Kapitel 18

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Thomas POV

Zehn Tage nachdem ich Dylan angerufen und um Hilfe gebeten hatte, war ich mal wieder mit Danny und Daniel weg. Auf die Idee wieder was mit den beiden zu unternehmen, hatte mich Dylan gebracht, der sich gestern mit dem schwarzhaarigen Typen mit dem mürrischem Blick getroffen hatte. Wie ich erfahren habe, heißt er wohl Tyler.
Daniel und Danny hatten sich riesig gefreut wieder mit mir abends was zu unternehmen und ich bekam ein schlechtes Gewissen, dass ich sie so vernachlässigt hatte.
„Noch zwei Klausuren Jungs, dann sind wir endlich durch.", verkündete Danny und wir stießen mit unseren Cocktails an.
„Wir sollten nach jeder Klausur was trinken gehen.", meinte Daniel und nahm einen großzügigen Schluck von seinem Mojito.
„Unter der Woche ist es auch nicht so voll.", fügte Danny kichernd hinzu und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Was ist mit dir? Machst du mit?"
Meine Schultern hoben sich wie von allein. „Klar, wieso nicht. Klingt nach einer guten Idee."
Erneut prosteten wir uns gegenseitig zu und tranken.
„Erzählst du uns jetzt was letzte Woche los war? Du warst wie vom Erdboden verschluckt. Keine Antwort auf WhatsApp. Anrufbeantworter dauer-Besetzung. Und dein Gesicht war etwas demoliert zur letzten Klausur.", Danny sah mich besorgt an. „Was war los?"
„Ach nichts weiter. Chris. Aber nichts schlimmes.", ich hoffte sie mit der Antwort zufrieden zu stellen.
Danny und Daniel rollten beide simultan mit den Augen und seufzten. „Chris?", frage Daniel. „Schläger-Chris? Mit dem du vor neun Monaten Schluss gemacht hast?"
„Nenn ihn nicht so und es sind achteinhalb Monate.", antwortete ich kleinlaut und stocherte in meinem Cocktail rum.
„Was wollte er von dir? Wieso hat er dich schon wieder verprügelt?", Danny und Daniel waren vermutlich die einzigen, die Chris je zu Gesicht bekommen haben. Beide fanden ihn unsympathisch und haben Andeutungen gemacht, dass sie wussten, dass er mich schlägt. Leider auch vor ihm. Chris war fuchsteufelswild gewesen, hatte behauptet, ich hätte mich bei Ihnen ausgeheult und ihnen erzählt, ich würde geschlagen werden. An dem Abend hat Chris mich noch mehr geschlagen als sonst und der Sex hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Manchmal hatte er sich Mühe gegeben, es für mich erträglicher zu machen, aber an dem Abend sollte der Sex eine Bestrafung für mich sein.
Natürlich hatte ich das den beiden nicht erzählt, sie hatten mir nur helfen wollen. „Er wollte mich zurück haben, ich habe gesagt, dass ich das nicht will."
„So ein Sackgesicht.", murmelte Danny. „Gut, dass du standhaft geblieben bist. Er wird sich nicht mehr bei dir blicken lassen oder?"
Ich versicherte ihnen, dass Chris von nun an von mir ablassen würde, war mir aber dessen nicht so sicher.
Schließlich hat Chris zum Abschied gesagt, er würde sich wieder melden. Bisher war das noch nicht passiert, aber bei solchen Äußerungen konnte man bei ihm sicher sein, dass er sie einhielt.
Nach vier ziemlich starken Cocktails und einer Portion Nachos löste sich der Abend auf und ich schlenderte die Straße nach Hause. Es war schon spät, die Sonne war schon lange untergegangen und die Gehwege waren wie ausgestorben.
Mir fiel ein wie ich nachts immer umhergewandert bin. Und mir fiel ein, wie ich Dylan erzählt hatte, dass ich früher tagsüber geschlafen hatte und nachts wach war. Allerdings hatte sich der Rhythmus nicht wegen des Studiums geändert, was ich Dylan erzählt hatte. Tatsächlich hatte ich diese Angewohnheit noch knapp 2 Semester während des Studiums.
Mein Schlafrhythmus hatte sich erst vor knapp acht Monaten wieder normalisiert. Es war ein Schutzmechanismus gewesen. Tagsüber war Chris immer arbeiten, er war erst um 20 Uhr zu Hause. Dann wollte er essen, reden, duschen, Sex und schlafen und je nach dem, ob ich ihn verärgert hatte, wurde ich geschlagen. Ich hatte mich ihm angepasst. Nachts war ich wach, lief in der Gegend umher, machte meine Hausaufgaben, lernte oder was auch immer mir einfiel. Morgens war ich rechtzeitig zu Hause, um zu duschen und dann zur Schule beziehungsweise später zur Uni zu gehen. Sobald ich aus der Schule draußen war, lief ich nach Hause und schlief.
Fast 3 Jahre war das mein Rhythmus gewesen. Es hatte eine Weile gedauert bis ich verstanden hatte, dass ich so am wenigsten Reibefläche mit Chris hatte.
Ich war gerade mal 15 Jahre alt, als ich Chris kennenlernte und sieben Monate später waren wir offiziell ein Paar geworden. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass die folgenden drei Jahre die Hölle für mich werden sollten.
Energisch schüttelte ich meinen Kopf, ich wollte nicht weiter über Chris nachdenken. Ich war gut angetrunken und beinahe zu Hause.
Zögernd zog ich mein Handy aus der Hosentasche und tippte Dylans Kontakt an. Es tutete.
Nach dem zweiten Klingeln hob er ab. „Na, Männerabend schon vorbei?", er war gut gelaunt und ich sah ihn praktisch vor mir wie er mit Ava auf dem Sofa saß und sich einen Blockbuster ansah.
„Ja, war aber sehr lustig.", ich schwieg kurz. „Sag mal steht das Angebot mit dem Urlaub noch?"
„Natürlich, wenn du das willst.", die Antwort kam prompt.
„Dann würde ich das Angebot sehr gerne annehmen. Habe gestern drei meiner Bilder auf einmal verkaufen können, jetzt klappt das."
„Du verkaufst Bilder?", Dylan klang verdutzt.
„Wie hast du denn gedacht verdiene ich meinen Unterhalt?", ich musste schmunzeln. „Ich bekomme noch was vom Staat, muss ich allerdings zugeben."
„Du hast getrunken oder?", Dylan kicherte am anderen Ende der Leitung. „Du bist nie so redselig."
„Soll wohl vorkommen.", meinte ich achselzuckend bis mir einfiel, dass Dylan das gar nicht sehen konnte. „Kann ich noch bei dir vorbeikommen?" Ich hatte nicht mal beabsichtigt die Frage zu stellen, aber der Alkohol sprach aus mir.
„Du kannst immer bei mir vorbeikommen.", Dylans Stimme klang anders, aber nicht beachtenswert, also verabschiedete ich mich, drehte auf dem Absatz um und lief in die Richtung aus der ich gerade gekommen war.
Richtung Dylans Wohnung.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Where stories live. Discover now