XLIX.

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Kapitel 49

,,Junge Dame, Sie müssen jetzt wirklich aufwachen!" Eine Hand rüttelt leicht an meiner Schulter, während eine flüsternde Stimme in meinem Ohr erscheint. Verwundert runzle ich meine Stirn und schließe meine Augen noch fester. Wer wagt es denn, meinen wunderschönen Schlaf zu stören?

Plötzlich bemerke ich aber, dass das ein sehr komischer Schlaf sein muss, denn ich liege keineswegs in meinem bequemen Bett. Unter meinem Kopf ist eher etwas Hartes. Ruckartig öffne ich meine Augen, als mir bewusst wird, was das unter meinem Kopf ist. Es ist Edwards muskulöse Brust. Die Ereignisse der letzten Nach strömen in meinem Kopf und mir wird immer bewusster, in was für einer miesen Situation ich gerade stecke.

Ich bin nämlich in einem Zimmer, in dem ich überhaupt nicht sein dürfte, eingeschlafen. So setze ich mich schnell auf und erblicke einen Anzugtragenden Mann neben mir, der mich belustigt anlächelt.

,,Lassen Sie mich raten: Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen, weil Sie sich zu viele Sorgen gemacht haben. Als Ihnen dann heute Morgen eröffnet wurde, dass sie Ihren Freund nicht besuchen dürfen, haben Sie das einfach ohne Erlaubnis gemacht und sind dabei eingeschlafen, weil Sie logischerweise übermüdet und erschöpft sind, nicht wahr?"

Verblüfft starre ich den weißhaarigen Mann vor mir an, der eindeutig nicht mehr der Jüngste ist, aber allzu alt auch nicht sein kann. Ich denke mal, seine Haare wurden sehr schnell weiß, denn sein Gesicht hat noch nicht so viele Falten. Ob das wohl Edwards Arzt ist? Verdammt, natürlich ist es Edwards Arzt, wer sollte es sonst sein?

,,Woher...wissen Sie das alles?", ist jedoch die einzige Frage, die ich schaffe, auszusprechen, obwohl einige andere sich in meinem Kopf bilden. Mein Blick fällt auf Edward, der neben mir schläft und ich frage mich natürlich sofort, wie lange er denn noch schlafen wird. Wie lange habe ich überhaupt geschlafen? Es fühlt sich jedenfalls nicht besonders lange an, denn ich bin immer noch sehr müde.

,,Das werde ich ihnen später erklären, ich bitte Sie aber, jetzt mitzukommen, damit wir den guten Edward nicht stören", entgegnet mir der Arzt weiterhin im Flüsterton und lächelt aufmunternd. Ich mache jedoch keinerlei Anstalten, aufzustehen, stattdessen frage ich:

,,Sind Sie sein Arzt? Wann wird er denn aufwachen? Wie geht es ihm? Was ist mit seiner Verletzung?"

Der Mann seufzt nun, was ihn auf Anhieb noch älter aussehen lässt, da mir erst jetzt die Augenringe unter seinen Augen auffallen. Irgendwie sieht jeder heute äußerst erschöpft aus. Ob das bei ihm wohl auch an den Vorfällen der letzten Nacht liegt? ,,Ich weiß nicht, wann er aufwachen wird, das liegt ganz daran, wie sein Körper das alles verarbeitet. Es wird ihm aber sicherlich bald besser gehen. Bitte, kommen Sie jetzt mit mir mit!"

Eigentlich sollte ich meines Wissens zufolge wirklich nicht irgendeinem Mann flogen, denn gute Erfahrungen habe ich damit nicht gemacht. Weil es aber Edwards Arzt ist und mein Gehirn erschöpft ist, denke ich nicht weiter darüber nach und stehe schließlich seufzend von Edwards Bett auf.

Zwar strebt sich alles in mir dagegen, dieses Zimmer zu  verlassen, doch ich muss es tun. Mit Edwards Arzt möchte ich mich nämlich nicht anlegen. So folge ich ihm aus dem Zimmer und schließe die Tür hinter mir, sobald wir im leeren Krankenhausflur stehen.

,,Würden Sie nun bitte mitkommen?", fragt mich schließlich der Arzt, sobald ich mich in seine Richtung gedreht habe. Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, dreht er sich nach links und beginnt, den Gang entlangzulaufen. Kurz bleibe ich verwirrt stehen, renne aber schließlich das Stück zu dem Arzt auf und frage:

E.A.T.E.R. - Die FassadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt