»12. Kapitel

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Ich erschreckte mich so dermaßen, dass mein Herz für mehrere Sekunden aussetzte. Der Löffel, der sich bis gerade eben noch friedlich in meinem Mund befunden hatte, rutschte heraus und fiel mit einem lauten Klappern auf den hölzernen Boden, nicht ohne vorher den Inhalt auf meiner Hose zu verteilen. 

Schwer atmend griff ich mirtheatralisch an den Brustkorb und drehte mich drohend langsam nach hinten um.

»Was.machst.du.hier?«

Aufgrund des Schocks, den ich erlitten hatte, schaffte ich es, den Satz nur mit Pausen zwischen den Wörtern auszusprechen.
Braune Ringe musterten mich, als sich unsere Blicke in der Mitte trafen.

»Ich...trinke nur einen Kaffee. Oder ist das etwa verboten?«

Scheinheilig deutete Liam auf die edle Porzellantasse vor sich. Um es mir noch einmal etwas genauer zu verdeutlichen, griff er nach ihr, hob sie hoch und mir direkt unter die Nase. Obwohl er ein wirklich gutes Pokerface aufgesetzt hatte, konnte ich in seinen Augen erkennen, dass er verunsichert und mehr als nervös war.

»Findest du es nicht auch komisch, das wir uns zufällig denselben Laden aufgesucht haben?«

Dieses Mal war es Niall, der sich dazu erhoben hatte, das Wort zu ergreifen und sich in die ganze Angelegenheit mit einzumischen. Mit einem finsteren Ausdruck auf den Zügen (hätten Blicke töten können, wäre Liam bestimmt ganze zwanzig Mal hintereinander gestorben) funkelte er ihn über mich hinweg an.
Mein heißgeliebter Bodyguard fuhr mit seiner Zungenspitze kurz über die trockenen Lippen, ehe er wieder zum reden ansetzte.

»Vielleicht.«

Unschlüssig, was er nun machen sollte, setzte Liam die Tasse an den Mund und schlürfte ein wenig von der braunen Flüssigkeit. Am liebsten hätte ich ihn ganz ausversehen angestupst, sodass der dampfende Kaffee über seinen Schritt geflossen wäre und am besten noch seine Narben an ganz bestimmten Körperteilen hinterlassen hätte, jedoch zwang ich mich dazu, es nicht zu tun. Wie hätte ich es denn meinem Vater zuhause erklären sollen?

Nachdem ich aus meinem teuflischen, aber dennoch sehr zufriedenstellenden Kopfkino erwacht war, fiel mir auf, das meine Augen unmittelbar auf Liams Schritt fokussiert waren. Schnell sah ich weg und konnte nicht verhindern, wie sich meine Wangen erhitzten und zunehmend ein purpurnes Rot annahmen. Bitte lasse ihn das jetzt nicht gesehen haben, betete ich im Stillen und schielte zu meinem Freund herüber, und besonders nicht Niall.

»Komm, Katie.«

Der zuletzt genannte erhob sich mit einem Ruck aus seinem Stuhl und schnappte sich seine Jacke, die über der Stuhllehne hang.

»Wir gehen. Es reicht mir langsam.«

Ohne auf eine Antwort, geschweige denn Reaktion, von mir zu warten, holte er sein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche und pfefferte ein paar Scheine neben den Eisbecher. Mein Herz machte sich wieder schmerzhaft bemerkbar, als ich dem Berg von Eis dabei zusah, wie er langsam aber sicher zu einer bunt aussehenden Suppe zerlief.

»Aber das ganze Eis!«

Nicht, ohne dem ganzen kostbaren Essen hinterher zu trauern, ließ ich es zu, das Niall etwas grob meine Hand packte und mich an Liam vorbei in Richtung Tür zog. Dieser schien sichtlich überrascht über das extreme Verhalten zu sein, das Blondie an den Tag legte und sah uns dabei zu, wie wir nach draußen liefen.
So wie er aussah, hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass er so reagieren würde. Als ich Liam passierte, verkniff ich es mir diesmal nicht, ihm den giftigsten Blick zuzuwerfen, denn ich jemals zustande gebracht hatte. Als Antwort, schluckte er einmal schwer. Dann verließen wir den Laden.

BodyguardOnde histórias criam vida. Descubra agora