Geschwisterliebe

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Inzwischen war es fast 12 Uhr. Meine Hände und meine Nase waren bereits zu Eiszapfen geworden. Da brachte selbst die Decke nichts. Jimin unter mir zitterte genauso wie ich. Wir hatten uns auf der Bank bequem gemacht, wenn man das überhaupt so nennen kann, und kuschelten uns Brust an Brust aneinander.
"Jetzt müsste er doch irgendwann kommen oder?"
"Eigentlich schon" sagte ich und schaute auf mein Handy... keine neuen Nachrichten.
Ich steckte es wieder weg, doch als ich gerade meine Arme wieder um Jimin platzieren wollte, ergriff er meine Hände um sie sich selbst unter sein Shirt zu platzieren.
"So ist besser oder?" lächelte er mir zu.
"Ja aber ist das nicht zu kalt für dich?"
"Geht... es wäre aber sinnvoller wenn wir uns ganz ausziehen würden. Dann kommt die Körperwärme besser an" grinste mein Freund augenbrauenwackelnd. Ich zwickte ihm in die Seite.
"Ha ha sehr witzig. Wenn du ein Auto siehst müssen wir uns sofort trennen. Ich will nicht, dass mein Bruder denkt..."
"...dass wir zusammen sind?"
Ich nickte schweigend. Jimins Gesicht verfinsterte sich minimal.
"Aber nur, weil ich nicht weis, wie er über sowas denkt und weil er mich gerne mal bei meinen Eltern anschwärzt."
"Du musst es mir nicht erklären... ich versteh dich doch. Wir sind immerhin in der gleichen Situation."
"Ja bloß dass es meine Schwester schon weiß und ich nicht weiß wie lange sie den Rand hält."
"Bis jetzt hat sie ihr Versprechen doch gehalten."
"Ja aber sie meinte auch, ich soll es unseren Eltern sagen. Sie meinte mein Vater würde es sicherlich nicht schlimm finden."
"Und was denkst du?" fragte er interessiert nach und schaute mich eindringlich an. Ich dachte kurz darüber nach, obwohl ich die Antwort schon kannte.
"Mein Vater arbeitet bei der Armee. Er hätte gerne, dass ich in seine Fußstapfen trete, nachdem Baek das eben nicht getan hat. Er meint die Armee macht mich zum richtigen Mann, aber ich denke nicht, dass er davon immer noch überzeugt ist, wenn ich ihm erzähle, dass ich auf Jungs stehe" erklärte ich meinem Freund so emotionslos wie möglich, doch er merkte, dass mich das ganz schön beschäftigte.
"Hat er jemals etwas schwulen feindliches gesagt?"
"Nein. Überhaupt nicht."
"Das ist doch gut."
"Schon, aber das liegt nur daran, dass in unserer Familie solche Themen unter den Tisch gekehrt werden."
Jimin dachte einen Moment nach.
"Willst du es Ihnen denn sagen?"
"Ich weis nicht... manchmal schon."
"Mhh... du könntest das Thema ja immer mal wieder ansprechen um zu sehen wie sie reagieren" schlug er vor.
"Ja vielleicht. Mal sehen."
Jimin nickte und schaute kurz auf die Uhr.
"Viertel vor eins" sagte er und gähnte schon im nächsten Moment, was ich ihm sofort nachmachte. Dies verursachte, dass sich ein Lächeln auf dem Gesicht meines Freundes bildete. Seine kühlen Hände strichen mir kurz über die Wangen, doch als er merkte, dass es für mich kalt sein musste, legte er sie auf meinen Hinterkopf.
"Bevor dein Bruder kommt" flüsterte er auf einmal "krieg ich noch einen Abschiedskuss?"
Seine dunklen Augen zogen mich wie magisch an, also nickte ich automatisch und drehte schon den Kopf auf die Seite. Wie gewohnt, leckte sich Jimin kurz über die Lippen, bevor er unsere miteinander verband. Für wenige Sekunden lagen unsere Lippen nur aufeinander, doch dann begann er sie schnell zu bewegen und mit meinen Lippen zu spielen. Es fühlte sich gut an, denn es kam mir so vor, als würde mein Blut wieder schneller durch meine Adern rauschen. Um meinen Freund auch etwas aufzuwärmen strich ich ihm über seine Haut und fuhr immer wieder zu seiner Brust hoch. Kurz unterbrach er den Kuss, um grinsend zu flüstern:
"Wird wärmer oder?"
Ich summte nur bestätigend in den Kuss und machte einfach so weiter, bis ich etwas in der Ferne hörte und sofort aufschreckte.
Etwa 100 Meter entfernt kam ein Auto auf uns zugefahren. Anhand der Scheinwerfer konnte ich fast sicher sagen, dass das unser Auto war. Schnell löste ich mich von Jimin, riss die Decke weg und stand soldatenmäßig an der Straße bereit. Jimin gesellte sich sofort neben mich.
"Meinst du er hat es gesehen?" fragte ich noch schnell und wurde sofort aufgeregt.
"Keine Ahnung" sagte er offen, was es mir nur noch schwerer machte.
"Oh scheiße verdammt" begann ich zu stressen.
"Hey vielleicht hat er uns auch nicht gesehen. Es ist doch so dunkel hier... er hat uns sicher nicht gesehen."

Maybe more than friends| Jikook Onde histórias criam vida. Descubra agora