»14. Kapitel

13.6K 900 147
                                    

Die nächsten Sekunden verliefen so schnell, das ich alles nur verschwommen mitbekam. Die Lichter des Autos hatten mich so sehr geblendet, das ich die Person, die auf mich zugehechtet kam und mich mit aller Wucht von der Straße wegschubste, nicht richtig wahrnahm. Allein der mir inzwischen vertraute Geruch des Aftershaves und der beißende Gestank von Abgasen, drangen mir in die Nase und verrieten mir, was genau passiert war.

So kam es nun, dass ich am Straßenrand lag, der warme Oberkörper meines Bodyguards eng an mich gepresst und schützend auf mir positioniert. Die quietschenden Reifen signalisierten mir, dass das Auto wohl so schnell wie möglich die Flucht ergriff. Mit unkontrolliertem Atem schnaufte ich laut und sah aus den Augenwinkeln, wie sich der schwarze Lack des Kleinwagens mit dem Dunkel der Nacht vermischte.

»Was zum Teufel war das gerade?«

fragte ich keuchend und sah den Jungen über mir abwartend an. Dieser schien sich jedoch nicht wirklich für meine Frage zu interessieren. Stattdessen stützte er sich auf seine Hände ab - wofür ich ihm sehr dankbar war, da sein Gewicht mir schon wieder die Luft erheblich abgeschnürt hatte - und stand auf. Sein Blick war in die Richtung gerichtet, in der der Wagen, der mich um eine Haaresbreite überfahren hätte, verschwunden war. Dann, nicht einmal eine Sekunde später, beugte er sich zu mir herunter, packte mich an den Hüften und zog mich wie ein kleines Kind hoch. Ein erschrecktes Quietschen entwich aus meiner Kehle.

»Scheiße.«

Mit einem Ausdruck auf den Zügen, welcher mich zum erschauern brachte, klopfte Liam sich oberflächlich den Dreck von der Hose ab. Zuerst dachte ich, dass er den Schmutz meinte, doch als ich ein zweites Mal über die Aussage nachdachte und sie in Verbindung mit seiner Mimik brachte, wusste ich, dass etwas anderes damit gemeint war.

»Ist alles in Ordnung bei dir?«

Verwirrt sah ich zu, wie Liam immer noch den Blick auf die Stelle, wo der Wagen zum letzten Mal erkennbar gewesen war, gerichtet hatte. Amüsiert beobachtete ich, wie sich die dunklen Augenbrauen langsam aufeinander zu bewegten.
Auf einer unbestimmten Weise war ich ausgesprochen froh darüber, dass er nicht einmal daran dachte, mir eine Predigt wegen meinem erneuten Fluchtversuch zu halten. Andererseits sorgte dieser einschüchternde Blick dafür, dass sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend breit machte. Sofort begann ich fachmännisch sämtliche Sachen in meinem Kopf wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich mit meinen Thesen richtig lag, versuchte ich einen möglichen Zusammenhang zwischen Liam, seinen Aufgaben und dem Auto zu erörtern. Allerdings scheiterte es kläglich.

»Liam? Wieso bist du so blass?«

Unsicher trat ich einem Schritt auf die Silhouette vor mir zu. Durch das schwache Licht der Laterne an der Ecke, konnte ich nicht sonderlich gut sehen. Meine Knie zitterten, als ich noch ein Stück nach vorne wagte, um meine Hand zaghaft auf seine Schulter zu legen. Ich konnte geradezu spüren, wie der Schock, den ich durch den beinahe geschehenen Unfall erlitten hatte, mich nun heimsuchte.

Da meine Augen von dem grellen Licht der Scheinwerfer geblendet worden waren, brauchte ich einen Moment, um Liam vollständig zu erfassen. Als ich alles klar erkennen konnte, erreichte meine Hand seine. Behutsam drückte ich sie, um ihn wieder aus seinen Gedanken, in denen er zu schwelgen schien, zu holen.

»Hast du dich verletzt?«

Als er den Klang meiner leisen Stimme hörte, zuckte er einmal heftig zusammen. Die Bewegung kam so unvorhergesehen, das ich automatisch mit zuckte, da ich mich so erschreckte. Besorgt sah ich zu, wie Liam sich zu mir herumdrehte und mich perplex anstarrte. Seine Augen waren das einzige, das ich klar erkennen konnte. Die restlichen Gesichtszüge waren in vollkommene Dunkelheit getaucht.
Es war absolut still.Das schleichende Surren eines näherkommenden Autos war lediglich die einzige Sache, die ich hören konnte. Hätte jemand eine Stecknadel fallen lassen, hätten sämtliche Bewohner des Häuserblocks, neben dem wir standen, gehört. Auf meinen Armen legte sich eine eisige Gänsehaut, als er die nächsten Worte aussprach.

BodyguardWhere stories live. Discover now