Mythos

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Justins POV:

Als die Worte meinen Mund verlassen hatten schaute ich sie gespannt an. Hoffentlich würde sie mich nicht für verrückt erklären. Sie schien kurz zu überlegen. "Nach all dem, was du da so aufgelistet hast, kann ich mich wohl kaum rausreden.", seufzte sie. "Du hast Recht. Ich bin kein Mensch.", lächelte sie, doch dann wurde ihre Miene dunkel.

"Und darf ich fragen, was genau du bist?", fragte ich sie. Irgendwie hatte ich gedacht es würde mir mehr ausmachen, dass meine Vermutung sich bewahrheitet hatte, doch da ich es ja erwartet hatte, sträubte sich gar nichts in mir. "Das gleiche, wie deine Mutter und Jason auch. Vampire.", meinte sie und ich zog die Augenbrauen zusammen. Das war ehrlich gesagt echt verwirrend. "Seltsam oder? Du lebst auf dieser Welt und denkst dir nichts dabei. Du denkst, dass alles ganz normal ist. Und dann merkst du, dass du falsch liegst."

Ich nickte. Ja, so war es. "Ein Vampir also..." Wieso beschäftigte mich dieser Gedanke nur so unglaublich wenig? Was man über solche - bisher für mich nur erfundenen - Kreaturen sagte, war nicht gerade schön. "Also, was willst du wissen?", fragte sie und schaute mich abwartend an. "Knoblauch?", fragte ich und sie schien zu verstehen, was ich damit meinte. "Mythos.", sagte sie bestimmt. "Zwar ist das Zeug wiederlich,  so wie alle Menschennahrung, aber er tut uns nichts."

Gut zu wissen. Das brachte mich dann auch schon zur nächsten Frage. "Wovon ernährt ihr euch denn dann." Sie lächelte. "Die Farbe der Augen, die du erwähnt hattest, spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Die Vampire mit roten Augen sind nomale Vampire. Sie ernähren sich von Menschenblut." Ich erschauderte. Bei dem Gedanken daran, dass meine Mutter und mein Bruder Menschen getötet hatten, drehte sich mir der Magen um.

"Du kannst ihnen keine Vorwürfe machen, es ist unsere Natur.", meinte sie, als sie mein Entsetzen bemerkte. "Es gibt allerdings einige wenige Vampire, die sich gegen diese Natur entscheiden. Wir, meine ganze Familie, ernähren uns ausschließlich von Tierblut. Deshalb auch der Wohnsitz im Wald."

Und schon war mein Gewissen wieder beruhigt. Die Tatsache, dass Sam keine Menschen tötete war ziemlich angenehm. "Okay, ehm... schlaft ihr wirklich in Särgen." Sobald ich die Frage gestellt hatte, bereute ich es schon, wie dumm konnte ich denn bitte sein. Meine Freundin schien das allerdings nicht so schlimm zu finden, denn sie begann laut zu lachen. "Nein.", presste sie hervor.

"Ich schlafe nicht.", meinte sie, als sie sich beruhigt hatte. "So gar nicht?", fragte ich verwirrt und sie schüttelte den Kopf. "Da hast du ja viel Zeit für Hausaufgaben.", lachte ich und es kam mir irgendwie absurd vor jetzt an die Schule zu denken, wo ich doch gerade erfahren hatte, dass meine Freundin ein Vampir war! "Ja, die habe ich."

"Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich weiter. "Siebzehnten." Sie war also älter, als sie behauptet hatte. "Und seit wann?", hakte ich nach, da ich mir ziemlich sicher war, dass Vampire ein wenig länger als Menschen lebten. Sie seufzte. "Das werde ich dir ein anderes Mal erzählen.", lächelte sie.

Bettelnd schaute ich sie an. "Nein, nein. Komm mir nicht mit dem Hundeblick!", protestierte sie sofort und ich musste lachen. "Du würdest schreiend davon laufen. Immerhin bist du mit einer Frau zusammen, die es schon gab, als deine Urgroßmutter geboren wurde. Und länger."

"Bist du im 19. Jahrhundert geboren?" Sie schüttelte den Kopf. "Früher, aber das sag ich dir wann anders." Ach du Scheiße. Dann war sie ja schon richtig lange ein Vampir. "Und was ist damit, dass ihr in der Sonne verbrennt?", fragte ich weiter. "Mythos.", sagte sie wieder. "Wir glitzern.", schob sie hinterher. Okay, das war mir auch etwas Neues.

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"Kennst du Elisabeth und Jason eigentlich?", fragte ich, nachdem wir noch eine lange Zeit geredet hatten. Sie nickte und irgendetwas verheimlichte sie mir. "Sag es mir bitte.", flüsterte ich. "Du würdest mich hassen.", murmelte sie und schaute nach unten. Vorsichtig nahm ich ihr Kinn und drückte es sacht nach oben, sodass sie mir in die Augen sehen musste.

"Sam, ich könnte dich niemals hassen, dafür liebe ich dich zu sehr.", sagte ich. Das war das erste Mal, dass ich diese Worte ausgesprochen hatte. Ohne ihr eine Chance zum Antworten zu geben drückte ich meine Lippen auf ihre und sie erwiderte den Kuss sofort.

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, schaute ich sie ernst an. "Und jetzt sag mir bitte, was passiert ist." Sie atmete einmal durch. "Deine Mutter und Jason kamen, um meine Familie anzugreifen und zu töten." Autsch, das tat weh. "Wir wussten, wann sie kommen würden, dank Alice, aber das erklär ich später. Also beschlossen wir, sie an einem anderen Ort abzufangen und das zu erledigen, unsere Familie zu verteidigen."

Sie wartete kurz. "Natürlich waren wir viel mehr und konnten sie locker überwältigen. Als ich Elisabeth fragte, was sie von uns wollte, meinte sie, sie käme, um den Vertrag um das Revier aufzusetzen, doch sie log. Ich tat das, was ich tun musste." Sie atmete ein wenig schneller. "Justin, es tut mir so leid. Ich wusste nicht, dass sie deine Mutter war.", flüsterte sie. Auch, wenn ich wusste, was sie mir da gerade sagte, war ich nur sauer auf meine Mutter und auf niemand anderen sonst.

Mir ging es gerade eher um Jason. "Habt ihr..." Ich schluckte. "Habt ihr Jason auch...getötet?" Verwundert schaute sie mich an. "Ich erzähle dir gerade, dass ich deine Mutter getötet habe und es ist dir egal?", fragte sie komplett verwirrt. "Egal jetzt nicht umbedingt, aber wie gesagt: ich liebe dich viel zu sehr, als, dass ich dich hassen könnte. Ich bin eher sauer auf Elisabeth, weil sie euch töten wollte. Sie war in den letzten Jahren sowieso nie für uns da gewesen."

Sie blinzelte ein paar mal. "Ehm, okay?" Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. "Also, was ist jetzt mit Jason?" Das war mir wirklich wichtig. Sam begann wieder so lautlos zu reden und nur wenige Sekunden später klopfen es an ihrer Tür. "Komm rein.", sagte sie und sie ging auf. Als ich sah, wer da vor mir stand sprang ich erstaunt auf.

Ich rannte zu ihm und drückte ihn an mich, er erwiederte die Umarmung sofort. "Ich hab dich so vermisst,  Jason."

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now