so gewesen. Im Grunde hatte ich ihm viel zu verdanken.
Wir liefen die Straße langsam zurück zum Apartment, Ava lief voraus und warf alle fünf Meter einen prüfenden Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass wir ihr folgten.

~ • ~

Das Essen war ok. Ich hatte eigentlich keinen Hunger, aber Dylan meinte, dass ich etwas essen müsste, sonst würde er mich nicht schlafen lassen. Jetzt saß ich auf seinem Sofa und aß langsam mit den Stäbchen die gebratenen Nudeln mit Huhn und sehnte mich insgeheim nach einer Zigarette. Nikotin half mir einfach bei Stress und womöglich hätte ich eine ganze Schachtel heute geraucht, aber ich war bei Dylan, hatte keine Kippen hier und ich hatte noch gut das Gesicht von Dylan vor mir, als er mich das letzte mal hat rauchen sehen. Einen schlechten Eindruck machen war das letzte, was ich wollte. Dankbarer konnte ich ihm nicht mehr sein nach dem Tag heute.
"Was schwirrt gerade in deinem kleinen Wuschelkopf?", fragte Dylan und sah mich interessiert an.
In meinem Kopf begann es zu rattern. "Ich hab Bilder von Ava gezeichnet.", kam es hervor und Dylan zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
"Achso?" Er stellte seine leere Box mit den Holzstäbchen auf den Wohnzimmertisch und schaute mich dann wieder an. "Ich kann verstehen, wenn du nicht drüber reden möchtest, aber ich denke, du solltest zur Polizei oder ins Krankenhaus und das melden."
Da war es. Ich wusste, dass das früher oder später kommen würde. "Nein, danke.", antwortete ich als wäre es irgendein Angebot gewesen, was Dylan mir unterbreiten wollte und stellte mein Essen ebenfalls zur Seite.
"Thommy, das kannst du dir doch nicht gefallen lassen! Ich bin bei dir, ich werde dir helfen! Du musst da nicht alleine durch."
"Darum geht es nicht.", meine Stimme hörte sich monoton an.
"Worum geht es dann?", Verzweiflung schwamm in seiner Stimme mit.
"Ist doch egal. Es ist okay." Meine Hände taten weh, ich hatte nicht mitbekommen, dass ich angefangen habe auf ihnen rumzukneten.
"Nichts ist okay! Thomas, was man dir angetan hat, ist nicht okay!" Dylan stand jetzt und fuhr sich aufgebracht durch die Haare.
"Lass gut sein, ja? Ist nicht so, als wäre es das erste Mal passiert.", mir wurde immer unbehaglicher zumute. Ich wollte schlafen, jedoch nicht alleine. Aber gerade war Dylan so wütend und ich wusste nicht weswegen. War er auf mich sauer? Würde er mich gleich rauswerfen?
Doch nichts dergleichen passierte. Entgeistert starrte Dylan mich an. "Nicht das erste mal?", war alles, was er sagte, bevor er sich vor mich kniete. "Das heißt, du kanntest die Person?"
"Naja...", stotterte ich.
"Thommy. Wer war das? Wieso sollte jemand dir so etwas antun?", Dylans Hände lagen jetzt vorsichtig auf meinen Knien und er schaute von unten zu mir hoch.
"Niemand wichtiges."
Wenn Augenbrauen im Haaransatz verschwinden könnten, würden seine es jetzt tun. "Du bist bestimmt müde. Gehen wir schlafen, ja?" Dass Dylan meine Aussage so akzeptierte, beruhigte mich etwas und ich tapste ihm ins Badezimmer hinterher, wo er mir eine Zahnbürste in die Hand drückte.
Im Bett lag ich auf der linken Hälfte, ich hatte ein eigenes Kissen und Decke bekommen und konnte mich nicht entscheiden auf welche Seite ich mich drehen sollte, denn beide taten höllisch weh.
Dylan betrat sein Schlafzimmer, als ich mich gerade stöhnend nach rechts drehte. "Ich hab hier was für dich." Er hielt eine kleine weiße Tube und ein braunes Glasfläschchen hoch.
"Was ist das?"
"Arnika Salbe und Globulis. Das hilft deinen Verletzungen. Wenn du willst mach ich das drauf...?"
Ich nickte und zog mir das Shirt über den Kopf. Vorsichtig trug Dylan die Salbe auf Rippen, Schlüsselbein und Wange auf und gab mit 5 kleine weiße Kügelchen, die ich unter die Zunge legen sollte. Sie schmeckten süß.
Dylan legte sich neben mich und sah mich an. Wieder konnte ich die gold-gelben Sprenkel sehen und begann zu zählen.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Where stories live. Discover now