So viel Abstand, wie möglich

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Zugegebenermaßen etwas traurig begann ich nun auch die Bilder von der Wand in meinem Zimmer abzuhängen und sie alle in eine Kiste zu packen. Heute Abend war es soweit. Wir würden Forks verlassen.

Carlisle hatte bereits gekündigt, alle unsere Ausweise hatten wir durch unsere lieben J. Janks erneuern lassen, und fast alles war in Kartons gewandert. Nur noch Kleinigkeiten lagen überall rum und mussten noch verpackt werden.

Ness freute sich schon unglaublich auf die Schule und wieder mehr in den Kontakt mit Menschen zu kommen. Bisher waren die einzigen Leute die Werwölfe - die ja auch nicht wirklich als Menschen durchgingen - sowie Charlie und Sue. Die beiden waren ein süßes Paar und ich freute mich für Bellas Dad, dass er noch jemanden gefunden hatte, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen wollte.

Ich war nach wie vor alleine, hatte allerdings auch nicht damit gerechnet, dass sich das ändern würde. "Sam, bist du fertig?", fragte mich Nessie und steckte ihren Kopf in mein Zimmer. Gerade packte ich das letzte Bild weg und nickte.

"Ja, warum?", fragte ich und sie kam nun ganz ins Zimmer herein. "Ich wollte fragen, ob Jake und ich mit dir fahren können. Ich liebe Mom und Dad ja wirklich, aber es ist nicht gerade von Vorteil, wenn der eigene gedankenlesende Vater vorne fährt und genau weiß, was man gerade für Gedanken hat, wenn man neben seinem Freund sitzt.", erklärte sie.

Sofort musste ich lachen. Das sah unsere Nessie mal wieder ähnlich. "Natürlich, wenn das für deine Eltern klar geht, dann wird das schon in Ordnung sein. Aber knutscht bitte nicht zu laut."

Etwas empört schaute sie mich an, woraufhin ich lachte. Sie war schon seit vier Monaten mit Jacob zusammen und sie vergaßen oft, dass wir sie ALLE hörten. Egal was sie sagten und taten, wir wussten es und das war manchmal... Naja... Anstrengend.

"Ist schon okay, Nessie.", sagte ich und nahm die Kiste hoch. Mein Zimmer war nun komplett ausgeräumt, die Wände kahl und der Boden ebenfalls frei. Carlisle hatte mir ein Auto gekauft, worüber ich wirklich froh war.

Bisher war ich immer mit Emmetts Wagen gefahren oder gelaufen. Mein Auto hatte ich verkauft, da ich es eigentlich nur angeschafft hatte, da es etwas merkwürdig war, dass ich zu meiner Arbeit lief, die am anderen Ende der Stadt gelegen hatte.

Jetzt fuhr ich einen schwarzen BMW, der dem von Edward sehr ähnlich war, allerdings ein paar mehr PS hatte. Ich liebte es Auto zu fahren, so wie die meisten Vampire. Auch Bella hatte ihren Spaß daran gefunden.

Hinter Nessie her ging ich die Treppe runter und stellte die Kiste dann im Kofferraum meines Wagens ab. Die meisten Möbel waren bereits unterwegs, sowie die meisten anderen Kartons. 

"Dann lasst uns mal losfahren.", sagte Carlisle und blickte sich traurig um. "Wie sehr ich diesen Ort doch vermissen werde.", sagte Bella, die es am schlimmsten fand Charlie zu verlassen. Doch jetzt, wo er Sue hatte, fiel es ihr schon deutlich leichter.

"Wir kommen zurück. Zwar wird es ein paar Jahrzehnte dauern, doch wir werden wiederkommen.", versprach unser Dad und wir schlossen die Tür hinter uns. Schweren Herzens stieg ich ins Auto, Jake und Nessie setzten sich auf die Rückbank. 

Carlilse würde mit Esme voraus fahren, dahinter fuhren Edward und Bella, dann kamen Jasper und Alice, dann Emmett und Rose und das Schlusslicht bildete ich. Ich hatte versucht meine Nichte so weit wie möglich von ihren Eltern zu entfernen und es war mir tatsächlich gelungen.

Wir würden etwa 40 Stunden brauchen. Vielleicht etwas weniger, da wir bei Nacht auch mal mit mehr als 300PS über die Straßen fuhren. Natürlich hatten wir überlegt zu fliegen, allerdings würden wir mit dem Auto etwa gleichzeitig mit dem ganzen Gepäck ankommen, also hatten wir uns dafür entschieden.

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Letzendlich hatten wir doch nur 25 Stunden gebraucht. Und bis auf fünf Stopps - für Jake und Nessie - waren wir auch durchgefahren. Tatsächlich konnten die beiden sich was Intimitäten angeht einigermaßen zurückhalten. Allerdings küssten sie sich wirklich unglaublich laut und es war schwer das irgendwie auszublenden.

Nun standen wir vor unserem neuen Haus. Es war ähnlich gebaut, wie das in Forks, doch noch mal um einiges größer. Jetzt da wir zu elft waren brauchten wir noch mal deutlich mehr Platz und wie gesagt: möglicherweise würden Seth und Leah noch nachkommen, also mussten wir für alle Fälle gewappnet sein.

Bei der Zimmerverteilung wurde es dann schwierig. Renesmee und Jakob wollten unbedingt Räume nebeneinander haben, allerdings spielte Edward da nicht wirklich mit, also stand das noch in den Sternen.

Ich hatte mich freiwillig für das Dach gemeldet, da das irgendwie niemand haben wollte. Beziehungsweise wollte es niemand Rose und Emmett überlassen, weil sie sonst über uns allen drüber gewesen wären und das hätte den Lärm nur noch maximiert.

Ich hatte nun mit Abstand das größte Zimmer, musste mich aber dazu breitschlagen lassen einen Teil von Alice Klamotten bei mir zu lagern, da ihr das Ankleidezimmer natürlich nicht ausgereicht hatte. 

Locker trugen wir die ganzen Möbel in die jeweiligen Räume und nach nicht einmal einer Stunde stand alles an seinem Platz. Nur das Dekorieren würde jeder für sich selbst übernehmen und Alice richtete den ganzen Rest ein - also Wohnzimmer, Bad, Küche etc.

Als erstes begann ich eine Wand mir Bildern vollzuhängen, so wie ich es auch in meinem alten Zimmer gemacht hatte. Ich hatte richtig Spaß, allerderdings machte mir die Vorstellung an die Schule nicht so viel Freude.

Ich konnte dieses Kindergartengetue bei Leuten meines Alters einfach nicht ab und hatte mich immer wirklich durchringen müssen in den Unterricht zu gehen, allerdings liebte ich es ein Zeugnis mit lediglich Einsen vor mir liegen zu haben, also ging ich trotzdem immer wieder zur Schule.

Auch studiert hatte ich schon so einiges. Allerdings war nie etwas dabei gewesen, was mich wirklich mitgerissen hatte. Ich wünschte  mir mich genauso einem Beruf hingeben zu können, wie Carlisle das tat. Er war Arzt mit jeder Faser seines Körpers und ich beneidete ihn für einfach alles, was er hatte.

Er hatte eine wunderbare Familie, die weiter wuchs. Nun hatte er sogar eine Enkelin, was bis vor ein paar Jahren noch völlig unmöglich schien. In seinem Leben hatte er so viel erreicht und ich saß hier und war immer noch so, wie ich es am Punkt meiner Verwandlung war. Letzten Endes war ich immer noch alleine.

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now