25 - Schlimmer Geselle

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Nach einer Weile verschwand die ältere Generation zu einem Spaziergang durch die Schrebergärten und die Jugend blieb unter sich. Lotte kümmerte sich mit ihren Geschwistern um den Garten, während Peter sich zu Ella setzte und sie fingen eine Unterhaltung an. Darren belauschte sie.

„Es tut mir wirklich Leid, wegen meiner Mutter eben... Sie ist manchmal ein wenig eigen." Ella winkte ihm ab.

„Halb so schlimm. Sie ist ja im Grunde sehr lieb. Ich kenne schlimmere Gesellen." und ihr Blick huschte zu Darren.

„Woher kennt ihr euch beide eigentlich?"

Peter musste plötzlich auflachen.

„Sag mir nicht, du meinst ihn mit 'schlimmer Geselle'? Also wir kennen uns schon seit längerem. Ich hab mit ihm in Berlin studiert. Und jetzt ist es wirklich eine wunderbare Fügung des Schicksals, dass er hier in der Nähe weiter studiert. Aber sag schon! Ich will unbedingt wissen, wie du das meintest?"

Ella musste ein Grinsen unterdrücken. „Oh da gibt es eine Menge zu erzählen. Ich weiß aber nicht, ob Darren damit einverstanden wäre, wenn ich hier alles so freudig ausschütte."

„Ich habe keine Probleme damit." sagte Darren.

„Gut, aber Peter! Mach dich auf das Schlimmste gefasst!"

„Bei ihm kann ich mir nichts anderes vorstellen!" lachte Peter wieder auf.

„Das erste Mal, als ich ihn sah, war bei seinem Einzug. An dem Tag hatte unser Wohnheim einen Grillfest organisiert und es war eine wunderbare Gelegenheit, dass wir uns alle schon am ersten Tag ein wenig kennen lernen konnten. Aber nein! Was macht unser Gesell! Er steht kalt und unbeholfen am Rande der Gesellschaft und begnügte sich wahrscheinlich mit sich Selbst. Niemand anderes war ihm überdurchschnittlich genug."

„Da kannte ich noch niemanden von euch." verteidigte sich Darren.

„Oh natürlich und es ist ja so schwer diese Menschen ein wenig besser kennen zu lernen."

„Ich bin nun mal nicht so gut darin, auf Menschen zuzugehen. Nicht jeder kann einfach und locker eine ungezwungene Konversation führen."

„Was meinst du, Peter, warum ein junger Mann von Welt, Geist und Bildung dazu nicht in der Lage ist?"

„Das kann ich beantworten: Er hat schlicht und einfach keine Lust dazu." meinte Peter belustigt.

„Ich verstehe sie nicht und kann auch nicht so tun, als würden mich ihre Angelegenheiten interessieren, so wie es viele andere tun."

„Da ich Kunst studiere kann ich dazu nur aus meinen Erfahrungen sprechen: Ich bin keine begnadete Zeichnerin, dass muss ich zugeben. Aber meine Zeichenschwäche kommt schlicht und einfach davon, dass ich mir keine Mühe gebe. Ich übe einfach nicht genug. Ich würde aber niemals sagen, dass ich meine Finger für weniger talentiert halte, als die eines Künstlers mit mehr Können."

Darren konnte nichts erwidern, denn Lotte und ihre Brüder kamen zurück und das Thema wurde auf etwas anderes gelenkt. Die restliche Zeit über bekam Ella keine weitere Aufmerksamkeit von Darren geschenkt. Er war kalt und abweisend wie eh und je. Wie er sich wohl zu Frauen verhält, die er mochte?

Der Nachmittag verging schnell und doch angenehmer, als Ella sich zuerst gedacht hatte.

Sie fuhren bald wieder zurück und sie fand sich und Lotte in ihrem Gästezimmer wieder mit Mae telefonierend.

„Wie er hat dich den ganzen Tag ignoriert?" hakte Lotte nach.

„Das kann doch nicht sein!" rief Ella.

Die Stimme von Mae kam nur gedämpft aus dem Lautsprecher ihres Handys:
„Ich sagte ja schon... Er war wahrscheinlich nur so lieb, weil ich krank wurde und dann noch ein wenig weiter... Aber wir... Ich habe es falsch verstanden."

„Hast du ihn mal versucht anzusprechen?" fragte Lotte.

„Ja... Er war freundlich, aber naja... Das wars. Einfach nichts mehr... Ich nehme es mir aber nicht allzu sehr zu Herzen." sie versuchte zu lachen. „Es ist ja nicht wirklich etwas passiert. Wir sind halt nur Nachbarn..."

„Ich verstehe diesen Jungen nicht... Ich tus echt nicht... Ob Neema doch recht hat?" gab Ella ehrlich zu. Lotte gab ihr einen vielsagenden Blick. „Was solls... Hast du denn wenigstens deinen Spaß dort?"

„Ja. Ich hab neue Leute kennen gelernt. Sie sind sehr nett und die Stadt ist auch wirklich schön. Es ist ein interessanter Ausflug."

„Wenigstens das..."

„Na gut, Leute. Ich gehe dann langsam schlafen. Machts gut. Und... Danke." sie legte auf.

Lotte und Ella sahen sich traurig an.

„Wenn sie erstmal zurück kommt, dann legen wir den Pflegeschongang bei ihr ein! Verwöhnen und Liebe geben bis sie dran erstickt!" sagte Ella ernst. Lotte nickte ihr zu.
„So schnell wird sie sich von dieser Sache nicht wieder erholen. Wir müssen ihr beistehen. Wir sind eine Familie!"

Ella - der Genuss von Stolz und LiebeWhere stories live. Discover now