Entschluss

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Bild: Felis neues Pferd
Widmung: @Lou3333

Entscheidung

...Ich hätte alles erwartet, nur nicht das. Das konnte nicht wahr sein, nein. Ich hatte mich also doch nicht getäuscht. „Was zum Teufel-!"

„Laura?" Mit aufgerissenen Augen sah er mich an. Schnell zog er sein T- Shirt wieder über den Kopf. Der Junge neben ihm tat es ihm gleich, seine Augen waren noch weiter aufgerissen.

„Es... Es ist so... Ich... Also... Ähm..!", stammelte er. Fabio. Der schlagfertige Fabio einmal sprachlos. Ein Fabio, der sein Geheimnis gut gehütet hatte. Ein Fabio, der in diesem Moment so verletzlich wie noch nie zuvor wirkte.

„Fabio! Beruhig' dich! Aber wieso-"
„Laura, bitte hör mir jetzt zu. Dieses Geheimnis habe ich gut und lange gehütet. Bitte zerstöre mir nicht alles!"

Der Junge neben ihm stand aus dem Stroh auf brachte seine Haare hastig in Form. Er sah mich bittend an und kam auf mich zu. Schließlich beugte er sich zu mir hinunter und flüsterte in mein Ohr: „Bitte mach diese Sache zwischen Fabio und mir nicht kaputt. Es schon lange genug gedauert, mich überhaupt mit ihm zu treffen. Verrate es niemanden! Sonst bekommst du Probleme mit mir..."

Er schaute mich noch einmal bohrend an, dann ging er. Fabio und ich standen uns nun allein gegenüber. Ich bemerkte den wehmütigen Blick in Fabios Augen, der sicherlich nicht mir galt.

„Wer ist er?", wollte ich nun wissen. Fabio lächelte versonnen, bevor er mir eine Antwort gab: „Antonio, er ist einen Jahrgang über uns. Das zwischen uns... Es ist irgendwie besonders. Er gibt mir so viel. Ich liebe ihn. Wirklich.", Fabio schaute nun ganz ernst, „Wenn das heraus kommt, bin ich tot. Die anderen würden es nicht verstehen." Mit diesen Worten ließ er mich stehen und verschwand ebenfalls nach draußen in das Turniergewusel.

Ich blieb allein und sprachlos zurück.

•••• ♥ ••••

Wenig später war auch ich wieder im Gedränge untergetaucht. Ich könnte verrückt werden. Eigentlich bräuchte ich jetzt Ruhe und einen Tee. Der Zwischenfall mit Fabio hatte mich total verwirrt und nachdenklich gestimmt. Doch Zeit darüber nachzudenken hatte ich erst später, zuerst musste ich noch ein paar Siegerehrungen und Starts beiwohnen.

Als erstes hastete ich zur Siegerehrung unserer Mannschaft, klatschte Beifall für unseren dritten Platz und lachte im Stillen Feli aus. Dann ging es direkt weiter zu Colleen und Levi, deren Starts ich mit ansah, nur um direkt zur Springprüfung zu sprinten, in der ein Mädchen mit Magic startete. Schließlich musste ich ihn gleich übernehmen, um in meiner eigenen Siegerehrung zur reiten, ich ging einfach davon aus, dass ich platziert war.

Völlig außer Atem kam ich an, gerade noch rechtzeitig. Ich prustete wie eine dieser alten Dampfloks, und ich war mir sicher, wäre es kälter gewesen, hätte ich genauso gedampft. Doch es war nicht kälter und so schien mir die Sonne auf den Kopf, es war unerträglich.

Der Sprecher kündigte das Mädchen an und sie kam eingeritten. „SARAH, GO! Du schaffst das, wir glauben an dich, Schätzchen! Mach das Rennen!" Verwirrt sah ich mich um und entdeckte eine Frau mittleren Alters, die wie wild mit ihren Armen ruderte. Daneben stand ein Mann, der nicht weniger begeistert aussah. Das mussten wohl die Eltern Sarahs sein. Das arme Mädchen, hätte ich solche Eltern, wäre ich bestimmt schon vor Peinlichkeit im Boden versunken.

Sie machte ihre Sache nicht allzu schlecht. Ihr Sitz war prinzipiell in Ordnung, nur zog sie manchmal die Hacken nach oben.

Magic galoppierte schnell und ließ die niedrigen Sprünge auf sich zukommen, auch wenn diese Sarah ihm vor manchen Sprüngen ganz schön heftig im Maul zog. Es tat mir weh, das mit anzusehen.

Reitinternat StollenbergWhere stories live. Discover now