Kapitel 24

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Thomas POV

Die zwei Wochen mit Dylan waren schnell vergangen und schon saßen wir wieder im Auto auf dem Rückweg.
Ava hatte es genossen, sie rannte den Strand auf und ab, schmiss sich in den Sand und grub Löcher. Viele Zeichnungen, die ich da angefertigt hatte, waren von Ava. Sie verkauften sich jedes Mal ziemlich gut, aber ein paar behielt ich immer für mich.

Zwei Tage, nachdem ich wieder zu Hause angekommen war, stand Daniel vor der Tür. Aus unerfindlichen Gründen war er wütend.
„Du hast gesagt, dass du nicht mit ihm schlafen wirst!", klagte er mich jetzt an und trank ein Schluck von dem Bier, was er sich mitgebracht hatte. Mit einem dumpfen Geräusch stellte er es auf meinem Küchentisch ab und sah mich erwartungsvoll an.
„Hab ich gesagt, ja." , antwortete ich achselzuckend und trank einen Schluck Kaffee. Es war erst nachmittags und im Gegensatz zu Daniel konnte ich zu dieser Uhrzeit noch keinen Alkohol trinken.
„Wieso hast du es dann doch gemacht? Laut deinen Aussagen am Telefon hat er dich ja nicht gezwungen.", ich fühlte mich wie bei einem Verhör.
„Ist das nicht eigentlich meine Sache? Es ist ja wirklich lieb von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber es geht mir gut und ich bin glücklich. Das sollte doch die Hauptsache sein oder etwa nicht?", ich versuchte das Thema vom Tisch zubekommen, es war komisch mit Daniel darüber zu reden.
„Ich finde es einfach nur komisch, dass du mir noch beim Packen sagst, dass du nicht mit ihm in die Kiste willst und es dann doch tust.", er ließ nicht locker.
„Es hat sich einfach ergeben, okay?! Und jetzt lass gut sein, das Thema geht mir auf die Nerven und deine Neugierde auch."
„Einfach so ergeben. Genau. Ich glaub's auch. Der Mistkerl hat das die ganze Zeit geplant. Ich sag's dir. Der ist nicht besser als Chris."
Stöhnend fuhr ich mir durch die Haare. Mein Gewissen nagte an mir, weil ich Daniel anlog, andererseits ging es ihn überhaupt nicht an, was ich mit Dylan trieb.
„Daniel, was ist dein Problem mit Dylan?", fragte ich und schaute ihn an wie er sein Bier trank.
„Es ist einfach so, dass wir seit zwei Jahren befreundet sind und du warst immer still, schweigsam, verschlossen und Danny und ich mussten uns damit abfinden. Dann kommt dieser Spacko angelaufen und du fängst an zu reden, du gehst selbstbewusster und hüpfst sogar mit ihm ins Bett. Wieso bei ihm? Wieso nicht bei jemand anderem? Was ist an ihm so besonders verdammt?!", Daniel funkelte mich böse an.
„Dylan ist einfach.... anders. Er ist geduldig, verständnisvoll und ich weiß nicht, irgendwas an seiner Art beruhigt mich.", antwortete ich wild gestikulierend. „Ich kann es schlecht erklären."
„War ich jemals ungeduldig mit dir? Oder hab ich dich je zu etwas gedrängt?! Nein, aber ich bin offensichtlich nicht gut genug für dich.", es klang schon wie eine Beleidigung so wie er es betonte. „Du bist nicht mal mit ihm zusammen und lässt dich von ihm ficken."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Auf welche Aussage sollte ich zu erst eingehen? War eine Erwiderung überhaupt angebracht?
„Ach, jetzt kannst du auf einmal nicht mehr reden? Muss ich Dylan holen, damit du die Zähne auseinander bekommst?", seine Augen funkelten.
„Ich bin mit ihm zusammen.", war alles was ich raus brachte.
„Was?", schlagartig war der wütende Gesichtsausdruck von Daniels Gesicht gewischt. Stattdessen machte sich Enttäuschung breit. „Seit wann?", er klang leiser.
„Seit Clevedon... wie gesagt, es hat sich alles so ergeben. Ich kann es dir nicht mal richtig beschreiben. Er ist einfach in meinem Leben aufgetaucht und hat alles durcheinander gebracht. Aber positiv, verstehst du? Das hast du selbst gesagt, dass es seit ihm besser ist...?"
Daniel stand auf. Ich erwartete, dass er gehen würde. Betreten stand ich ebenfalls auf und wollte ihm zur Tür folgen. Aber Daniel blieb direkt vor mir stehen.
Ganz plötzlich schlang er seine Arme um mich. „Es tut mir leid. Scheiße, ich hab mich genauso bescheuert wie Chris verhalten. Ich freu mich für dich, du hast es verdient, dass du endlich glücklich wirst. Ich war eben nur etwas enttäuscht. Tut mir leid, Thomas."
Erleichterung durchströmte mich und zu meiner Überraschung erwiderte ich die Umarmung.
Wie dankbar ich für meine beiden besten Freunde war.
„Ich hab nicht mit Dylan geschlafen.", platzte es aus meinem schlechten Gewissen heraus.
Daniel fing an zu lachen und löste sich von mir. „Du verwirrst mich. Was meinst du?"
„Naja... es ging mir auf die Nerven, dass du so negativ warst und alles schlecht geredet hast... also hab ich dir erzählt, dass ich mit ihm geschlafen hab. Hab ich aber gar nicht... Aber, dass wir zusammen sind stimmt."
„Solange er dich gut behandelt, ist alles okay. Sonst brech ich ihm den Kiefer. Danny macht mit.", grinste er und kehrte zu seinem Bier zurück. „Was habt ihr denn dann getrieben, wenn ihr keinen Sex hattet."
Ich konnte spüren wie mir die Röte ins Gesicht kroch. Interessiert starrte ich meinen Kaffee an.
„Also hab ich recht. Es ist was gelaufen. Komm schon! Erzähl!", jetzt klang er wie ein aufgeregtes Kind. Seine Wut war verflogen - zum Glück.
„Er hat mir einen geblasen.", nuschelte ich, musste aber grinsen.
Danach bekam sich Daniel gar nicht mehr ein. Andauernd stellte er viel zu persönliche Fragen und er ließ nicht locker bis er eine Antwort bekam.
Gegen Abend stieß Danny zu uns und Daniel erzählte aufgeregt die Neuigkeiten. Wissend lächelte er mich an, offensichtlich hatte Danny schon geahnt, dass es zu dieser Beziehung kommen würde.

Daniel ging so gegen zehn Uhr abends. Er arbeitete in einer Galerie und musste am nächsten Tag früh raus.
Danny blieb noch. Es freute mich, ich hätte schon länger nicht mehr richtig Zeit mit Danny zu zweit gehabt.
„Du passt doch auf dich auf, oder?", fragte er nach einigen belanglosen Themen.
„Klar. Wieso fragst du?"
„Ich hab so ein ungutes Gefühl irgendwie. Ich kann es nicht beschreiben. Es fühlt sich so an, als würde bald etwas passieren. Ich weiß nicht was oder mit wem. Aber bitte pass auf dich auf.", Danny stand auf diesen Esoterik-Quatsch. Er glaubte an Schwingungen, Auras und Karma. Wenn er meinte, dass er etwas fühlte, sprach er immer in dieser einen Tonlage, Daniel und ich machten uns des Öfteren darüber lustig.
„Natürlich.", versicherte ich ihm. Aber auch ich hatte jetzt dieses unsichere Gefühl.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Where stories live. Discover now