21 - Beruhigen...

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Und wie sie rannte. Ella stürmte wie ein Windzug aus ihrem Wohnheim heraus und sprintete los und hielt nicht an, bevor sie endlich die gewohnte Umgebung der Orangerie um sich wahrnahm. Vor der weißen Brücke hielt sie außer Atem an. Ihre Seiten stachen fürchterlich. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Waren denn alle Verrückte an ihren Fersen?! Was war nur los dieses Semester?! Es war fürchterlich! Sie hatte so viel Wut in sich, auch wenn das Rennen es ein wenig aufgebraucht hatte. Es nützte alles nichts. Und deswegen lief sie einfach wieder los und rannte weiter durch die Orangerie.

Sie lief so lange bis sie zu müde war, um auch nur etwas anderes außer die Schwäche zu spüren und ihre Lungen kollabierten. Worauf sie sich auf das Gras warf und versuchte ihre Lungen zu retten. Keuchend und röchelnd saß sie da und wurde von zwei Enten beobachtet.

„Fragt lieber nicht," sagte sie und atmete schwer weiter.

Nachdem sie sich vollends beruhigt hatte und endlich wieder zu sich kam, war es auch schon später Nachmittag und sie lief langsam wieder in ihr Wohnheim. Sie wusste noch nicht ganz genau, was sie machen sollte. Wahrscheinlich würde sie ihre Mädchen zusammentrommeln und auch die Hilfe von Harun und Ahmet in Anspruch nehmen und es diesem Lars versuchen klar zu machen, dass zwischen ihnen nichts laufen würde.

Sie lachte kurz hysterisch auf, als sie an seine Worte dachte. Wie konnte man nur so verpeilt sein?

Ihr Mut sank jedoch wieder in den tiefen ihres Unterbewusstseins, als sie vor ihrem Wohnheim stand und langsam die Treppen hinauf schlurfte. Es gab doch nichts schrecklicheres für eine Frau als von einem Typen bedrängt zu werden, den man abstoßend fand!

Als sie zaghaft in ihre Küche eintrat, saßen da auch schon ihre Freunde und sobald sie Ella bemerkten, stürzten sie wie gackernde Hühnermütter, die ihre Küken zu retten versuchten, auf sie zu. Mae nahm sie in die Arme und die anderen taten es ihr gleich und im nächsten Moment umarmten sie sich alle.

„Alles ist wieder in Ordnung, Ella!"

„Ahmet hat euch belauscht."

„Und uns alles erzählt."

„Das haben wir dann Herrn Ay erzählt."

„Und er hat ihn einfach gefeuert!" sagte immer eine nach dem anderen und sprachen somit einen Satz zu Ende.

„Was... Ich mein... Das ist... er hätte nicht..." stotterte Ella plötzlich los. Die Mädchen ließen sich wieder los.
„Er ist zu Hause, wenn du ihm was zu sagen hast..." lächelte sie Mae an. Ellas Augen füllten sich mit Tränen. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie aus der Küche und runter zu Herrn Ays Wohnung. Sie klingelte bei ihm. Herr Ay öffnete die Tür.

„Das hätten sie nicht tun müssen!" platzte sie sofort raus.

Er nickt und lächelte warm. „Die Sicherheit und Zufriedenheit eines ehrenhaften und intelligenten Mädchens ist mir wichtiger, als ein bisschen Hilfe." beruhigte er sie und fügte hinzu: „Außerdem war er wirklich seltsam."

Sie lachte los und dann umarmte sie ihn. Er stimmte in ihr Lachen mit ein und betätschelte ein wenig unbeholfen ihren Kopf. Sie war noch nie so gerührt gewesen von so viel Fürsorge.

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWhere stories live. Discover now