Kap 4 Dienstag, 21:17 Uhr | zu Hause

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Verheult und immer noch geschockt sitzt Maria auf ihrem Sofa. Seit 4 Stunden ist der Kerl weg ohne ein Wort und hat sie einfach so stehen gelassen.

Ich bin die dämlichste Kuh der Welt.

Was denke ich mir auch dabei, diesen Typen hier her zu bringen.

Ihr Bein tut höllisch weh und pocht. Viel schmerzhafter ist allerdings die Zurückweisung, nachdem er ihr körperlich so nah war.

Er schmeckt nach einem Hauch Zitrone.

Mit verheulten roten Augen tappt sie ins Bad und putzt sich die Zähne. Nachdem sie im Bett liegt und die Dunkelheit sie einhüllt, schleicht sich sein Gesicht wieder in ihre Gedanken

„Was ich alles mit Dir machen will...".

Die Worte schneiden tief und reißen sie in einen Abgrund. "Elender Penner", schluchzt sie. Sie stand in Flammen, als er sie küsste und ihr Körper hat einfach nur reagiert. Sie konnte es nicht einmal verhindern. Und es hat ihm offenbar auch gefallen, dann sie hat seine Hitze gespürt und sich das nicht nur eingebildet.

Warum haut der  Blödmann dann einfach ab?

Seine Augen sind bernsteinfarben, doch sie verdunkeln sich, so bald er ihr nahe kommt.

Hab ich mich denn so ungeschickt angestellt, dass er fluchtartig den Ort des Geschehens verlassen musste?

Mitten in der Nacht wacht sie auf. Ihr Bein tut weh und sie humpelt ins Bad, um eine Schmerztablette zu nehmen. Die Uhr des Radioweckers zeigt 1:53 Uhr an. Mit einem Glas Wasser geht Maria zurück zu ihrem Bett und lässt sich auf das Bett sinken. „Du bist wirklich bescheuert. Hast Du ernsthaft geglaubt, der sexy Typ findet Dich so interessant und will was von Dir?", schimpft sie mit sich selbst. Aber warum dann die ganze Show und die Küsse und das alles?

Sie wurde immer von den Jungs gehänselt. Da sie nicht so dünn und zierlich ist wie die anderen Girlies in ihrem Umfeld ist, wurde sie immer damit aufgezogen, dass ihr Hintern zu breit ist, die Beine nicht dürr genug sind.

Der erste Kuss in der 9 Klasse war auf dem Schulhof und eine einzige Katastrophe. Josh, einer ihrer Mitschüler, hat sich ziemlich dämlich angestellt und es war kein mitreißendes Ereignis, wie alle immer gesagt haben. Er hatte versucht, sie zu befummeln und scheiterte an ihrer Ohrfeige. Trotzdem prahlte er hinterher vor seiner Clique, dass er ihr unter die Bluse gefasst hätte.

Danach war sie das Gespött der ganzen Stufe. Seit diesem Tag hatte Maria beschlossen, dass Jungs nichts für sie sind. Sie wurde auf keine Party eingeladen und auch sonst interessierte sich keiner wirklich für sie. Nicht dass sie es vermisst hätte. Doch als sie dann mit Sport angefangen hat und seither ihren Körper 5mal die Woche mit Lauf- und Krafttraining stählt, entwickelte sie ein anderes Verhältnis zu sich. 

Als sie ihre Freundinnen vor zwei Jahren an der Uni kennen gelernt hat, blühte sie langsam auf. Sie gaben ihr die moralische Unterstützung, die ihr so lange gefehlt hatte. Doch sie war immer noch zu schüchtern und hielt sich meist im Hintergrund, wenn sie alle zusammen ausgingen. Natürlich wäre es gelogen, dass sie nicht neugierig zugehört hat, wenn ihre Freundinnen von ihren neuesten Liebesabenteuern berichteten.

Dann steht dieser Surfer-Typ vor ihr und bringt alles durcheinander. Aber sie hat nicht vor, sich davon einlullen zu lassen. Bisher ist sie auch gut ohne einen Kerl ausgekommen.

"Scheiß' auf den Hurensohn!" Mit diesem Gedanken versucht sie einzuschlafen.

Glory MorningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt