41. Lichtgeflutet

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Als ich das nächste Mal auf die Uhr sehe ist schon sechs Uhr Abends und ich bringe die zwei wieder zurück. "Hat es euch gefallen?", frage ich. Finn nickt heftig, genauso wie Bianca. Drüben hat Mrs. Dorth tatsächlich schon angefangen Nudelwasser aufzukochen. "Wir sehen uns dann morgen früh", sage ich zu allen drei. "Ja!", schreit Bianca. Finn scheint das weniger zu interessieren, lächelt aber und Mrs. Dorth kommt zu mir rüber. "Wir freuen uns. Danke für die Einladung, und ihr mögt wirklich nicht her kommen?" "Gerne", beginne ich traurig. "Aber Ace und ich müssen noch einige Dinge planen und er hat auch schon angefangen zu kochen" "Achso", sagt sie aber dann hellt sich ihr Gesicht wieder auf. "Hast du was dagegen wenn ich Josh und Louis hier her einlade?", fragt sie unsicher. "Nein, ach was. Ist doch schön!", bestärke ich sie. "Oh danke, Liebes!"

Lächelnd gehe ich wieder rüber und schreibe Louis noch, dass er morgen aufjedenfall mitkommen kann und Hazel auch. Und dann schreibe ich Hazel genau das gleiche. Schnell bekomme ich die Antwort von Hazel, dass sie morgen früh eine Schicht im Café hat und nicht kommt, aber dass sie Bilder möchte.

"Und? Alles klar?", fragt Ace als ich wieder da bin. "Jap, alles klar und bei dir?", frage ich. "Ja, auch", er grinst und schöpft gerade Essen auf die Teller. "Schon aufgeregt?" Ich nicke und setze mich langsam hin. "Ja, ich hoffe einfach dass morgen alles klappt und mich keine bösen Überraschungen erwarten", sage ich betroffen und ehrlich. "Das wird schon klappen! Da bin ich mir sicher" Er wirkt so positiv und steckt mich damit an, sodass wir an diesem Abend noch viel lachen und das Essen genießen.

"Wäre es eigentlich besser wenn wir den Laden kaufen oder mieten würden?", frage ich den Experten. "Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber wir müssen erst mal den Preisvorschlag abwarten und vielleicht kann man da noch ein bisschen was drehen, und danach kann ich anfangen mit Rechnen", er sagt das mit so einer Leichtigkeit, dass ich total erstaunt davon bin. "Habe ja sonst nichts zu tun", lacht er.

-

Die Nacht über bringe ich kein Auge zu und habe ständig Angst morgen enttäuscht zu werden. Vielleicht hat sich Ace genauso vor dem Arztbesuch heute Morgen gefühlt. Ich finde es jedenfalls schrecklich nicht schlafen zu können und beginne schon Schäfchen zu zählen. Die Nacht vergeht einfach nicht und auch wenn ich von Stunde zu Stunde müder werde, kann ich einfach nicht schlafen.

Als dann schließlich der Wecker klingelt bin ich mehr als froh nun endlich aufstehen zu können und mich zu richten. Ich hüpfe unter die Dusche und lasse mir dabei viel Zeit, dann entscheide ich mich für eine einfache blaue Jeans und einem grauen Pullover. Kurz nachdem ich fertig bin entdecke ich einen frisch erwachten Ace, der mich verdattert ansieht: "Du kannst es kaum erwarten" Seine Stimme klingt so tief und müde und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ich nicke nur und bin schon ganz nervös. Er lächelt mich an: "Ich weiß wie du dich fühlst, aber es wird alles gut. Vertrau mir. Ich mach' jetzt erst mal Frühstück" Er schlängelt sich an mir vorbei und lässt mich mit mir alleine.

Währenddessen renne ich durch die Wohnung und sammle alles ein was ich brauchen könnte. Geldbeutel, Personalausweis, Bankverbindung, Deo und so weiter und packe alles in meine Tasche. Viel essen kann ich beim Frühstück nicht, dafür bin ich zu aufgeregt. "Um dir wenigstens eine Last von den Schultern zu nehmen", beginnt Ace. "Ich habe gestern noch geschafft die Kündigung für deine Wohnung zu schreiben, wir können sie also gleich auf dem Weg noch abschicken" Ich lächle und freue mich wirklich. "Dankeschön", sage ich. "Gerne", grinst er.

Auf dem Weg fahre ich so schlecht Auto wie schon lange nicht mehr, aus dem Grund dass meine Hände total zittern und meine Nervosität gleich mit mir durchgeht.

Als ich auf den Parkplatz hinter dem kompletten Gebäude einbiege sehe ich bereits meine Engsten dastehen. Louis, Bianca und Finn, Mrs. Dorth und sogar meine Eltern. Meine Anspannung lässt augenblicklich ein bisschen nach. "Hast du sie eingeladen?", frage ich Ace lächelnd. "Ja. Ich dachte es würde dir helfen" Er weiß, dass es funktioniert und grinst nur noch breiter. "Dankeschön" Ich fahre ein bisschen um den Parkplatz und suche ein schattiges Plätzchen zum vorwärts einparken. Als ich die Handbremse ziehe hält mich Ace kurz zurück. "Eins noch", fängt er an. "Ja?", frage ich.

"Ich weiß nicht wie wir es geschafft haben, wieder zusammen zu kommen, aber wir haben es irgendwie geschafft und ich find's echt... krass, keine Ahnung. Ich versteh' es nicht-" Bevor er sich noch weiter den Kopf zerbricht, denke ich an den Briefumschlag und seine Bilder und küsse ihn zärtlich. Er küsst mich zurück und ich vergesse für einen Moment meine Arbeit, bis wir uns wieder voneinander lösen. "Jetzt sollten wir raus", sage ich und er nickt.

"Hallo!", rufe ich und von all meinen Lieben kommt ein schwungvolles "Hallo" zurück. Zeitgleich dazu kommt auch ein älterer Herr aus einer Hintertür: "So viele? Aber Sie sind Stella Norris, kennt man ja" Er gibt mir die Hand und ich lächle ihn an. Immerhin ist er ehrlich was meine Bekanntheit angeht und stellt sich nicht dumm. "Kommen Sie doch alle mit" Er schließt die Tür wieder auf und lässt uns alle rein.

Nun stehen wir in einem breiten Flur der durch die Glastür, durch die wir kamen, mit Licht gefüllt ist. "Durch diese Tür, gelangt man zur Straße wo Sie das Plakat gesehen haben und durch diese Tür geht es in den Raum", er öffnet sie mit seinem Schlüsselbund und die Anspannung steigt wieder. Doch als er die Tür öffnet ist alles vorbei.

Wir stehen in einem lichtgefluteten, großen Raum, mit einer hohen Decke und einer kleinen Wendeltreppe nach oben. "Es ist besser als ich dachte", flüstere ich und bin hin und weg. Auch meine Begleiter sind begeistert und nicken mir bestärkt zu. "Kann ich nach oben?", frage ich überwältigt. "Ja, natürlich", lacht er und schon sprinte ich die Treppe nach oben. Oben angekommen, stehe ich gleich in einem genauso hellen und großen Raum, mit viel Glas. Der Raum wäre für den richtigen Unterricht dann wohl besser, weil Fußgänger so nicht reinschauen können. Auf der anderen Seite entdecke ich an der Wand noch zwei Türen, die man leicht übersieht. Als ich die eine öffne, kommt mir ein kleiner Lagerraum entgegen und hinter der anderen verbirgt sich die perfekte Umkleide.

Die anderen sind mir nach oben gefolgt. "Bianca, was sagst du?", frage ich. "Ich find's schön! Ich habe total Lust jetzt zu tanzen", sagt sie mit ihrer hohen Stimme. "Genau das gleiche habe ich auch gedacht", gestehe ich glücklich und schaue nochmals in die Runde. Alle sind begeistert und schauen sich um. "Es ist perfekt", flüstere ich.

Ich stelle mir den kleinen Raum, mit viel Schuhen, Klamotten und Steppern vor, diesen Raum mit Spiegeln und Ballettstangen, unten der Empfang und kleine interne Shows für Breakdancer oder andere Freiwillige. Ich bin Feuer und Flamme für dieses Gebäude und sehe tatsächlich meine Zukunft im hier und jetzt, und das beste ist: Ich bin nicht alleine.

Ich drehe mich zu dem Herrn, der mich lächelnd ansieht und die Hände hinter seinem Rücken hat. Ein letztes Mal schaue ich die Gesichter und Gesten meiner Begleiter an, sie müssen gar nicht viel sagen, denn ich weiß genau was ich will.

"Ich nehme es"

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Der Epilog ist gleich im Anschluss und die Danksagung haue ich auch in ein paar Stunden raus, es würde mich riesig freuen wenn ihr da auch kurz rein schauen würdet :)

Don't break my heartWhere stories live. Discover now