Kapitel 21

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Dylan POV

Irgendwann, mitten auf der Autobahn, war Thomas eingeschlafen. Er hielt meine Hand und lehnte mit dem Kopf am Fenster. Ich hatte die Musik leiser gedreht, damit sie ihn nicht weckte und konzentrierte mich jetzt ganz auf den Verkehr. Nur noch der Motor und das gleichmäßige atmen von Thomas und Ava war zu hören.
Autofahren schien Thommy zu beruhigen, er hatte eine ganze Weile schweigend aus dem Fenster geschaut. Schließlich hat er mich angesehen und gefragt, ob es möglich sei, meine Hand während des Fahrens zu halten. Da ich auf der Autobahn nicht schalten musste, verschränkten wir unsere Finger und er fing tatsächlich an Sachen zu erzählen.
Von ganz alleine. Ich hatte große Mühe meine Freude nicht zu zeigen, aber innerlich machte mein Bauch Loopings.
Zu seinen Eltern habe er keinen Kontakt mehr, sagte er, aber ohne zu sagen warum. Er war ein Einzelkind und hatte immer vergeblich um ein Haustier gebettelt. Der Rest waren Kleinigkeiten, die er von sich preisgab, aber ich war froh darüber, dass er langsam anfing, sich zu öffnen. Auch ohne Alkohol.
Was Daniels komische Reaktion auf mich betraf, da war ich sicher, dass er in meinen Thommy verliebt war. Trotzdem machte ich mir da wenig Sorgen, Thomas schien das nicht mal bemerkt zu haben und Daniel hatte offensichtlich es nie bei ihm versucht.

Es war kurz nach neun Uhr abends, als wir endlich auf die Einfahrt unseres Hauses fuhren. Kleine Scheinwerfer beleuchteten das Grundstück. Die Einfahrt lag neben einem Stück Rasen, am Rand entlang waren verschiedene bunte Blumen gepflanzt, die ich nicht kannte. Mit Botanik hatte ich ziemlich wenig am Hut. Am Rasen entlang führte dann ein Weg zur Eingangstür des Hauses. Es hatte zwei Stockwerke und einen Keller. Insgesamt waren es 6 Zimmer; das Schlafzimmer meiner Eltern, jeweils ein Zimmer für Emma und mich, ein Gästezimmer, ein Arbeitszimmer, und natürlich noch ein Wohnzimmer. Der Keller diente teils als Hobbyraum, teils als Wäschekammer und Lager. Jedes Zimmer hatte sein eigenes Bad inklusive Dusche. Es war ein großes Haus, das fiel mir allerdings erst jetzt auf. Noch nie hatte ich jemanden mit hierher genommen; keinen meiner früheren Partner und auch keine Freunde. Auf einmal schien mir das Haus zu groß, zu modern, zu luxuriös. Würde das Thommy einschüchtern?
Immerhin lebte er selbst in einer Einzimmerwohnung. Würde er denken, ich wollte nur vor ihm prahlen wie reich meine Eltern waren? Wusste Thomas eigentlich, dass meine Eltern reich waren?
Für all diese Gedanken war es jedoch zu spät. Wir waren bereits angekommen und ich blickte vom Fahrersitz auf das weißgestrichene Haus.
Thommy schlief noch immer. Behutsam stupste ich ihn an und weckte ihn sanft.
Peinlich berührt, dass er eingeschlafen war, rappelte sich Thomas schnell hoch und stieg aus. Ihm klappte beinahe die Kinnlade herunter, als er das Haus sah.
„Du hast mir nicht gesagt, dass es eine gottverdammte Villa ist, wo wir hinfahren.", er schaute mich mit großen Augen an.
„Hab ich wohl vergessen", antwortete achselzuckend und ließ Ava aus dem Auto aussteigen. Anschließend holte ich das Gepäck und gemeinsam gingen wir zur Tür.

„Wo möchtest du schlafen? Du kannst im Gästezimmer oder bei mir mit im Zimmer schlafen. Ganz wie du willst.", insgeheim hoffte ich, er würde bei mir schlafen.
„Oh... ich dachte wir schlafen in einem Zimmer?", es klang ziemlich verunsichert.
Innerlich machte ich Freudensprünge. „Super. Dann lass schnell das Gepäck abstellen und dann kann ich dir das Haus zeigen."
Achtlos warfen wir unsere Koffer und Taschen in mein Zimmer. Es war nicht wirklich viel drin, ein Doppelbett, ein Kleiderschrank, ein Sessel und eine Kommode mit Fernseher. Früher war es ein Kinderzimmer gewesen, mit Teppich und Kisten voll Spielzeug, die jetzt auf dem Dachboden lagen.
Thommy folgte mir durch das Obergeschoss und schaute neugierig in alle Zimmer hinein. Viel gab es nicht zu sehen, aber er schien dennoch beeindruckt.
Auf der Treppe nach unten blieb es stehen und schaute sich sämtliche Familienbilder an, stellte zu einigen Fragen und meinte zum Schluss, ich sei ein niedliches Kind gewesen.
Im Erdgeschoss befand sich die Küche, das Wohnzimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern. Die Küche begeisterte Thomas am meisten, sie war riesig mit einer Kücheninsel in der Mitte. Meine Mutter hatte alles im Haus sehr schlicht gehalten, sie fand es klassisch immer noch am stilvollsten.
Nachdem ich ihn rumgezeigt habe, setzten wir uns aufs Sofa im Wohnzimmer und überlegten, was wir essen sollten. Die Entscheidung fiel auf Pizza.
„Welchen Film?", ich klickte mich durch Netflix.
„Hmm... weiß nicht... was wird dir denn vorgeschlagen?"
„Eine Menge... total unzusammenpassende Filme. Entweder Horror, Sci-Fi oder Komödien . Such dir was aus, mir ist alles recht."
„Du siehst gerne Horrorfilme?", Thommy schaute mich mit großen Augen an.
„Ja... du nicht?", ich klickte auf das Genre und zappe dadurch. „Der ist ganz cool." Ich blieb bei Orphan stehen und ließ den Trailer laufen.
„Also ehrlich gesagt, hab ich noch nie einen Horrorfilm gesehen.", gab er kleinlaut zu.
„Echt nicht?! Dann schauen wir den jetzt. Der ist auch noch echt human."
„Ah ja. Na dann los geht's."
Tatsächlich warteten wir noch bis die Pizza kam, damit die Stimmung nicht ruiniert wurde.

Während des Films rückte Thommy immer näher. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass das nicht meine Intention war. Natürlich hatte ich die Hoffnung gehabt, dass bei einem gruseligen Film Thommy vielleicht meine Nähe sucht. Die Pizza war längst aufgegessen und die Kartons lagen neben dem Sofa rum. Stattdessen hatten wir jetzt Gin Tonics in unserer Hand, die zweite Runde.
Nach der Hälfte des Films nahm Thomas meinen Arm und legte ihn um seine Schulter. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Achselzuckend erwiderte er meinen Blick. „Der ist nicht so human wie du meintest." Und mit den Worten kuschelte er ich an mich und schaute aufmerksam den Film weiter.

„Kommst du auch noch mal ins Bett oder hast du vor in der Badewanne zu schlafen?", rief ich vom Bett aus. Ich lag schon seit 10 Minuten bereit zum Schlafen im Bett und wartete auf Thommy.
„Ich komm ja schon. Wieso bist du so ungeduldig?", Thomas stand im Türrahmen und bearbeitete seine Zähne mit Zahnseide.
„Willst du noch was im Hintergrund laufen lassen oder gleich schlafen?"
„Lass doch noch How I Met Your Mother an.", kam aus dem Bad und endlich schaltete er das Licht aus und kam ins Bett. Er hatte ein weites Shirt an und trug sonst nur eine Boxer Brief. Ich hab mir den Kopf darüber zerbrochen, ob Thomas es stören würde, wenn ich wie immer ohne Shirt schlafe. Fragen wollte ich ihn auch nicht. Also trug ich ebenfalls ein Shirt.
Thommy drehte sich auf die Seite und schaute mich an. „Der Gin war gut. Ich merk den voll."
Normalerweise trank ich nicht viel. Heute hatte ich drei Gin gehabt, Thommy sogar vier. Für meine Verhältnisse war ich sehr gut dabei, Problem war nur, dass ich ziemlich schnell angeturnt wurde, wenn ich getrunken hatte. Es genügte gerade schon Thomas neben mir im Bett liegen zu spüren und ihn zu riechen. Zum Glück konnte mich niemand hören. Mir wurde gerade selber erst bewusst wie gruselig ich mich anhören musste. Das passierte also, wenn man schon eine ganze Weile Single war. One Night Stands waren nicht so mein Ding und Selbstbefriedigung betrieb ich nur, wenn es sein musste. Und das letzte Mal war es gewesen, als Thommy mir stockbesoffen einen Blow Job angeboten hatte. Der Gedanke daran half mir jedoch gerade auch herzlich wenig. Eigentlich wurde es dadurch nur problematischer, weil ich gerade hart wurde.
An Thommy war der Alkohol auch nicht spurlos vorbeigegangen, er lag neben mir, sah mich an und erzählte mir, was in der How I Met Your Mother Folge passieren würde. Offensichtlich kannte er sie alle auswendig. Unauffällig versuchte ich meinen Ständer so zu positionieren, dass er nirgends unangenehm lag und man ihn nicht sah. Wie auch immer das passieren sollte. Eventuell war das auch nur eine Ausrede, um mich selber anzufassen, während Thomas neben mir lag.
„Hast du nicht mal erzählt, dass du lieber ohne Shirt schläfst?", riss Thommy mich aus meinen Gedanken, ein leichtes nuscheln hatte sich bei ihm eingeschlichen.
„Äh... ja. Ich wollte nur nicht, dass du dich unwohl fühlst.", antwortete ich und schaute in seine wunderschönen Augen.
„Du kannst es ruhig ausziehen.", er grinste mich schief an. Unsicher setzte ich mich auf, achtete darauf, dass die Decke nicht verrutschte auf meinem Schoss und zog mir mein Shirt über den Kopf. Ich legte mich wieder hin und schmiss das Shirt Richtung Sessel.
Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich Thommys Finger langsam und sanft an meiner Seite lang streichen spürte. In meiner Boxer zuckte es und bettelte praktisch darum, angefasst zu werden.
Es würde eine lange, qualvolle Nacht für mich werden.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Where stories live. Discover now