Langeweile

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Am nächsten Tag gingen wir jagen. Das hatten wir nun auch wieder länger nicht getan und schaden konnte es ja nie. Ich rannte durch den Schnee und liebte es, wie er unter meinen Füßen knirschte. Da sich in den Wintermonaten einige Tiere versteckten dauerte es etwas länger, bis wir auf eine Horde Rehe stießen.

Angetrieben von dem Geruch des frischen Blutes stürmten wir durch die Bäume und wichen immer wieder Ästen aus, die uns im Weg waren. Ich war mit Emmett die erste, die die vielen Tiere erreichte und mich gierig auf eines stürzte. Durstig schlug ich meine scharfen Zähne in den Hals des Rehs und begann das Blut herauszusaugen.

In warmen Strömen lief es meinen Rachen hinunter und sofort begann ich mich stärker zu fühlen. Den blutleeren Kadaver schmiss ich ein paar Meter weiter in Wald. Dort könnte er ein wenig ungestörter verwesen. Die Wölfe jedoch hatten andere Pläne und fielen nur so über das Fleisch her. Grisend beobachtete ich das Ganze.

Immerhin würde es auf dieser Art weniger Abfall geben und auch dieses "Problem" wäre gelöst. Als wir wieder zurückgingen blieb ich etwas hinten dran. Ich wollte den Schnee genießen. Diesen wundervollen Schnee.

Die Schwaden, die aus meinen Händen sprühten mochte ich am Meisten. Sie wirbelten in Kringeln durch die Luft. Als sie begann mich zu umkreisen musste ich lachen. Immer schneller drehten sie sich um mich herum, fast wie ein Tornado. Und ich mittendrin.

Langsam wurde der "Sturm" dichter und hob mich ein wenig an. Grinsend machte ich mit meinen Handflächen eine Bewegung nach oben und ich wurde weiter hochgehoben. Das wiederholte ich und vergrößerlängerte die Schwaden, um sie stärker zu machen. Etwa zwei Meter schaffte ich es so nach oben, für mehr reichten meine Kräfte nicht.

Es war trotzdem unglaublich. Ich schwebte in der Luft. Ganz langsam bewegte ich meine nach unten geöffneten Hande auseinander und aus dem Tornado wurde eine Art Matratze. Sie hielt mich locker. Eigentlich wollte ich versuchen mich vorwärts zu bewegen, doch nun genoss ich es einfach auf dem Rücken zu liegen und die kleinem Eiskristalle zu betrachten.

"Ehm, Sam, was tust du da?", hörte ich Seths Stimme und ich erschreckte mich so plötzlich, dass mein Bett verschwand und ich fiel. Glücklicherweise landete ich direkt in seinen Armen. "Danke.", lachte ich und er setzte mich grinsend ab. "Kein Problem. Was war das grade?", fragte er nun wieder und sofort lächelte ich noch mehr.

Als Antwort sprühten erneut Schneeschwaden aus meiner Hand und umkreisen Seth. Er begann zu lachen. "Das ist unglaublich.", meinte er und berührte sie mit einem Finger. Der Schnee an dieser Stelle schmolz. Sofort fing er an zu schmollen. Lachend nahm ich die Hände runter und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Haus.

"Wo habt ihr denn gesteckt?", fragte mich Emmett, der schon auf dem Sofa saß und einen Playstation Cotroller in der Hand hatte. Grisend fing ich den, den er mir zuwarf, auf und ließ mich neben ihm fallen. 

"Hab ein bisschen mit meiner Gabe rumexperimentiert.", erklärte ich und bildete ein wenig Schnee in meiner Hand. Dieser landete wie von selbst in seinem Gesicht und er schaute mich etwas verwirrt an. "Was genau war das gerade?", fragte er mich und warf einen bedröppelten Blick in seinen Schoß, der mit den weißen Kristallen bedeckt war.

"Ich hab dir gezeigt, was ich kann.", grinste ich und startete das Spiel. Kopfschüttelend richtete er seinen Blick auf den Bildschirm und begann um die Kurven zu rasen. Er war mir dicht auf den Fersen, also strengte ich mich noch ein wenig mehr an.

Wie eigentlich immer war es ein Fotofinish und das Gerät war ein wenig überfordert. Letzendlich entschied es sich dann für Emmett und ich schnaubte verätlich auf. "Doofes Ding.", murrte ich und mein Bruder lachte. "Hör auf, das ist nicht witzig!", seufzte ich, doch das fand er nur noch lustiger.

"Oh, mann. Revange!", maulte ich und er nickte grinsend. Diese Runde gewann ich. Gerade spielten wir die dritte, um den entgültigen Sieger zu entscheiden, als ich eine Sms von Justin bekam. Lächelnd drückte ich auf Stop und entsperrte mein Handy.

Hey, Engel. Ich werd wohl noch ein paar Tage länger bei meiner Tante bleiben, weil sie noch so viel mit uns vor hat. Vermisse dich ganz doll :* 

Ein wenig traurig antwortete ich ihm. Okay, dann wünsch ich dir noch viel Spaß. So lohnt es sich sowieso mehr ;) Vermisse dich auch <3  Warum konnte er mich nicht anrufen? Dann hätte ich seine Stimme hören können... Naja, er hatte bestimmt seine Gründe.

Ein wenig bedrückt spielte ich weiter. Wurde allerdings sofort wieder munter, als ich das dritte Rennen gewann. "Friss das!", lachte ich. "Wie denn, wenn mein Mund voller Schnee ist?", nuschelte er und deutete auf seinen Mund. Mit einer Handbewegung war sein Mund wieder leer und warf einen Blick auf meine Hände. 

"Wohow, ich sollte da mal besser drauf achten.", meinte ich und ließ meine Hände von Wärme durchströmen, damit das nicht noch mal passierte. Okay, also doch nicht so viel mit Eis experimentieren...

"Gut, was machen wir jetzt?", fragte ich so in die Runde und alle zuckten mit den Schultern. "Keine Ahnung.", meinte Edward und zog Bella näher zu sich. "Meine Güte, was haben wir denn gemacht, bevor wir hierhergezogen sind?", quengelte ich und sah seufzend auf meine Hände.

"Du bist ständig ins Reservat gefahren.", meinte Seth und ich nickte. Ja, das stimmte wohl. "Naja, das kann ich jetzt schlecht machen.", meinte ich seufzend und setzte mich auf einen Küchenstuhl. Meinen Kopf legte ich auf meinen Armen ab und pustete meine Haare aus der Stirn.

Arrgh! Ich war ja komplett verloren ohne Justin. Das war also der erste Nachteil, den die Liebe hat. Naja, aber die Vorteile überwogen doch deutlich, also konnte ich über die paar Tage in denen ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, locker hinwegsehen.

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Gelangweilt spielte ich mein früheres Lieblingsspiel: Ball auf den Boden werfen, an der Wand abprallen lassen und wieder auffangen. Ich hörte, dass es unter mir alle ganz krank machte, doch was anderes fiel mir momentan einfach nicht ein.

"Sam, komm wir machen ein Wettrennen durch den Wald. Dieses Geräusch ist untragbar.", seufzte Seth, der in meiner Tür stand und ich nickte lächelnd. "Okay. Sorry, aber ich weiß nicht, was ich machen soll.", versuchte ich mich zu verteidigen.

Also gingen wir aus dem Haus. Seth zog den Großteil seiner Klamotten aus und legte sie vor dem Haus ab, dann explodierte der große sandfarbene Wolf aus ihm heraus. "Drei... zwei... eins... LOS!", zählte ich und runter und zeitgleich rannten wir los. 

Die Blätter auf denen ich gestanden hatten, wirbelten bei meinem Start hin und her. Schnell übernahm ich die Führung und zog locker an Seth vorbei. Tja, es hatte eben auch seine Vorteile fast 400 zu sein.

Wir waren gerade dabei den Rand des Waldstückes zu erreichen, als ich den Vampir in der schwarzen Robe sah. Die roten Augen stachen unter der Kapuze stark hervor. 

Vor der Person stoppten wir. "Ich hab gewonnen.", grinste ich Seth an der - so seltsam es aussah - eine Augenbraue hochzog und dann den Blick auf das Mitglied der Volturi warf. "Jane... was führt dich zu uns?", fragte ich lächelnd. Ich mochte dieses Mädchen. Zwar war ich damit anscheinend alleine, doch das interessierte mich reichlich wenig.

"Hallo, Sam.", lächlte sie und warf einen sehr herablassenden Blick auf meinen Kumpel. "Ich würde gerne mit deiner Familie reden. Es ist wichtig.", meinte sie nur und versuchte Seth zu ignorieren, indem sie demonstrativ in eine andere Richtung schaute.

"Ich glaube sie werden dich nicht mit offenen Armen empfangen, Jane. Worum geht es denn? Und wo ist Alec? Ihr zwei seid doch eigentlich immer zusammen...", sagte ich und sie seufzte. "Da hast du wohl recht. Es geht um die Volturi und Alec... das ist eine etwas längere Geschichte."

"Okay, dann schieß mal los." Ich sah, wie ihr diese umgangssprachliche Rede missfiel in der ich sprach, doch das hatte sich so in meinen Kopf gepflanzt. "Vladimier und Stefan haben versucht uns zu stürzen. Mit einem duzend von Anhängern.", begann sie und ich zog die Luft ein. Also hatte Alice' Vision doch irgendwie einen Sinn gehabt.

"Sie wurden alle getötet, doch auch in unseren Reihen mussten wir einige Verluste hinnehmen. Unter anderem einige Wachen, Athendora, Afton, Felix, Santiago und..." Sie stockte. "...Aro."

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now