Epilog

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Heute ist ein regnerischer Tag, aber das hält mich nicht davon ab, eine der glücklichsten Frauen der Welt zu sein. Meine Tanzschule läuft besser als irgendeine andere in der Gegend und nachdem Ace und ich die Räume gekauft haben, habe ich mein ganzes Herzblut darein gesteckt und immer wieder an der Einrichtung gefeilt. In die Umkleidekabine musste ich eine Trennwand einbauen lassen, damit sich Mädchen und Jungs ungestört umziehen können und das Lager musste ich zweimal erweitern, weil ich zu viele Schuhe und Matten und sonstiges drin gelagert habe. Aber im Moment passt zum Glück alles.

"Sicher, dass du mit deiner Kugel gehen kannst?", fragt Ace lachend bevor er mich küsst. Diese Frage stellt er seit ein paar Wochen jeden Tag und findet es jedes Mal auf's neue witzig. Ich muss selbst zugeben, für eine Schwangere im siebten Monat ist mein Bauch wohl größer als der Durchschnitt, aber das heißt nicht, dass ich mich das von irgendwas abhalten kann. "Ich tanze ja nicht. Also ja, ich kann gehen", lache auch ich.

"Also tschüss", schreit Ace, während er seinen Rucksack packt. "Tschüss, mach's gut und mach sie fertig", schreie ich von der anderen Seite des Raumes und schlage die Wohnungstür zu. Tatsächlich sind wir vor wenigen Jahren umgezogen, da uns die Wohnung zu klein wurde und wir Geld angehäuft hatten um in eine zu ziehen, die unseren beiden Vorstellungen entspricht. Und heute tritt Ace in einem der wichtigsten Boxkämpfe im Jahr an und hat wirklich gute Chancen als Meister aus dem Ring zu gehen. Nachdem er so viel für uns getan hat und nach seinem Unfall von damals ehrgeizig aber mit Vorsicht weiter gemacht hat, hat dieser Mann die komplette gute Welt verdient.

Schnell setze ich mich ins Auto, damit ich nicht noch nasser werde und fahre auch schon los. Auf dem Parkplatz ist noch nicht viel los, aber ich bin auch sehr früh dran heute. Als ich schließlich die Eingangstür aufschließe und in dem grauen Flur, indem ich nichts verändert habe, stehe öffne ich schließlich die große Tür zu den Raum am Gehweg.

Ich liebe den Kontrast von dem grauen Flur zu diesem hellen Raum. Ich habe einige Plakate und Zeitungsartikel über die Schüler und mich an die Wände gehangen und eine Ballettstange an die Wand angebracht. In diesem Raum habe ich wenig Spiegel, da ich hier meist Partnertänze oder Improvisationsbattle veranstalte und die Tänzer nicht von ihrem Spiegelbild abgelenkt werden sollten. Außerdem habe ich hier noch einen modernen Schreibtisch, den man rollen kann, und einen Stuhl reingestellt, damit Maya hier arbeiten und weiterhin das machen kann, was sie schon immer gemacht hat. Von diesem Platz strahlt sie mich auch schon an und lässt damit den Regen für einen Moment verschwinden. "Wie geht es dir heute?", fragt sie. "Wirklich gut und dir?", stelle ich ihr glücklich die Gegenfrage. "Auch"

In diesem Raum herrscht so eine positive Energie vor allem an Abenden oder mittags, wenn die Schüler hier aus und ein strömen und sich in diesem Raum eintanzen. Es macht einfach so viel Spaß. "Was hast du für heute geplant?", will sie wissen, damit sie es sich gleich in ihren organisierten Kalender schreiben kann. "Ich möchte heute mit der ersten Gruppe für die Hochzeit von Hazel und Louis proben und danach das gleiche wie letzte Woche" "Super, dankeschön", sagt sie gleich wieder voll konzentriert und ich quetsche mich die Treppe nach oben.

Durch den Regen wirkt heute alles eher dunkler, deshalb schalte ich das Licht an und werde von der strahlend weißen Wand gleich geblendet. Hier habe ich an eine komplette Wand Spiegel angebracht und neben die Fenster Bretter für Dekoration montiert.

Ich gehe in den Lagerraum und möchte nach dem einen kaputten Paar Schuhe suchen, als ich mich plötzlich eine alte bekannte Stimme erschreckt. Langsam trete ich aus dem Raum und sehe an der Treppe Alexa stehen. Kurz schweigen wir uns an. Ich habe so lange nichts mehr von ihr gehört, nur das was in den Medien berichtet worden ist, aber wer glaubt das schon. Sie verliert mehr Fans, Promi-Freunde wenden sich von ihr ab... Dann räuspere ich mich schließlich: "Was machst du denn hier?", frage ich sie erstaunt und verwundert. Sie schaut traurig zu Boden. "Ich war gerade in der Stadt und da dachte ich, ich schau mal vorbei und" Schweigen. Ein kurzes Schnappen nach Luft von ihr und dann Schluchzen.

Plötzlich habe ich das Gefühl, das meine Ohren gleich abfallen könnten und stehe überrascht da. "Alexa", fange ich an. "Nein, Stella. Ich habe so eine Scheiße gebaut, ich weiß. Aber ich war so wütend auf Marten und dich. Ich meine, wie kann eine beste Freundin so sein, dass sich der Freund in sie verliebt? Da dachte ich, ich hebe unsere Pause wieder auf, also meine. Ich musste einfach wieder raus gehen und auf der Bühne mir die Seele aus dem Leib schreien und tanzen" Sie überrascht mich mal wieder komplett.

Irgendwie kann ich sie verstehen, sie war ja auch diejenige die überhaupt keine Pause wollte, aber sie hätte mir Bescheid geben können und ich sehe, dass sie weiß wie viel Schaden sie mit dieser Aktion angerichtet hat. Ich gehe zu ihr rüber und nehme sie in den Arm. Sie tut mir wirklich leid, sie hat aus purem Schmerz gehandelt. "Die Medien...", beginne ich, weil ich abschätzen möchte, wie gut oder schlecht es ihr sonst noch wirklich geht. "Die lügen nicht", sagt sie traurig. "aber sie übertreiben", sagt sie mit einem winzigen Augenrollen. "Ich bin aber gerade dabei, alles mit allem zu klären", sagt sie schniefend. Es ist typisch für sie, jetzt da sie alleine ist, wieder zu denen zu gehen, denen sie am meisten leid tun würde. Aber, wie gesagt, es ist nicht nur blöd für sie, sondern es war auch mehr als blöd für mich. Aber trotzdem freue ich mich, dass sie gerade alles wieder klärt...

Von unten höre ich Mayas Klingel, was bedeutet dass die ersten Schüler die Tanzschule betreten haben. "Das freut mich für dich", gestehe ich ihr. "Ich habe jetzt Unterricht", sage ich leise und unterbreche damit unser wichtiges Gespräch. Sie nickt wieder und geht gerade die Treppe runter, als ich ihr noch was hinter her rufe: "Aber lass dich nochmal blicken okay?" Ich lächle ihr ermutigend zu, woraufhin sie mich verwundert anschaut und dann wieder lächelnd geht.

"Hallo meine Lieben!", begrüße ich meine Schüler, die mir alle aufgeregt zuwinken. "Na los, zieht euch um" Neugierig bleibt der kleine Rico vor mir stehen: "Wo ist Ace heute?" will er wissen und ich muss grinsen. Er ist nicht nur ein guter Tänzer, sondern auch ein großer Ace Ward Fan und fällt jedes Mal fast in Ohnmacht wenn er Ace hier sieht. "Er hat heute einen ganz wichtigen Kampf. Sollen wir ihm viel Glück wünschen?" Ricos Miene hellt sich auf und ich zücke mein Handy, damit wir ein Selfie machen können. Ich schicke es Ace und schreibe dazu Viel Glück.

Rico rennt dann schließlich schnell in die Umkleidekabine und ich merke wie viel Lust ich auf den jetzigen Unterricht habe und auch, dass es aufgehört hat zu regnen.

Don't break my heartWhere stories live. Discover now