6. Der Regentanz

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Es regnet immer noch, aber davon lassen sich diese Streetdancer nicht abhalten. An dem Sportplatz geht kein Weg dran vorbei und ich atme tief ein bevor ich an denen vorbeilaufe. Doch ein einziger Blick reicht und ich weiß wer da tanzt. "Stella, komm zu uns!", ruft Simon zu mir während Ace einen Move macht den ich ihm mal gezeigt habe. Ace schaut wohl zu mir auf, aber scheint sich entweder nicht für mich zu interessieren oder er überspielt alles ziemlich gut.

Ich nicke entschlossen und laufe zu ihm. "Was machst du bei dem Regen hier?" Über seine Frage schaue ich ihn mit einem kichern an. "Also ich  gehe lediglich spazieren, während ihr im Regen tanzt und beinahe ausrutscht" Ich hoffe, dass das Ace gehört hat. "Probier's doch auch mal", schlägt Simon vor. Aber in dem Moment in dem ich meinen Mund öffne um zu sagen, dass ich das nicht will hopst Ace in einem eleganten Schritt zu uns und ergreift vor mir das Wort. "Simon... was meinst du warum sie diese Pause macht?" Er schaut mich an und ich ziehe eine Augenbraue hoch, denn er kann es nicht wirklich gut mit mir meinen. Er fährt fort: "Der fallen doch keine Moves mehr ein. Alle schon verbraucht"

Darüber lache ich höhnisch auf. Er zuckt gelassen die Schultern, verschränkt seine Arme wie meine und steht breiter als ein Türsteher. "Dann zeig ich dir mal was", sage ich voller Spott zu ihm. Wie kann er nur so mit mir reden? Ich klappe den Regenschirm zu und lege ihn neben mich. Die Musik spielt weiter. Noch lauter. Der Bass ist deutlicher zu hören. "GO", schreit Simon. Ich spüre wieder diese aufmerksamen Blicke auf mir.

Ich hüpfe im Regen rum und schmeiße mich teils auf den nassen Boden. Ich schwinge meine Hüfte nach rechts und links und drehe komplett auf. In der Mitte vom Song bin ich dann soweit Ace herauszufordern und tanze ihn an. Dabei übergebe ich ihm den Beat und er tanzt seine Schritte. Sie sind ähnlich zu meinen, aber nicht gleich. Die Schritte sind nicht schlecht und das bringt auf eine Idee. Schnell steige ich zu ihm ein und tanze Schritte die sich zu seinen improvisierten gut ergänzen. Gemeinsam bringen wir den Tanz zu ende und völlig außer Atem fallen wir uns in die Arme. Vergessen für einen Moment, dass wir sauer aufeinander sind und lassen unsere Herzen einfach im selben Takt schlagen.

Bis der laute Applaus uns auseinander bringt und wir uns schnell wieder voneinander lösen. Wir lächeln unseren Kollegen zu und lassen uns loben. "Gut. Danke Simon. Ich geh mal wieder" Mit einer letzten Umarmung von Simon öffne ich meinen Regenschirm und sehe Ace, der erwartungsvoll und mit nassen Haaren vor mir steht. Ich sehe ihn genauso erwartungsvoll an. Dann streckt er mir seine Hand entgegen: "Gut gemacht." Zögernd nehme ich die Hand an. "Du auch"

Wieder Applaus und mit einem Lächeln mache ich mich auf den Weg in meine Wohnung.

In meiner Wohnung lasse ich mich glücklich auf die Couch fallen und spüre die Schreie der Fernbedienung für den Fernseher. Als ich schließlich auf den Power-Knopf gedrückt habe, bereue ich es gleich. In den Nachrichten wird gerade über eine On-Off-Versteckspiel-Beziehung gesprochen. Ace und meine! Mir bleibt der Mund offen stehen.

"So eben kamen Bilder der beiden im Internet auf. Man erkennt eindeutig wie sie tanzen und die lächelnden Gesichter der beiden sind wohl kaum zu übersehen" Diese blöde Schlampe kann mich mal! Beziehung?! Kann man noch nicht einmal mit jemandem tanzen?

Rechtzeitig zu meinem Wutausbruch klingelt es an der Tür. Mit einem gestressten "Ja?" öffne ich sie.

Ace. Schon wieder. Verdammt.

"Hab's gerade mitbekommen", erzählt er leise und hebt mir sein Handy vor die Nase. Mit Falten auf der Stirn schaue ich ihn an und wende mich ab, dabei lasse ich die Tür aber offen stehen.

"Und jetzt?", frage ich höhnisch. "Wir sind nirgends sicher. Wir können nicht mal unser eigenes Leben leben!" Verzweifelt setze ich mich auf die Couch. Ich bin zurück nach Brooklyn, weil ich mich nicht mehr ständig in den Nachrichten sehen wollte. Ich wollte nicht mehr von meinen Freunden und meiner Familie hinterfragt werden. Ich hatte vor ganz normal zu sein! Ich fahre mir durch meine braunen Haare und könnte sie mir alle einzeln rausreißen.

Ich höre wie Ace die Tür schließt und spüre wie die Couch nachlässt als er neben mir Platz nimmt. "Mit unser eigenes Leben leben... meinst du damit... unser  Leben oder dein Leben ist dein Leben und meins ist meins?" Einen sanften Unterton war rauszuhören. Aber ich kann ihn nicht deuten. Und über seine Frage muss ich lange nachdenken. Ich meinte unser Leben. Seins und meins eben.

Ich merke, dass er weiß dass ich nachdenke und lächelt verspielt. "Du kannst wirklich stolz auf dich sein" "Warum?", frage ich verwirrt. "Naja", beginnt er. "Einfach mal so Pause drücken. Sich aus der Öffentlichkeit entfernen wenn man so erfolgreich ist, ist ein harter Schritt. Nach ein paar Wochen wird kein Sender mehr über dich berichten und du kannst endlich wieder normal rausgehen ohne viel darüber nachzudenken was du anziehst weil dich jemand fotografieren könnte." Er seufzt verträumt.

Eine kleine Weile sitzen wir da und schweigen. Aber ich kann es nicht lassen und muss zu ihm rüber schauen.

"Dann drück doch auch mal auf Pause"

Mit glasigen Augen schaut er zu mir auf. "Ja" Er nickt. "Wie gerne ich jetzt auf Pause drücken will"

Mit meinen Zähnen bearbeite ich meine Unterlippe und es kommt mir so vor als würde der Abstand zwischen Ace und mir kleiner werden. Doch als ich wahrgenommen habe, dass sich der Abstand tatsächlich verkleinert hat ist es zu spät.

Unsere Lippen sind schon aufeinander und seine Hand an meinem Hinterkopf. Meine Finger gehen durch seine Haare und ziehen sanft daran.

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Ja? Ja? Ja! 

Ich denke ich kröne dieses Kapitel als eines meiner Lieblinge ^^

Bin gespannt wie es zwischen den beiden weitergehen wird... ihr auch?

Liebe Grüße, extriii <33

Seid ihr auf Wattpad eigentlich mehr am Handy oder Computer?

Don't break my heartWhere stories live. Discover now