Verrat- Prolog

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Prolog

Halten. Grüßen. Und los!

Mein Herz schlug so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben

Alles oder nichts.
Gewinnen oder verlieren.
Nur eine Kleinigkeit konnte das entscheiden: Entweder blieb die Stange liegen- oder sie fiel.
Dann wäre alles aus.

Leicht übte ich mit meinen Schenkeln Druck aus und schon schoss Satan los wie eine Rakete.
Sofort stellte ich mich in den Bügeln auf und raste im leichten Sitz über den Platz. Die unbändige Kraft mit der Satan uns Sprung um Sprung nach vorne brachte, war überwältigend.
Er würde alles für mich geben.

Schon waren wir am ersten Sprung angelangt, tief setzte ich mich in den Sattel, um die letzten Galoppsprünge perfekt kontrollieren zu können.
Geschmeidig hob Satan ab und wir segelten über das Hindernis. Genial!

Hürde für Hürde bewältigten wir und ich blendete alles aus.
Die Zuschauer, die Musik, meine Eltern, nichts zählte in diesen Sekunden mehr als Satan und ich.
Würden wir es schaffen? Den Titel zu holen?

Für die letzten zwei Sprünge benötigten wir höchste Konzentration.
Ein Oxer und ein Steil, dann wäre es vollbracht.

„Brr, Satan!", bremste ich Satan aus, damit wir die Kurve gut meistern konnten. Jetzt musste ich eigentlich wieder zulegen... Doch mein Pony konnte nicht mehr schnell genug auf meine Hilfe reagieren und mit viel zu wenig Schwung kamen wir an den Oxer heran.
Einzig und allein Satans überragendes Sprungtalent könnte uns jetzt noch retten.
Der Sprung war sehr holprig und unter großer Anstrengung vollzogen.
Als wir auf der anderen Seite angelangt waren, fragte ich mich nur eines- War die Stange liegen geblieben?

Doch dem konnte und durfte ich jetzt keine Beachtung mehr schenken.
„Los Satan, wir zusammen!", motivierte ich mein Pony auf die letzten Meter. Er beschleunigte noch einmal ungeheuer und schon waren wir über das letzte Hindernis.

Ich fiel meinem Pony noch im Galopp um den Hals. Egal, ob die Stange gefallen oder liegen geblieben war, ich war so stolz auf Satan. Er war alles für mich.

Die Ansage ertönte, während Satan und ich noch galoppierten.
„Laura Danzig auf Satan als letzte Starterin, mit der besten Zeit, jedoch vier Fehlern. Das bedeutet zusammen mit der ersten Runde den Vizekreismeistertitel!"

Ich schrie auf und stieß die Faust in die Luft, ein wunderbares Gefühl von Freude und Stolz über das, was Satan und ich erreicht hatten, durchströmte mich.
Vizekreismeister!

Satan gab von alleine noch einmal Vollgas, obwohl wir die Bahn eigentlich verlassen mussten.
Ich lachte und ließ ihm die Zügel lang und unter dem tosenden Applaus der Zuschauer rasten wir die lange Seite entlang.
Die Leute lachten und freuten sich mit uns, was mir eine Gänsehaut nach der anderen verschaffte.

Lachend verließen wir schließlich die Bahn.
Plötzlich überkam mich ein ungutes Gefühl und ich drehte mich um. Ich erblickte meinen Vater zusammen mit einem anderem Mann und einem jüngeren Mädchen.
Ihr Blicke und besonders der des kleinen Mädchens jagten mir Angst ein.
Meine Hand krampfte sich um Satans Mähne zusammen. Irgendetwas Schlimmes war passiert, mein Vater hatte diesen Gesichtsausdruck, als hätte er ein gutes Geschäft gemacht.

Auf einmal stand meine Mutter neben mir.
„Super hast du das gemacht, Laura! Toll!"
Doch ich konnte mich nicht über das Lob freuen.
„Mum, was hat Papa getan?"
Sie lächelte wissend.

„Demnächst wird sich einiges ändern."

Ich sog die Luft ein, als ich erkannte, was meine Eltern getan hatten.

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