Entscheidung

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Entscheidung

Erschöpft lag ich auf meinem Bett und starrte die Decke an. Erst jetzt fiel mir auf, dass dort ein winziger grauer Fleck war.

Vielleicht war es aber auch nur eine Träne, die sich in meine Augen geschlichen hatte. Doch das wunderte mich, schließlich hatte ich mir die gesamte Nacht über die Augen aus dem Kopf geheult.

Der Kloß im meinem Hals war immer noch nicht verschwunden, ich schluchzte kurz.

Mit meinem Handrücken wischte ich über meine Backe, jetzt war auch meine Hand von Tränen feucht.

Meine gesamte Situation war zum Verzweifeln.

Ich wurde abgelenkt, als es an der Tür klopfte. Auf meine Mutter hatte ich jetzt keine Lust.

Gerade wolle ich ein lautes „Ich will dich nicht sehen" rufen, als ich die Stimme von Klara hörte.

„Ich bins, Klara. Bitte lass mich rein!"

Widerwillig stand ich auf und schloss die Tür auf und setzte mich sofort wieder auf mein Bett.

Langsam wurde die Türklinke herunter gedrückt und Klara steckte ihren Kopf vorsichtig herein.

Sie sah traurig aus und hier schwarzen Haare hingen ungeglättet hinunter.

Dann trat sie endgültig in mein Zimmer und schloss leise hinter sich die Tür.

Einen Moment stand sie bewegungslos mit einem Tablett herum, ein paar Sekunden später setzte sie sich neben mich aufs Bett.

Das Tablett stellte sie auf meinen Nachttisch, dabei fielen ein paar tränennasse Taschentücher herunter.

Wortlos blickte sie mich an und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Ich aber schaute stur meinen Teppich an.

Sie hob ihren Arm und strich mir über den Rücken.

„Du hast seit gestern nichts gegessen!"

Ich schüttelte nur stumm meinen Kopf.

„Ich hab aber wirklich keinen Hunger! Und wie hätte ich auch etwas essen sollen, schließlich war meine Mutter ja die ganze Zeit unten..."

Genervt rollte ich mit meinen Augen.

„Ach kleines... Ich weiß, dass du jetzt sauer auf deine Eltern bist, aber vielleicht findest du auf einem Internat neue Freunde", Klara klang ehrlich überzeugt.

„Außerdem gibt es dort neue Möglichkeiten für dich und... die Lehrer sind auch besser!", mittlerweile rang sie ihre Hände und suchte nach guten Gründen.

Ich sprang auf, ich hatte genug von irgendwelchen Internaten!

„Willst du jetzt etwa auch, dass ich weg gehe?", sagte ich.

Klara schüttelte nur den Kopf, dann fing sie neu an, ohne auf meine Frage einzugehen:

„Es klingt hart, aber... Bitte such dir ein Internat aus, dass Schulgeld spielt dabei keine Rolle. Sonst werden deine Eltern dich an einem Internat anmelden, wo du... sagen wir mal... wenig Freizeit hast. Damit du deine Noten verbessern kannst."

Ich schniefte nur laut und erneut rann mir eine Träne über mein Gesicht.

„Aber dass ist echt nicht fair!", murmelte ich mürrisch.

„Manchmal kommt es so, wie es kommt. Und das Leben lässt sich ändern, in deinem Falle erst nach deiner Schulzeit.", sagte sie erklärend.

Überrascht schaute ich sie an, solche Sätze kannte ich von ihr gar nicht. Klara währenddessen stand auf und holte die Prospekte von meinem Schrank, wo ich sie in meiner Wut hingeschmissen hatte.

Reitinternat StollenbergWhere stories live. Discover now