Für Leute, die nicht genau über die verschiedenen Schwierigkeitsgerade beim Reiten Bescheid wissen:
E (für Einfach/Eingang); A (Anfänger); L (Leicht); M (Mittel/Mittelschwer) und S (Schwer).
Aber lasst euch nicht von den Bezeichnungen täuschen!!! Eine A-Aufgabe kann schon ziemlich schwer sein und ist nicht unbedingt was für Anfänger und eine L-Aufgabe ist auch alles andere als Leicht.
Sinnlos für die, die es schon wissen, aber naja! (:
••••❤️••••
Fahrt
Gähnend streckte ich mich und spannte meinen gesamten Körper an. Ich blinzelte und rieb mir ein paar Mal die Augen, bevor ich mich wieder gemütlich hin setzte.
Dann blickte ich auf meine neue Uhr, wir hatten 12:34 Uhr.
Seufzend fuhr ich die Fensterscheibe entlang und blickte nach draußen.
Wir waren nun schon knapp drei Stunden unterwegs.
Mein Hintern schmerzte höllisch vom langen Sitzen. Meinen Vater zu fragen, ob er kurz anhalten könnte, kam für mich auch nicht in Frage.
Generell hatten wir die letzten Stunden kaum geredet, ein paar Mal nur hatte meine Mutter aufgeregt auf die Bilder einer Zeitschrift getippt.
Mir war wirklich langweilig, denn meine Bücher waren im Kofferraum und mein Handy war schon leer.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich ja etwas in mein Trainingsbuch schreiben könnte.
Mum war auf die »schlaue« Idee gekommen, mir einen Notizblock zu schenken, in dem ich alle Trainingsfortschritte aufzeichnen konnte.
Schnell holte ich es aus meiner Tasche heraus, die mit zwei Flaschen Cola und Süßigkeiten gefüllt war.
Schließlich schlug ich das Büchlein auf und betrachtete den ersten Eintrag.
4. April
Heute habe ich dieses Buch geschenkt bekommen, ich soll jetzt alles aufschreiben, was ich für's Reiten mache.
16. April
Ich bin endgültig beim Reitinternat aufgenommen. Es war ein ganz schönes Hin und Her, vor allem wegen meinen schlechten Noten. Doch mein Vater hat mich glücklicherweise (so als ob ich froh drüber wäre) mit viel Überredungskunst und Versprechungen doch noch auf das Internat gebracht.
Versprechung nummero eins war, das ich meinen Schnitt auf dem Internat mindestens auf 2,4 verbessere und mindestens eine leichte L in Springen oder(!) Dressur reiten kann.
18. April
Muss jetzt jeden dritten Tag zum Reitunterricht. Heute hatte ich Stunde auf Geraneus, einem Rappen, der ziemlich bockig ist. Er hat dauernd rumgezickt und ist nicht durchs Genick gegangen.
Trotz aller Bemühungen von mir und dem Reitlehrer.
21. April
Ich habe nicht die geringste Lustauf Reiten... ! Der Reitlehrer hat gesagt, dass ich jetzt nur noch Randal und Geraneus reiten soll und darf... Beide sind so blöd zu reiten... -.-
1. Mai
Bin heute mit Geraneus das erste Mal seit über einem Jahr wieder einen Parcours gesprungen. War total ungewohnt nachdem ich die letzten Wochen nur Dressurunterricht hatte.
War alles ganz schön holprig, bin fast hingeflogen...
14. Mai
Nachdem ich vor zwei Wochen einen E-Parcours geritten bin, habe ich mich heute an einem ganz ganz ganz leichten A Parcours versucht.
Ich bin wieder fast runtergeflogen, ich weiß nicht wieso, denn früher war ich doch so gut? Gefällt dir das Mama? Ich weiß doch sowieso, dass du mitliest.
Ich blätterte weiter nach vorne, bis auf mehr Reitstunden und mehr Springunterricht und mehr Fast-Runterflieger passierte sowieso nichts Besonderes.
Dann hatte ich den Eintag gefunden.
24. Juni
Erste Woche Ferien!!!! So toll jetzt auch wieder nicht, habe heute nämlich mein erstes Dressur Turnier mit Randal geritten. War ein A-Turnier, bin 11 von 32 geworden.
Ist ja auch egal, mich nervt das mit dem Reiten sowieso an...
Wieder blätterte ich weiter.
2. August
Ferien sind fast rum. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe, überhaut frei gehabt zu haben. Ich hatte zum Glück eine Woche Urlaub, weil meine Eltern und ich nach England gefahren sind, aber nur um etwas für ihre Weltreise zu klären... Bin noch drei Turniere geritten, einmal ein A-Stilspringen, da bin ich fünfte von 42 gewesen. Ist aber nicht wichtig.
Ich dachte darüber nach, wie ich mich die letzten Monate wieder mühsam auf A-Niveau hochgearbeitet hatte. In dieser Leistungsklasse war ich damals richtig gut gewesen, aber nach diesem einen Ereignis...
Dann trug ich den letzten Eintrag ein.
26. August
Heute geht's auf ins Internat... -.- Die Anstrengungen haben sich ein bisschen gelohnt, bin mit Ach und Krach gestern meinen allerersten L-Parcours gesprungen, hätte nicht gedacht, dass Geraneus das kann. Naja, wir haben aber auch neun von elf Sprüngen gerissen. Egal, ich bin oben geblieben und der Reitlehrer hat mich für meinen (endlich wieder) guten Sitz gelobt.
Erleichtert atmete ich aus und schloss die Augen. Dieser letzte Eintrag war wie der Abschluss eines Kapitels. Jetzt würde es aufgehen in ein anderes, neues Kapitel.
Ich wurde gegen die Autotür gedrückt, als mein Vater von der Autobahn fuhr und auf eine Landstraße einbog.
Das Navigationsgerät sagte, dass wir noch knapp eine halbe Stunde fahren mussten.
Ich konnte nicht anders, ein Gefühl von Aufregung überkam mich.
Um mich abzulenken, schaute ich wieder hinaus.
Das Land wurde immer flacher, doch es gab nur kleine Städte. Es war nicht wie ich es erwartet, in meiner Vorstellung lag das Internat in einer Gegend beinahe ohne Bevölkerung. Doch ich hatte mich wohl getäuscht.
Ich lehnte mich einfach zurück und genoss die letzten Minuten meiner Freiheit.
Plötzlich schreckte ich auf, als meine Mutter rief:
„Aufwachen! Wir sind fast da! Sieh nur!"
Ich kniff meine Augen zusammen, denn die Sonne strahlte mir ins Gesicht.
Es war wie in einem schlechten Film.
Grüne, aber abgefressene, Weiden lagen links und rechts der Straße, bei genauerem Hinsehen konnte ich einige Pferde und Ponys entdecken.
Selbst mein Vater fuhr jetzt langsamer und schaute sich während er steuerte die Umgebung an. Es war die reinste Idylle.
„Sieht doch ganz nett aus, ich weiß gar nicht was du hast."
Genervt rollte ich meine Augen und lehnte mich weiter nach vorne.
Auch meine Mutter klebte wie ein junges Mädchen an der Fensterscheibe und sah nach draußen. Erst dachte ich, dass sie wegen den Pferden so begeistert war, bis sie sagte:
„Das alte Haus dahinten, das ist mindestens...!"
Wie schon so oft in letzter Zeit hörte ich ihr einfach nicht mehr zu.
Dann blickte ich nach oben und sah dort ein mächtiges Schild.
Reitinternat Stollenberg
Ich musste Schlucken, denn mir wurde bewusst, wie ernst es jetzt wurde.
Jetzt war es klar, es gab kein Zurück. Ich würde auf ein Reitinternat gehen.
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Reitinternat Stollenberg
RomanceKein Bock auf Schule, kein Bock auf Lehrer. Das jedenfalls ist Lauras Einstellung, bis ihre Eltern sich entscheiden, auf eine zweijährige Weltreise zu gehen. Dabei stört ihre Tochter ja nur. Kurzerhand wird Laura auf dem begehrten Reitinternat Stol...