»02. Kapitel (1)

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Er löste seine Lippen als erstes von meinen. Sie waren zwar voneinander getrennt, jedoch glaubte ich den süßlichen Geschmack noch zu spüren. Ohne die Augen zu öffnen verharrte ich in der Position, in der mein bester Freund mich gelassen hatte. Irgendwie hatte ich dieses komische Gefühl, das die besondere Spannung zwischen uns verpuffen würde, wenn ich ihn nun ansehen würde. Ob die Situation jetzt peinlich werden würde, fragte ich mich und beschloss trotz all dem kurz zu blinzeln.

Ich erwischte Niall dabei, wie er mich anstarrte. Seine Wangen verfärbten sich so rosa wie es der Himmel beim Sonnenaufgang tat. Noch ehe er mir die Chance gab etwas zu sagen, ergriff er selbst die Initiative.

»Es tut mir so leid, Katie, ich weiß auch nicht was gerade mit mir los war.«

Seine klare Stimme klang viel zu hoch, was immer passierte, wenn er versuchte die Aufregung oder Panik in ihm zu  vertuschen. Verunsichert trat er einen Schritt zurück. Das er aber dabei mit dem Rücken gegen den alten Holzstuhl stieß, der unmittelbar hinter ihm stand, ließ ich unkommentiert. Normalerweise hätte ich ihn jetzt für seine Ungeschicktheit lauthals ausgelacht, doch das zurückliegende Geschehen ließ uns beide handeln als wären wir Fremde.

»Also, ich ... uhm ...«

»Vielleicht sollten wir uns für die Bar fertig machen.«

Ohne mich anzusehen deutete er mit einer flüchtigen Handbewegung auf die Tür. Jetzt habe ich auch noch beinahe die Bar vergessen. Kopfschüttelnd über meine eigene Dummheit schenkte ich Niall ein schiefes Lächeln. Alles, das ich in dieser Sekunde wollte, war vor der peinlichen Stille zu fliehen. Aber zum Glück war ich da nicht die einzige; Mit dem Blick starr auf den Boden gerichtet steuerte Niall auf die zuvor gemeinte Tür und öffnete sie. Während wir uns geküsst hatten musste sie wohl zugefallen sein, überlegte ich mir, während ich dem großen Jungen vor mir ausdem grauenhaften Raum hinaus folgte. Und wieder denkst du über so unnötige Sachen nach, schimpfte eine zweite Stimme in mir.

»Halte du doch einfach mal deine Klappe«

antwortete ich ihr trotzig und stapfte die Treppe hinauf. Blondie, der bereits ein paar Stufen über mir war, blieb abrupt stehen. Verwirrt drehte er sich zu mir um.

»Was hast du gerade gesagt?«

wollte er wissen und rekte die rechte Augenbraue in die Höhe. Du Dummkopf hast mal wieder laut gedacht, lachte die Stimme namens zweites Gewissen in mir auf. Schlagartig begann mein ganzes Gesicht zu brennen. Noch peinlicher kann es für dich nicht werden, aber so wie ich dich ken-

»Nichts. Ich habe nichts gesagt. Da musst du dich wohl verhört haben«

murmelte ich und beschleunigte meine Geschwindigkeit. Um der ohnehin schon höchst unangenehmen Situation zu entfliehen, überholte ich Niall so schnell, das ich ihm nicht einmal die Gelegenheit gab, etwas darauf zu erwidern. Diesmal war ich diejenige, die mit gesenktem Kopf an ihm vorbei rauschte.

Doch es kam anders wie geplant. Ich hatte schon fast das Ende der viel zu langen Treppe erreicht, als sich vertraute Hände zaghaft um meine Hand Knöchel legten. Mit pochenden Herzen drehte ich mich zu meinem kleinen Iren um. Unsere Blicke trafen sich in der Mitte. Als ich die erneute Unsicherheit in den schönen, blauen Augen flackern sah, sprühte ein kleiner hoffnungsvoller Funken in mir auf.

Was würde er jetzt sagen? Würde er etwas über den Kuss sagen? Oder war er dabei mir zu veröffentlichen, dass er auch Gefühle für mich hatte, und wir schon längst mehr als Freunde waren?

»Du hast gesagt, ich bekomme mein Handy wieder, wenn ich dich gefunden habe. Also...«

»Oh ... Das habe ich ja ganz vergessen.«

Bodyguardحيث تعيش القصص. اكتشف الآن