Kap 9 14:28h | Parkbank

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Maria schaut verstohlen zu ihm rüber. Er sitzt kerzengerade auf der Bank und starrt vor sich hin.

Was soll ich denn jetzt bitte damit anfangen?

Das war eindeutig zu viel Information für einen Morgen. „Sag doch was." Daves Stimme klingt dünn und hohl. Sie sieht zu ihm auf. Große goldene Augen starren sie an. „Ich bin ein totales Arschloch, das weiß ich.", gibt er zu. „Allerdings. Was hat das alles mit mir und deinen Stalking Versuchen zu tun?", fragt sie spitz. Eigentlich sollte sie stinkwütend auf ihn sein. „Erstens „stalke" ich Dich nicht, wir haben nur denselben Weg zur Uni." (Autsch!) „Und zweitens hast Du mit flirten angefangen."

Wie bitte? Das ist doch das Letzte.

„Offenbar bekommt Dir die frische Luft nicht. Ich habe nie mit Dir geflirtet.", schimpft Maria. „Hmm, und die schmachtenden Blicke? Du hast auf meine Küsse sofort reagiert und das nennst Du nicht flirten?" Sie wird rot und schaut schnell weg. „Was hätte ich denn bitte sonst tun sollen?", blafft sie ihn an. „Du hättest ja zumindest mal ‚Nein' sagen können.", grinst er unverschämt.

Klar doch, so wie Du küsst, kann man natürlich locker mal „Nein" sagen. Idiot!

Seine Hand greift nach ihrer. Mit der anderen hebt er ihr Kinn an, damit sie ihn ansieht. „Warum haust Du dann einfach ab und lässt mich wie eine Idiotin stehen?", fragt sie ihn immer noch sauer. Er schließt einen Augenblick die Augen. „Weil... Du bist...", stammelt er. „Ich bin was?", setzt Maria nach. Er lässt ihre Hand los und die Wärme fehlt ihr augenblicklich.

Er springt von der Bank auf. „Das... also. Es ist schwer zu erklären. Ich..." Unruhig geht er auf und ab, sieht sie an und setzt seinen Gang fort. „Du machst mich irre, seit ich Dich das erste Mal geküsst habe." „Ja, und? Hat Dich aber nicht davon abgehalten, augenblicklich zu verschwinden." Er fährt sich mit der Hand an seinem Nacken entlang. „Ja, das... war dämlich.", gibt er zu.

Alles andere wäre ja noch schöner.

Dave bleibt vor ihr stehen und sieht sie nachdenklich an. „Es gab viele, sehr viele. Vielleicht zu viele.", wirft er ihr an den Kopf. Irritiert sieht sie zu ihm auf. „Mein Spiel habe ich mit allen gespielt und ich wurde nie müde, es zu spielen." Wieder geht er auf und ab wie ein gefangener Tiger in einem zu kleinen Käfig. „Es waren alles nur billig eingefangene Trophäen für Steve und mich. Äh, Steve ist mein Kumpel.", erklärt Dave. „Du warst nicht eingeplant. Als ich in Deiner Wohnung stand und Dich verarztet habe... Ich konnte nicht wegsehen. Verdammt, ich wollte einfach nur nett sein." Wieder fährt seine Hand an seinen Nacken. Seine Augen sind dunkel und blicken nervös hin und her.

Was zum Henker versucht der mir hier zu erklären?

Er sieht ihr in die Augen. Sein brennender Blick macht Maria verlegen. Ihre Finger krallen sich in den Saum ihres Mantels. „Hör' zu, ich wollte einmal KEIN Arsch sein, okay. Das mit dem Umfall... tut mir echt leid und ich... wollte es wieder gut machen.", fährt er nervös fort. Sie fühlt sich von seinen Worten geschmeichelt und sieht ihn interessiert an. Wie ein gehetztes Tier steht er vor ihr. Gequält blickt er zu ihr runter. Seine Schultern sind angespannt und seine Fäuste liegen geballt an seinen Oberschenkeln.

Langsam steht Maria auf und geht auf ihn zu. Er wendet den Kopf zur Seite, doch sie nimmt sein Gesicht in ihre Hände und zieht ihn zu sich. „Nicht!", flüstert er. „Reiz' mich nicht. Ich muss mich schon zusammen reißen, um Dich nicht hier auf der Parkbank flach zu legen." „Und wenn ich genau das will.", gibt sie keck zurück. Mit geweiteten Pupillen gräbt sich sein Blick in sie hinein. Sie genießt diesen kleinen Triumph über ihn. „Das... meinst Du nicht im Ernst.", räuspert er sich heiser.

Wenn Du wüsstest...

Sie drängt sich an seinen Körper und er stöhnt auf, als sie ihn mit ihren Armen umschlingt. Durch ihre Jacke kann sie seine Wärme spüren. „Lass' das!", befiehlt er mit rauer Stimme und macht sich von ihr los. „Ich... Können wir nicht...", raunt er. Sie geht wieder einen Schritt auf ihn zu. Ihr gefällt das Spiel und sie ist überrascht, wie er auf ihre fordernde Art reagiert. Er strafft sich und blickt sie streng an: „Ich werde Dich nicht flachlegen, so lange wir uns nicht besser kennen gelernt haben.", teilt er gefasst aber mit hölzerner Stimme mit. Verdutzt sieht Maria ihn an.

Was hat der gerade gesagt??

Wieder tigert er auf und ab. Seine Kieferknochen zeichnen sich an seinen Wangen ab. „Du hast mich schon verstanden. Ich möchte Dich... äh... daten und DICH kennen lernen. Glaub mir, es... fällt mir echt nicht leicht. Fuck, ich könnte Dich sofort hier vögeln. Und ich weiß, wie sehr Du das willst.", grinst er sie an. Jetzt ist es an Maria zu stammeln: "Naja... ich... klar..."

Oh Mann... nicht ausflippen, Maria!

Er kommt einen Schritt auf sie zu und nimmt ihre Hand in seine. „So etwas - mache ich sonst nicht. Also reden und so. Ich weiß nicht, wie... äh... man sich kennen lernt. Bisher war das... rein körperlich und... nicht so.", gibt er verlegen zu. Ihre Gedanken schwirren umher. „Und DU willst mit mir ausgehen.", schnappt sie erstaunt nach Luft. „Wenn Du das möchtest, ja.", bestätigt er.

WOW, er fragt mich ernsthaft, ob ich ihn daten will...

Ihre Augen haben sich zu schmalen Schlitzen verengt und sehen ihn prüfend an. „Es wird aber nicht geknutscht oder anderweitig rumgemacht!", gibt er lächelnd zu bedenken. Schmollend schieb sie ihre Unterlippe vor. „Hey, lass' das. Zieh' nicht so eine Schnute, sonst muss ich Dich leider sofort küssen.", knurrt er und seine goldenen Augen werden eine Nuance dunkel.

Wir werden ja sehen...

„Schon gut. Ich gebe mir Mühe Dich nicht zu reizen.", flötet Maria und beißt sich auf die Unterlippe. Das Spiel gefällt ihr immer besser. Stöhnend dreht sich Dave von ihr weg. „Das machst Du jetzt absichtlich, Du Biest!"

Ohhhh ja!

Er kommt auf sie zu und sie kann den Blick nicht von seinen Lippen wenden. „Also, Maria. Ich werde Dich zum Essen ausführen; ganz offiziell. Morgen um 18 Uhr hole ich Dich ab. In Ordnung." Er steht direkt vor ihr, doch berührt sie nicht. Sein Gesicht ist ganz nah vor ihr. Sie riecht seinen nach Zitrone duftenden Atem und schließt die Augen. „Bis morgen, meine Schöne.", raunt er in ihr Ohr, gibt ihr einen sanften Kuss auf die Wange und ist weg.

Na warte!


Glory MorningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt